Snowtape 2

„Ich mach dir mal ’n Tape“ war zu meiner Jugend ein weit verbreiteter Spruch, wenn es um Musik ging. Damals gab es wunderliche große Kästen, in die man kleine Plastikteile stecken konnte, und wenn dann mit einem deutlich mechanische „Klack“ die Play-Taste eingerastet war, dann kamen Töne aus diesem Kasten.
Das nannte sich offiziell Compact Cassette und war kurz gefasst ein analoges Aufzeichnungsverfahren auf Magnetbändern. Pausenhofgespräche drehten sich nicht um iOS oder Android, sondern ob Chromdioxid oder Metal-Bänder jetzt besser sind.
Aber trotzdem war es eine lustige Zeit, irgendwie…

Dieses Jahr hat Sony gerade still und heimlich die Produktion des Walkman eingestellt und, wir leben in einer digitalen Welt. iPods sorgen sorgen für die mobile Musikbeschallung, und zuhause verwalten wir per iTunes unsere Mediatheken. Natürlich sind alle CDs eingelesen, und selbst mein LP-Bestand ist inzwischen vollständig digitalisiert worden. Frische Ware wird praktischerweise gleich digital aus dem iTunes Store bezogen.
Und jetzt kommt ein Programm, das uns verspricht, Internetradio abzuspielen und nebenbei auch noch aufzunehmen.

Turn Your Radio On

Nun, widmen wir uns zunächst dem Radio:
Nach der Installation von Snowtape wird eine Senderliste importiert, und auf einen Schlag hat man über 100 Radiostationen zur Auswahl. Das ist schon mal nicht schlecht, neben einigen Top 100 Sendern werde auch spezielle Interressen bedient. So dass eigentlich jeder nach kurzem Stöbern den einen oder anderen Sender in die Favoriten gezogen hat. Schön, man klickt also einen Sender an und kann den hören, ganz nett. Wer Growl installiert hat, der kann sich per Infofenster die Titel anzeigen lassen, nettes Gimmik. Jetzt bietet iTunes ja auch schon einen Haufen Radiosender, und diese kann man auch per Drag’n’Drop einfach in Snowtape integrieren. Eine weitere Quelle ist die die wirklich sehr ergiebige Senderliste auf visone-test.de, die eine Vielzahl auch ausländischer Sender enthält. Oder man tippt eine bekannte Adresse per Hand ein, falls CMD-c / CMD-v mal nicht geht.
Die Verwaltung der Radiosender ist mittels selbst erstellter, auch intelligenter Listen ausgesprochen komfortabel.
Die Qualität der Streams ist unterschiedlich, überschreitet aber selten 128 kbits, was allerdings, ehrlich gesagt, fürs Radio hören nebenbei durchaus reicht.
Das Ganze ist auch hübsch verpackt, sofern man die Farbe schwarz mag. Als besonders Schmankerl kann man das Programm per Apple Remote oder per App von eurem iDevice steuern. Und wer ein Apple TV oder ein Airport Express besitzt, der kann die Musik auch dorthin streamen.

Das Radio hören klappt also schon mal ganz gut, aber das könnte man auch kostengünstiger per iTunes erledigen.

Achtung Aufnahme!

Eines der großen Pluspunkte der Kassette war die Möglichkeit das Radioprogramm mitzuschneiden und so immer die aktuellen Hits parat zu haben, oder eben irgendwelche obskure Coverversionen oder Livemitschnitte. Das war schon ziemlich Klasse.
Ok, ich gestehe es: ich bin ein Jäger und Sammler. Und im Verlauf der Zeit hat sich eine ganze Menge Musik bei mir angesammelt, angefangen von Langspielplatten über CDs bis hin zu Downloads hat sich in 30 Jahren jede Menge Zeug angehäuft. Aber wenn ich eine Party beschallen sollte, dann wäre ich vor echte Probleme gestellt. Denn weder Delta Blues der 30er Jahre noch Dylan-Bootlegs sorgen im allgemeinen für volle Tanzflächen.
Womit wir zur zweiten Funktion von Snowtape kommen, der Aufnahme. Im Gegensatz zum Filesharing ist nämlich in diesem unserem Lande das Aufnehmen von Radiosendungen immer noch erlaubt. So bietet sich also eine großartige Möglichkeit seine Sammlung zu erweitern oder eben überhaupt erst mal eine aufzubauen.
Und das ist wirklich ziemlich gut gemacht. Ihr wählt einfach einen Sender und drückt den roten Knopf oben links. Jetzt wird das laufenden Programm aufgenommen bis Ihr Stoppt oder aber die Festplatte voll ist. Aber nicht nur das, die aufgenommenen Songs werden gleich geschnitten und getaggt. Man kann die Songs automatisch ein- und ausblenden, um so harte Übergänge vermeiden, was hätte ich damals für so eine Funktion an meinem Kassettenrecorder gegeben.
Wer eine bestimmte Sendung aufnehmen will, der kann Snowtape die gewünschte Aufnahmezeit mitteilen und das Programm legt los, wenn es soweit ist. Selbstverständlich kann man einen Sender hören und einen anderen aufnehmen oder auch mehrere Aufnahmen parallel machen.
Und wenn das automatische Schneiden der Tracks mal in die Hose geht, denn hier ist das Programm auf die Informationen des Streams angewiesen, dann kann selbstverständlich von Hand nachgearbeitet werden. Dabei ist der Editor im Vergleich zum Vorgänger ordentlich aufgebohrt und damit endlich auch benutzbar geworden. So wurde endlich eine Wellendarstellung und eine Zoomfunktion zum sekundengenauen Schneiden eingebaut. Die Bearbeitung der Tracks erfolgt dabei grundsätzlich ohne Umkodierung, so dass auch bei mehrmaligem Bearbeiten keine Verluste entstehen.
Man kann die Aufnahmen entweder gleich nach iTunes exportieren oder aber erst einmal in Snowtape sichten. Auch hier kann man wieder mit Listen und intelligenten Listen arbeiten, um sich einen Überblick zu verschaffen, auszusortieren und dann die wahren Perlen in sein iTunes zu exportieren.
Nutzer von last.fm können Ihre Favoriten scrobbeln, und den Rest der Welt, an dem was sie gerade hören, teilhaben lassen.

Die ganze Zauberei verbraucht dabei keine 10% der Prozessorleistung meines DualCore iMacs, so das ich ohne Probleme andere Dinge nebenbei erledigen kann. Nur wer eine ähnlich schwachbrüstige Anbindung wie der Autor besitzt (DSL 2000), der sollte mit der Internetnutzung vorsichtig sein, sonst kann es durchaus passieren, dass der Radiostream abbricht.

Und sonst so?

Vielleicht hab ihr es ja schon gemerkt: Snowtape gefällt mir ausgesprochen gut. Das Programm ist einfach zu bedienen und macht das was es soll, nicht nur ziemlich gut, sondern auch automatisch. Es ist wirklich nur sehr selten nötig, einen Titel einmal nach zubearbeiten.
Wenn man die Aufnahmefunktion einmal ausblendet, dann ist es ein sehr komfortables Internetradio, aber nichts, was einen vom Hocker reisst. Aber sobald der rote Knopf oben links in Aktion tritt, dann sieht die ganze Sache schon anders aus. Egal ob man auf der Jagd nach Raritäten ist oder einfach nur die aktuellen Top 40 für die nächste Party braucht: Günstiger und einfacher kommt man momentan nicht legal an Musik heran.

Womit wir bei den Preisen wären:
Bei ASH kostet die Downloadversion 25.- €, eine Familienlizenz ist für 35.- € zu bekommen, und Benutzer von Snowtape 1 können für 14,90 € auf die aktuelle Version updaten. Und das sollten sie angesichts der vielen Verbesserungen auch tun.
Eine kostenlose Demoversion gibt es auch, dankenswerter Weise ist sie kaum eingeschränkt, nur die Aufnahme stoppt nach 15 Minuten, so das man in Ruhe alles ausprobieren kann..
Allerdings setzt das Programm OSX 10.6 voraus. Wer noch mit OSX 10.5 oder gar mit einem PPC-Rechner unterwegs ist, der muss leider bei der alten Version bleiben, die zwar im Prinzip das Gleiche macht, nur eben nicht ganz so gut.
Hier gehts zu Snowtape bei ASH

AppStore

Mobile Benutzer könne sich eine App im Store besorgen, die aber leider nicht die Aufnahmen auf den Mac exportieren kann. Aber wer viel Radio hört der kann ja mal einen Blick riskieren:

[app 361383871]

Und hier noch die angesprochene Remote App:

[app 323830715]

Screenshots (klicken für mehr)

[flickr album= 72157625388102887 num=5 size=Square]

Habt Ihr eigene Screenshots vom Spiel? Schickt sie uns!

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