ATI Radeon 9800 Pro Mac Edition

Wer in den letzten Monaten Testberichte und Nachrichten zu den verschiedenen Grafikkarten und ihren Herstellern gelesen hat, dem ist sicherlich das Flaggschiff des kanadischen Herstellers ATI aufgefallen: die Radeon 9800 Pro, die es auch noch in einer ausschließlich für den G5 nutzbaren Special Edition gibt. Betitelt mit „Derzeit schnellste Grafikkarte auf dem Markt“ verspricht die Radeon-Karte eine ganze Menge und um festzustellen, ob sie dieses Versprechen auch einhalten kann, befindet sie sich nun im Test.

Technische Details
Die Eckdaten der Radeon 9800 Pro sind schon beeindruckend, man nehme nur die 128 MB Videospeicher, die selbst hoch auflösendste Texturen problemlos verarbeiten können. Zum Einsatz kommen dabei DDR-Speicherbausteine, die mit 680 Mhz getaktet sind. Auch der Grafikprozessor ist mit 380 Mhz sehr schnell und glänzt wie schon der Chip der Radeon 9000 Pro mit einer Vielzahl an grafischen Optionen. Als Systemvorausetzungen gibt ATI jeden PowerMac G4 oder G5 ab 400 Mhz und einem AGP-Steckplatz an. Allerdings muss mindestens Mac OS 10.2.5 installiert sein, unter OS 9 kann man mit der Radeon 9800 Pro zwar noch den Rechner starten, es stehen aber keine Beschleunigungsfunktionen zur Verfügung.

An Anschlüssen bietet die Radeon 9800 Pro einen normalen VGA-Anschluss, einen DVI-Anschluss für digitale Flachbildschirme und einen S-VHS Ausgang, um das Monitorbild auch auf dem Fernseher ausgeben zu können. Dies ist natürlich besonders beim Anschauen von DVD interessant.

Im Gegensatz zur Build-To-Order-Version der Radeon 9800 Pro, die Apple exklusiv in seinem Online-Shop anbietet, läuft die normale Verkaufsversion, die uns zum Testen vorliegt, „nur“ mit 2x/4x AGP, was aber kein Beinbruch ist. Die Vorteile von 8x AGP, wie es die BTO-Radeon hat, sind heutzutage noch nicht nutzbar und eher akademischer Natur, weil der schnellere AGP-Modus nur benötigt wird, wenn der Speicher auf der Grafikkarte nicht mehr ausreicht, was bei 128 MB und derzeitigen Spielen aber eher unwahrscheinlich ist. Auch in der PC-Welt gibt es bislang nur wenige Mainboards und Grafikkarten, die mit 8x AGP laufen.

Im Gegensatz zu den passiv gekühlten Grafikkarten – wie der Geforce4 MX oder der Radeon 9000 Pro – benötigt die Radeon 9800 Pro eine ganze Menge mehr Strom und kommt so auch mit einem aktiven Kühler daher. Mit Hilfe eines mitgelieferten Kabels zapft man nun die Festplattenstromversorgung an und sorgt für ein klein wenig mehr Kabelsalat im Gehäuse eines G4. Eigentlich stört das kleine Kabel nicht sehr, beim Zuklappen des Towers werde ich dann aber doch nachdenklich und versuche die Kabel irgendwie sinnvoll zu verlegen, schließlich soll hier ja nichts abgeknickt werden oder unter Zug geraten. Im G5 mit seinen getrennten Lüfterzonen dürfte die Kabelverlegung noch etwas problematischer sein. Die rote Platine der Radeon macht ansonsten übrigens einen netten Kontrast zu den blauen Mainboards von Apple.

Software
Mit der Radeon 9800 Pro haben auch die Treiber der Version 1.1 Premiere. Bislang suchten Mac-Nutzer vergeblich ein systemweites Kontrollfeld, um die Einstellungen der Grafikkarte zu verändern. Dadurch lagen Fähigkeiten wie Full Screen Anti-Aliasing oft brach oder mussten von Spielentwicklern selbst integriert werden. Mit dem neuen Kontrollfeld ist es nun möglich, jedem Spiel und jeder Anwendung seine eigenen Optionen zu verpassen. Auch Funktionen wie Betrieb zweier Monitore und/oder Anpassen des Bildes sind nun mit Hilfe der Software möglich.

Die Fähigkeiten der Radeon 9800 Pro
Ich will hier nicht im Einzelnen darauf eingehen, was welche Technologie bewirkt. Im Wesentlichen beherrscht die 9800 Pro dieselben Fähigkeiten wie die 9000 Pro, nur wurden fast alle zum Teil deutlich verbessert und haben einen Versionssprung gemacht. Gezielt möchte ich auf zwei neue Dinge hinweisen:

HydraVision sorgt dafür, dass sich zwei Monitore an derselben Karte anschließen lassen und man so einen vergrößerten Schreibtisch bekommt. Die Karte kommt mit einem VGA- und einem DVI-Ausgang. Viele Anwender besitzen vielleicht noch keinen TFT-Bildschirm mit DVI, wohl aber zwei Röhrenmonitore mit normalen VGA-Steckern. Kein Problem, ATI liefert einen DVI-zu-VGA-Adapter mit und schon kann man seine beide CRT-Monitore anschließen. Diese Fähigkeit ist besonders bei Arbeiten mit Photoshop oder Freehand sehr hilfreich. Bei der 9000 Pro gab es das auch schon, konnte es aber nicht testen, da diese Karte einen DVI- und ADC-Ausgang hat.

Die zweite Funktion hat auch etwas mit dem Monitor an sich zu tun, VersaVision, erlaubt es, den Inhalt des Monitors um 90° oder 180° zu drehen. Für Normalnutzer ist das vielleicht nicht so interessant, aber vor Kurzem brachte z. B. Samsung einen TFT-Monitor auf den Markt, dessen Bildschirm sich um 90° drehen lässt. Auch andere Hersteller haben drehbare Monitore im Programm. Mit VersaVision kann man schnell das Bild drehen und im so genannten Porträtmodus weiter arbeiten, was besonders Webdesigner und Schriftsteller, Grafiker und Journalisten freuen dürfte.

Gerade SmoothVision und anisotropisches Filtering (AF) haben bei älteren Karten oft einen deutlichen Performancerutsch bewirkt, die Radeon 9800 Pro verhält sich hier anders. Bei einigen Spielen ist es gar möglich, durch das Einschalten von Full-Screen Anti-Aliasing (FSAA) ein paar mehr Bilder pro Sekunde zu erzielen. Auf jeden Fall wird die Grafikkarte aber durch den Prozessor nicht ausgelastet und kann daher quasi nebenbei FSAA und AF berechnen. Außerdem wird durch beide Technologien die Bildqualität deutlich verbessert.

Leider immer noch im Dornröschenschlaf sind die SmartShader, bislang unterstützt kein Spiel diese Technik wirklich. Das ist besonders bei der Radeon 9800 Pro schade, denn im Vergleich zur Radeon 9000 Pro sind die Fähigkeiten der Shader deutlich erweitert worden und ermöglichen noch bessere und eindrucksvollere Effekte. Erst in naher Zukunft werden Spiele wie „Splinter Cell“ oder „Kelly Slater’s Pro Surfer“ von den Shadern grösseren Gebrauch machen. Bislang kann man auf der ATI-Homepage nur ein paar Videos ansehen und staunen, was möglich wäre.

Testkonfiguration:
PowerMac G4 mit 1000 MHz, 768 MB DDR-RAM Typ 2700, 80 GB Festplatte, Mac OS X 10.2.5
– Radeon 9800 Pro mit 128 MB
– Radeon 9000 Pro mit 64 MB
– Geforce4 MX mit 64 MB

Benchmark: Unreal Tournament 2003
In niedrigen Auflösungen liegen alle Karten in etwa gleichauf, nur die Höchstwerte der Radeon 9800 Pro stechen hervor und liegen bei über 350 Bildern pro Sekunde. Mit höheren Auflösungen macht sich dann die enorme Füllrate der 9800 Pro bemerkbar: Während die beiden anderen Karten langsamer werden, kann sie ihr hohes Niveau halten. Zumindest bei den Flybys geht ATIs Flaggschiff als Sieger hervor, doch bei den Botmatches kommt sie ins Straucheln und landet auf dem letzten Platz in den Minimalwerten. Vermutlich liegt hier immer noch ein arges Problem in den Treibern für ATI-Karten – die Treiber für die Radeon 9800 Pro sind eben noch sehr neu und es fehlt augenscheinlich noch einiges an Optimierung.

Benchmark-Bedingungen: Die Details wurden alle auf „High“ gestellt, gewechselt wurde nur die Auflösung. Jeder Test hatte nur einen Durchgang, Versuche mit mehreren Durchgängen brachten teilweise abstruse Ergebnisse zu Tage. Der Flyby-Test findet in DM-Antalus statt, Botmatch läuft in DM-Asbestos. Als Zusatztest ließ ich DM-Inferno als Flyby laufen und testet die FSAA/AF-Performance.

Die Sequenz, die beim Botmatch-Asbestos abläuft, ist nicht bei jeder Auflösung dieselbe, weswegen es in manchen Auflösungen zu kleinen Geschwindigkeitsschüben kommt und der Eindruck entsteht, die jeweilige Karte wäre plötzlich besser. Man sollte allerdings auch nicht zu viel wert auf die UT2003-Benchmarks legen: Die reale Geschwindigkeit im Spiel liegt auf meinem Testsystem meist etwa doppelt so hoch, denn hier ist einzig und alleine die CPU entscheidend.

Benchmark: Quake 3 Arena Version 1.32
In etwa das gleiche Bild wie bei „Unreal Tournament 2003“ bietet der Test mit dem Shooter „Quake 3 Arena“. Die Radeon 9800 Pro kann erst in hohen Auflösungen an den Konkurrenten vorbei ziehen. Auch das Hinzuschalten von FSAA und anisotropischen Filtering bewirkt nur eine geringen Verlangsamung. Mit durchschnittlich über 70 Bildern pro Sekunden sollte „Quake 3“ aber mit jeder Grafikkarte schnell genug laufen können.

Benchmark-Bedingungen: Getestet wurde in den Einstellungen „fastest“ und „High Qualtity“, danach noch ein Durchlauf mit allen Einstellungen auf Maximalwert und ein Durchlauf mit Maximalwerten plus 4x FSAA und 4x anisotropischen Filterings. Gewechselt wurde wieder nur die Auflösung.

Benchmark: CineBench 2003
bei diesem Test gibt es drei verschiedene Werte: den Software-Renderer, der bei allen Grafikkarten den gleichen Wert ausgibt und dazu dient, eventuelle Hintergrundprozesse zwischen den Tests zu finden, den OpenGL-Software-Renderer und den OpenGL-Hardware-Renderer. Hier läuft die 9800 Pro zur Höchstform auf und lässt im OpenGL-Hardware-Test alle Konkurrenz weit hinter sich. Die Radeon 9000 Pro hat gegenüber der Geforce4 MX eine sehr viel bessere Hardware-OpenGL-Anpassung, zumindest sackt die Geforce hier im Gegensatz zu allen anderen Karten stark ab.

Benchmark-Bedingungen: Es liefen keine weiteren Anwendungen außer CineBench und dem Finder, nach jedem Test wurde der Rechner neu gestartet. Das System war mein ganz normales Arbeitssystem, schließlich wollen wir realistische Werte bekommen. Wer installiert vor jedem Gebrauch einer Software sein System neu?!

Geschwindigkeit abseits der Benchmarks
Im normalen Spielbetrieb schlägt sich die Radeon 9800 Pro sogar noch besser als in den Benchmarks, ein Grund warum man nicht allzu viel auf diese sterilen Tests geben sollte. Wie schon erwähnt läuft „Unreal Tournament 2003“ deutlich besser, als es die Benchmarks vermuten lassen. „Ghost Recon“ ist durch die Begrenzung auf maximal 60 Bilder pro Sekunde nicht gerade als Testkandidat geeignet, aber Anti-Aliasing und anistropisches Filtering machen sich hier optisch positiv bemerkbar. „WarCraft 3“ profitiert vom Sprung von der Radeon 9000 Pro zur 9800 Pro kaum, ein Versuch, Anti-Aliasing zu aktiveren brachte keine optischen Verbesserungen. Eventuell hat Blizzard hier seine eigenen Vorgaben gemacht, die sich nicht durch das ATI-Kontrollfeld überlisten lassen. Auch die Tech-Demo von „Neverwinter Nights“ läuft in hoher Auflösung und den maximal einstellbaren Details sehr flüssig, sowohl 4x FSAA und mehrehre dynamische Licht- und Schattenquellen beeinflussen die Performance in nur geringem Ausmaß. Mit „Elite Force“ und „Jedi Knight II“ kommen noch zwei Spiele mit verbesserter Quake3-Engine zum Zuge, bei letzterem kann man nun auf den Konsolenbefehl zur Aktivierung von Anti-Aliasing verzichten. In hoher Auflösung und maximalen Details laufen beide bei mehr als 40 Bilder pro Sekunde.

Technik im Detail und Vergleich zu anderen Grafikkarten
Der Grafikchip-Takt wurde im Gegensatz zur 9000/8500 um mehr als 100 Mhz erhöht, einerseits für mehr reine Geschwindigkeit, aber auch, um den schnellen Speicher überhaupt versorgen zu können. Mit acht statt vier Pixel-Pipelines wurde auch die Füllrate in die Höhe getrieben, nämlich von 1,1 Gpixels/s auf ganze 3,0 Gpixels/s. Durch diese hohe Füllrate ist die Radeon 9800 Pro auch bei hohen Auflösungen kaum noch zu bremsen, während andere Grafikkarten ab 1024×798 beispielsweise deutlich langsamer werden.

Der 128 MB große Videospeicher wird mit effektiv 680 Mhz angesprochen, die noch schnelleren DDR-II-Speicherbausteine sind derzeit noch zu teuer und werden auch auf Windows-Seite nur in die teurere 256 MB-Variante verbaut. Ob sie aber wirklich einen nennenswerten Geschwindigkeitszuwachs bringen, sei dahin gestellt. Auch der Speicherbus hat sich von 128 Bit bei der Radeon 9000/8500 auf 256 Bit erhöht, so kommt summa summarum fast eine Verdreifachung der möglichen Bandbreite heraus: Mussten sich Grafikkarten der letzten Generation noch mit acht bis zehn Gigabyte pro Sekunde begnügen, produziert die Radeon 9800 Pro im Idealfall satte 21,7 GB/s. Das sind aber leider nur theoretische Werte und gelten auch nur für interne Datentransfers innerhalb der Grafikkarte. Die aktuellen übrigen Grafikkarten auf dem Markt, etwa die Radeon 9600 Pro und GeforceFX 5200, können damit nicht ganz mithalten, was zeigt, dass die Radeon 9800 Pro eine Grafikkarte mit der Technik von morgen ist.

Wer sollte die Radeon 9800 Pro kaufen?

G4 unter 867 MHz:
Hier wird die Grafikkarte nie ausgelastet sein und mehr ständig auf die langsame CPU warten müssen. Sicherlich wird man eine Leistungssteigerung bemerken, aber sie dürfte im Rahmen von wenigen Prozent liegen. Insgesamt nicht empfehlenswert, weil zu teuer und zu wenig Gewinn.

G4 867 MHz Dual bis 1,42 GHz Dual:
Hier kann die Radeon 9800 Pro zeigen was sie kann und beschleunigt Spiele/Programme im Gegensatz zur Geforce4 MX schon ein ganzes Stück. Dennoch ist hier immer noch die CPU der Bremsklotz und verhindert höhere Frameraten. Es ist aber durchaus möglich, dass die Grafikkarte den entscheidenden Unterschied zwischen spielbar und unspielbar ausmacht. Insbesondere die wichtigen minimalen Werte wird die Karte aber kaum beeinflussen können, da diese CPU-abhängig sind.

G5 1,6 GHz (oder besser):
Bei den neuen G5-Rechnern verhält es sich jetzt ausgeglichen bzw. genau andersherum. Der 1,6 GHz-G5 profitiert schon gut von der 9800 Pro, kann sie aber nicht ganz ausreichend bedienen. Der Dual 2 GHz-G5 dagegen kann eine Radeon 9800 Pro gut vertragen, weil die verbaute Radeon 9600 Pro nicht solch eine hohe Füllrate aufbringen kann wie ihr großes Geschwister.

Fazit:

Die Radeon 9800 Pro ist einer sehr schnelle Grafikkarte, die aber ihre Performance in den meisten Rechnern nicht komplett ausspielen kann. Erst mit einem G5 und mehr als 1,6 GHz Prozessortaktung kann die Karte zeigen, was sie wirklich zu leisten vermag. Aber auch mit aktuellen G4-Rechnern ist es durch sie möglich, alle aktuellen Spiele in guter Optik und Geschwindigkeit zu spielen. Kaufen oder nicht kaufen ist hier auch eine wesentliche Frage des Geldbeutels, 400 Euro sind eine Menge Geld, nur für ein paar Bilder mehr in der Sekunde. Mit Mac OS X 10.3 „Panther“ könnte aber noch einmal ein deutlicher Geschwindigkeitsschub einsetzen.

Felix Gelpke

Verfügbarkeit

Diese Grafikkarte ist bereits vergriffen.

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