gamescom schließt mit 245.000 Besuchern – gewaltiger Fehlschlag
Mit 245.000 Besuchern ist in Köln soeben die erste gamescom zu Ende gegangen. „Die Premiere der gamescom ist hervorragend verlaufen“, sagt Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der koelnmesse GmbH. „Wir freuen uns über die begeisterten Reaktionen der Aussteller und Besucher. Damit hat sich die gamescom auf Anhieb als Leitmesse etabliert.“
„Wir sind sehr stolz auf die Premiere der gamescom“, behauptet Olaf Wolters, Geschäftsführer des BIU. „Sie hat auf Anhieb alle Ziele erfüllt und ist die größte Spielemesse der Welt. Computer- und Videospiele sind so attraktiv, dass unsere Branche trotz Wirtschaftskrise alle Rekorde bricht.“
Bisher war die europäische Spieleleitmesse die „Games Convention“ in Leipzig, die vom Branchenverband BIU ausgerichtet wurde. Als der Vertrag mit der Messe Leipzig auslief, sah sich der BIU nach einem neuen Austragungsort um, weil die infrastrukturelle Erreichbarkeit Leipzigs nachteilig sei (Flughafen wird mit Halle geteilt, wenige Bahnverbindungen, kaum Autobahnanbindungen), und ging ins de facto viel besser infrastrukturell eingebundene Köln. Da die Namensrechte der Games Convention aber nicht der BIU gehören, sondern eben der Messe Leipzig, musste ein neuer Name her: gamescom wurde es. Das ist die Vorgeschichte – gleicher Veranstalter, anderer Name, anderer Ort.
Die Besucher waren sich im großen Ganzen schnell im Klaren, dass das schöne und großzügige Leipziger Flair vom hässlichen, bedrückenden Köln nicht erreicht wird – man vergleiche nur einmal die Ankunft in den jeweiligen Städten per Bahn (hier ein paar Eindrücke der Hauptbahnhöfe in Köln und hier von Leipzig). Entsprechend wurde im Internet und anderswo gegen die gamescom mobil gemacht – übrigens auch von uns, weil wir es unmöglich von der BIU finden, die Leipziger Messe die Aufbauarbeit für eine erfolgreiche Spielemesse in Deutschland leisten zu lassen, damit dann irgendeine dahergelaufene andere Messegesellschaft die Sahne abschöpfen darf.
Und nun grinsen also koelnmesse und BIU glückstrahlend in die Kameras, was für ein großartiger Erfolg die gamescom geworden sei.
Doch von außen betrachtet kann man eigentlich nur von einem furiosen Fehlschlag der gamescom sprechen. Das direkte Einzugsgebiet Leipzigs hat – mit viel Fantasie – eine Größe von vielleicht zwei Millionen Menschen. Köln hingegen liegt im Herzen Nordrhein-Westfalens, das mit 18 Millionen Einwohnern alleine schon zwei Millionen Einwohner mehr zu bieten hat als die fünf Bundesländer, die vor 20 Jahren noch unter „DDR“ firmierten und dessen Teil das Bundesland Sachsen mit seiner größten Stadt Leipzig ist, zusammengenommen.
Zur Games Convention nach Leipzig pilgerten 2008 gute 200.000 Besucher (also ca. zehn Prozent des Einzugsbereichs), und zur diesjährigen gamescom 245.000 (also nur ca. 1,4 Prozent des Einzugsbereichs). Macht Euch selbst Gedanken, welcher Messestandort der für das Publikum angenehmere ist.
Die nächste gamescom findet vom 18. bis 22. August 2010 wieder in Köln statt.