Rohrkrepierer: Valve entschuldigt sich für fehlerhafte Steam Hardware und verschenkt Spiele

Gestern sollte der zielgenaue Startschuss für Valves Hardware-Offensive in die Wohnzimmer der Spieler erfolgen: Knapp einem Monat vor dem offiziellen Release im November, erhielten auch deutsche Vorbesteller die ersten Einheiten der Steam Hardware: In der macinplay-Redaktion trafen pünktlich zur Mittagspause sowohl der Steam Controller als auch die Streaming-Box Steam Link ein. Das machte Appetit auf mehr und roch nach einem ausführlichen Test im Zusammenspiel mit Mac OS X und kompatiblen Titeln. Doch schnell machte sich Ernüchterung breit und unsere spielehungrigen Redakteure blieben mit leerem Magen zurück.

Denn Mac-User schauen bei Valve derzeit im wahrsten Sinne des Wortes in die Röhre: Obwohl der Hersteller aus Washington allen Nutzern rät, bis zum offiziellen Release im November den Steam-Beta-Client zu verwenden, ist die Kompatibilität mit den über 6.000 bei Steam erhältlichen Spielen mehr als eingeschränkt. Nur wenige Titel wie der Valve-Puzzler Portal 2 bieten vom Anbieter empfohlene Voreinstellungen für den Steam Controller – meist müssen die Spieler selbst Hand anlegen und aus den vielfältigen Einstellmöglichkeiten eine eigene Konfiguration erstellen, die dann auch der gesamten Steam Community zur Verfügung gestellt werden kann.

Grundsätzlich hat das Konzept viel Potenzial: Der Steam Controller verfügt über zwei berührungssensitive Touchflächen ähnlich Apples Magic Trackpad, die auch haptisches Feedback bieten und frei belegt werden können. Damit lassen sich Maus und Tastatur, Trackballs und Joysticks, sowie Gamepads mit dem Xbox-Layout emulieren. Ziel des Konzepts ist es, klassische PC-Spiele wie z. B. Civilization V oder Point ’n‘ Click-Adventures auch am heimischen TV mit Controller spielbar zu machen und die Attraktivität des Computers als Spieleplattform fürs Wohnzimmer zu steigern. Leider lassen sich unter Mac OS X derzeit nur Maus und Tastatur mit dem Steam Controller nachbilden – die wichtige Gamepad-Emulation fehlt vollständig und macht den Controller faktisch unbrauchbar.

Der fehlende „Link“ aus Valves Sicht ist eine kleine schwarze Plastikbox, die etwas größer als ein Apple TV ist und über HDMI an den Fernseher angeschlossen wird. Auf diesen Steam Link lassen sich Spiele von einem anderen Mac oder PC im Heimnetzwerk über In-Home-Streaming übertragen – laut Valve in 1080p und mit 60 Bildern pro Sekunde. Das würde auch für schnelle Actionspiele und (bedingt) für Multiplayer-Shooter genügen. Soweit die Theorie, in der Praxis sieht es derzeit unter OS X und Valves eigenem Linux-Derivat SteamOS ganz anders aus: Der Bildschirm bleibt schwarz bzw. Steam-Blau, denn In-Home-Streaming gibt es momentan nur für Windows. Aber auch hier gibt es Schwierigkeiten: Valve rät deutlich davon ab, über WLAN zu streamen und empfiehlt Steam Link über ein Ethernetkabel anzuschließen. Nicht gerade wohnzimmertauglich.

Unter diesen Umständen können wir derzeit leider keinen aussagekräftigen Test mit mehreren Meinungen durchführen und raten allen Mac-Spielern vom Kauf des Steam Controllers und des Steam Link ab – zumindest bis Valve die technischen Probleme behoben hat. Noch haben sie vier Wochen Zeit bis zum offiziellen Verkaufsstart.

Valve ist sich dieser Situation jedoch bewusst und hat schnell reagiert: Noch heute Nacht wurde eine E-Mail an alle Mac-Vorbesteller gesendet, in der sich das Steam Hardware Team entschuldigt und rasche Besserung gelobt. Die Rückgabefrist für den Steam Controller und Steam Link wurde von 30 auf 60 Tage verlängert. Unzufriedene Kunden können sich unter der E-Mail-Adresse

SteamHardwareMac@valvesoftware.com

an Valve wenden und erhalten den vollen Kaufpreis zurückerstattet. Als Kompensation bekommen alle Vorbesteller, die sich mit dem OS X-Client bei Steam anmelden das Valve Complete Pack kostenlos. Es enthält alle bisherigen und zukünftigen Valve-Spiele wie die Half Life- und Portal-Serie und wird dem entsprechenden Steam-Account automatisch hinzugefügt. Besteller dürfen die Spiele auch dann behalten, wenn sie sich für eine Rückgabe der Steam-Hardware entscheiden.