Rome: Total War (iPad)
Titel: Rome: Total War für das iPad
getestet für: iPad
Testversion: 1.9
Inhaltsverzeichnis
1 – Mini-Civilization auf der Kampagnenkarte
2 – Die Familie und der Senat
3 – Diplomatie und Handel
4 – Die Gefechte
5 – Steuern und Walten auf dem iPad
6 – Grafik & Performance
7 – Fazit
8 – Screenshots
9– In-Game-Video
10 – Infobox
Wer das Strategiespiel Rome: Total War schon von dem Macintosh oder PC kennt, kann gleich zu Steuern und Walten auf dem iPad weiter scrollen. Alle anderen folgen mir in den Krieg um die Vorherrschaft in der Hemisphäre von Rome, die sich von der Atlantikküste Portugals bis ans Kaspische Meer erstreckt und von der heutigen deutschen Nordgrenze bis nach Nordafrika reicht.
Mini-Civilization auf der Kampagnenkarte
Auf dieser Karte spielt sich der Kampagnenpart ab: Der Spieler lenkt als Oberhaupt einer römischen Sippe die Geschicke dieser zu Zeiten des Römischen Reichs. Dort geht es darum Ortschaften zu besetzen, diese mittels Gebäudebau zu fördern und sie gegen fremde Mächte zu verteidigen. Sie generieren Einnahmen und Bevölkerung und diese Kennzahlen wie auch die Zufriedenheit seiner Bewohner kann der Spieler durch Bauten wie Tempel, Farmen und Märkte beeinflußen. Mit der Erhöhung von Steuern lässt sich mehr Geld erwirtschaften, was allerdings auf Kosten der Zufriedenheit geht.
Zum Anderen dienen die Städte als immerwährender Truppenproduzent. Je nachdem, ob etwa Ställe und Übungsplätze in der Ortschaft stehen, können beispielsweise Kavallerie und Fernkämpfer gebaut werden. Diese Einheiten lassen sich dann aus den Orten ziehen, zusammenführen und bei Bedarf verschiffen. Die Städte kann das Spiel auf Wunsch automatisch für den Spieler verwalten, was sich nur bedingt empfiehlt. Als Spieler weiß man nunmal selbst am Besten, wann man welche Truppen braucht und welche Gebäude gerade ratsam sind. Wer die Siegbedingungen schafft, darf auch eine der acht anderen Völker in den Krieg führen – darunter natürlich auch Germanen und Gallier. Wer übrigens unbedingt schnell von den Römern loskommen will, spielt eine „kurze Kampagne“ auf „leicht“ und erreicht so sein Ziel innerhalb „weniger“ Tage.
Die Familie und der Senat
Mit der Verwaltung der eigenen Ortschaften lassen sich Familienmitglieder beauftragen. Die Männer haben wiederum Eigenschaften und Gefolge, welche sie mehr oder weniger dazu qualifziert, entweder Truppen anzuführen oder als Statthalter ihre Boni in die Orte einzubringen. Sie lernen mit der Zeit neue Eigenschaften hinzu und ziehen weiteres Gefolge an. Diese Begleiter kann man unter den Sippenbrüdern austauschen, wozu sie sich allerdings naheliegenderweise am selben Fleck befinden müssen. Neben „Kommando“ für talentierte Heeresführer und „Verwaltung“ für gute Statthalter besitzen sie das Attribut „Einfluss“. Er wird wichtig, wenn es um die eigene Stellung im römischen Senat geht. Dort gibt es wiederum Positionen, die verteilt werden und weitere Boni nach sich ziehen, wenn unsere Verwandten dort Ämter bekleiden. Man kann durch das Verschieben von Gefolge, dem Einsatz in geeigneten Missionen und dem Bestimmen von Sippenführer und seinem Erbe die Geschicke der Familie beeinflußen. Zudem schauen regelmäßig Anwärter für die Heirat von weiblichen Familienmitgliedern und Adoptivsöhne vorbei, um in die Sippe aufgenommen zu werden.
Nach jeder Runde, die man beschließt, gibt Rome: Total War darüber Auskunft, welche Einheiten und Gebäude fertiggestellt worden sind, die neusten Familien und Senatsnachrichten und ob es diplomatische Neuigkeiten gibt und welche. Leider muss man nach wie vor am Ende der Runde den feindlichen Stämmen, die in Sichtweite eigener Truppen agieren, zusehen, wie sie ihre Diplomaten und Einheiten ziehen. Das dauert nicht nur im Regelfall zähe Sekunden, sondern ist meist auch ziemlich langweilig.
Diplomatie und Handel
Die richtigen Gebäude vorausgesetzt, lassen sich Diplomaten, Spione und Attentäter entsenden. Während man dank der Diplomaten mit anderen Völkern Handelsbeziehungen, Bündnisse und Tributsdeals aushandeln kann, verraten Spione die Feindesstärke. Attentäter setzt man auf feindliche Generäle an oder lässt sie feindlichen Ortschaften sabotieren. Der Handel spielt sich automatisiert ab, je nachdem wieviele entsprechende Gebäude man hat, wieviele Handelsressourcen sich im eigenen Gebiet befinden und so weiter. Durch das Blockieren von Häfen kann man ihn eindämmen.
Die Gefechte in Rome: Total War
Wenn man sich aus seinen Einheiten und eventuell einem schlagkräftigen General eine vernünftige Armee zusammengezogen hat, geht es zum Gebietsgewinn. Der läuft über die gegnerischen Ortschaften. Sie lassen sich besetzen und – nachdem Belagerungswerkzeug vor Ort gebaut wurde – auch angreifen. Zunächst positioniert man seine Einheiten, bevor die Schlacht beginnt. Je nach Lage kann es sinnvoll sein, etwa Fernkämpfer in die erste Reihe zu stellen und von Kavallerie flankieren zu lassen. Dabei bewegt man ganze Trupps: eine Einheit Velites (Speerwerfer) besteht zum Beispiel aus 20 Mann. Den Block kann man frei positionieren, etwa als lange Reihe oder gestauchtes Rechteck, ganz wie es einem taktisch beliebt.
Beginnt die Schlacht, lädt der Echtzeitmodus, in dem man einzelnen oder mehreren Blöcken Befehlen gibt. Anschließend marschieren sie los. Treffen sie auf gegnerische Einheiten beginnen sie zu kämpfen. Dann geht es in das Mikromanagement: Fernkämpfer etwa nach hinten ziehen und Speerkämpfer gegen die gegnerischen Reiter schicken und so weiter. Wem das Gewusel zuviel wird, kann das Spiel pausieren, um sich in Ruhe einen Überblick zu verschaffen und seine Einheiten zu befehligen. Auch beschleunigen lässt es sich das Geschehen. Ansonsten gelten diverse taktische Regeln: Erhöhtes Gelände steigert die Trefferquote, im Wald verstecken sich die Kämpfer, lange Märsche und Rennerei ermüden die Truppen. Dasselbe gilt natürlich für Schlachten auf dem freien Feld.
Steuern und Walten auf dem iPad
Ich war sehr skeptisch, da ich den Mac-Pendant gut kenne und für viele Stunden mit Maus und Tastatur römische Legionäre durch Europa gescheucht habe. Wie sollte das vernünftig auf einem Touchscreen zu schaffen sein, habe ich mich gefragt. Feral hat eine beeindruckende Antwort geliefert: Es geht sogar sehr gut. Die Einheiten tippt man kurz an, dann kann man ihnen den Weg per Fingerwisch befehlen. Wer das Konterfei einer Einheit doppeltippt, bekommt die entsprechende Übersicht präsentiert.
Gerade im Gefecht konnte ich mir eine Touchbedienung von Rome: Total War schwer vorstellen. Es ist zunächst auch etwas gewöhnungsbedürftig, mit jedem Tipp eine zusätzlich Einheit in die Auswahl zu nehmen. Das Fehlen von Gruppen per Shortcut hat man indes klug gelöst: Mit dem Finger hält man länger auf den Screen, dann lässt sich ein Strich um die gewünschten Einheiten ziehen und alle in dem gemalten Kreis sind markiert. Dass man einen Button vorsehen hat, mit dem alle gewählten Truppen via Klick abgewählt werden können, hat sich auch als sehr sinnvoll erwiesen. Mit einem Doppel-Tipp auf das Einheiten-Icon zentriert die Ansicht auf den jeweiligen Trupp. Es bestehen eher zuviele Klick-und-Zieh-Möglichkeiten als zu wenige. Es wäre meiner Meinung nach nicht nötig gewesen, zusätzlich den Einheiten per Wischgeste den Weg anzuweisen. Ansonsten lassen sich die Truppen durch die untere Übersichtsleiste und die großen Banner gut steuern. Mit einem Drei-Finger-Wisch kommt man in das Pause-Menü, wo man speichern kann und an die Optionen heran kommt.
Ich finde es gut, dass man die Einheit in eine bestimmte Formation ziehen kann. Die vorgegebenen Formationen hat Feral weggelassen – völlig zu recht. Überhaupt fehlen einige Optionen, die man nicht vermisst, dafür hat man entscheidende vernünftig zusammengefasst.
Insgesamt ist selbst auf der kleinen Fläche des iPad mini die Gestensteuerung echt gelungen. Passenderweise haben die Entwickler Pinch- und Zoomgesten übernommen, die man als iPad-User sowieso schon im Blut hat. Zuweilen vertippt oder verwischt man sich, aber generell fällt die Steuerung in Rome: Total War so aus als ob das Spiel für das iPad entwickelt worden wäre.
Grafik und Performance
Rome: Total War bringt fast 4 GB Speicherplatzbedarf mit, um überhaupt loslegen zu können. Doch der Download lohnt sich, denn Feral ließ die Erfahrung mit dem sogenannten „Remastern“ von älteren Titeln, etwa Tomb Raider Anniversary in die Neuauflage von Rome: Total War einfließen. Ich habe extra die Urversion auf meinem Mac wieder zum Laufen gebracht, um den direkten Vergleich zu haben und tatsächlich: Die iPad-Version sieht in vielen Elementen besser aus.
So haben die Soldaten mehr Glanz, die Menüs und Icons sind viel höher aufgelöst – ganz zu schweigen von der unübersichtlichen und kleinteiligen Bedienstruktur des Originals. Diese haben die Entwickler gottseidank samt und sonders ersetzt. Schade, dass einige Bereiche nicht gezoomt werden dürfen. So macht das Stöbern im eigenen Stammbaum etwa wenig Spaß. Feral hat die Anzahl der Einheiten gekappt, im Original sind Einheitengrößen von je über 100 Mann keine Seltenheit. Das tut dem Spiel aber keinen Abbruch, auf dem kleinen iPad-Display ist genug los, um Verwirrung zu stiften.
Störend fand ich, dass es nach vielen Stunden immer mal einen Absturz zu verzeichnen hatte. Das iPad wird auch gemütlich warm. Wenn andere Apps im Hintergrund laufen, ruckelt das Spiel und die Steuerung lässt sich kaum mehr in Griff kriegen. Schon wenn viele, beziehungsweise sehr viele Einheiten aufeinander zu strömen, kommt es zuweilen zu Steuerungsfehlern. Das heißt, man tippt oder zieht und plötzlich haut die Ansicht ab. Mit einem Doppeltipp auf eine Einheit besinnt sie sich wieder und kommt zurück an ihren Platz. Gerade bei großen Schlachten kam dieses Verhalten immer mal auf.
Der Autosave schützt davor, den aktuellen Spielstand nicht zu verlieren. Er setzt etwa alle 10 Minuten ein. Begeistert hat mich jedoch, dass man jederzeit auch frei speichern kann – wie auf einem gewöhnlichen Rechner. Das empfiehlt sich vorallem Anfängern, denn zu oft stellt man nach ein paar Runden fest, dass man da etwas ja ganz anders hätte machen sollen oder wollen.
Fazit
Rome: Total War für das iPad ist gut gelungen und ein Musterbeispiel für eine gute Umsetzung eines PC-Spiels auf das iPad – im speziellen eines Strategietitels. Ich war ausgesprochen positiv überrascht wie der Spagat gelungen ist, zum Einen das Spiel zu modernisieren und zum Anderen den Charme des Originals zu erhalten. Seit Rome hat mich kein Total-War-Titel wieder so in seinen Bann gezogen außer Rome – auf dem iPad. Sehr gut sind auch die vielen Hilfetexte und die ausschaltbaren Tipps der Berater. Schade, dass man keine Option eingebaut hat, die einem die sichtbaren Züge der Gegner am Rundenende erspart.
Sicher hat das auch viele persönliche Gründe, aber auch den Grund, dass Creative Assembly, die Macher hinter der Reihe, immer versucht haben, ein geniales Spielprinzip zu verbessern und das eigentlich nie gelungen ist. Weder Rome 2 noch Attila, die für sich gesehen gute Strategiespiele sind, konnten bei mir diese Anziehungskraft entwickeln. Die anderen Spiele der Reihe (Napoleon, Medieval und Empire) sind schwer zu vergleichen, weil sie ganz andere Epochen zum Vorbild haben. Wer die Antike mag und gerne strategische Spiele spielt, für den ist Rome: Total War eine klare Empfehlung. Man nimmt einiges an Wissen mit und hat verdammt viel Spaß. Allerdings sei vor der Suchtgefahr und dem plötzlichen Verschwinden vieler Stunden deutlich gewarnt: „Nur die eine Schlacht noch…“ und ruckzuck dämmert draußen der Morgen, während man schon wieder neue Landstriche unterwirft.
Screenshots
In-Game Video
Infobox
Name: Rome: Total War
getestete Version: 1.9 (App Store)
Altersempfehlung: 17 (App Store)
Mindestvoraussetzungen: iPad mini 2, iPad Air
macinplay-Testsystem: iPad mini 2 (128 GB), iOS 10.1.1
macinplay-Empfehlung: iPad Pro
Bugs: Gelegentliche Steuerungsfehler, wenn viele Einheiten im Kampf, selten Abstürze
Positiv: Tolle Umsetzung des Klassikers, Keine In-App-Käufe, vollständige Umsetzung der Mac/PC Version.
Negativ: kein Multiplayer, hohe Hardwareanforderung, nicht immer stabil
Folgekosten: keine
Werbung: keine
App Store