Gangstar: West Coast Hustle

Grand Theft Auto mobil

„Gangstar: West Coast Hustle“ wurde als großer iPhone-GTA-Klon vorgestellt. Als ein Fan der Serie wollte ich sehen, was es damit auf sich hat. Der Preis von 5,49 € ließ mich zwar erst zögern, denn da erwarte ich schon eine gewisse Qualität, aber am Ende hat die Neugierde gesiegt und das Game war geladen. Die ersten Minuten begeisterten mich sofort, das Intro-Video ist sehr hochwertig und verspricht sehr viel – fast zu viel. Der Musik ist sehr passend, und sogar Erfolge/Trophäen kann man erringen. Leider kann man dann schwer damit angeben. Gameloft hat wie auch bei den anderen hauseigenen Spielen (noch?) keine Verknüpfungen zu den inzwischen großen Trophäen-Highscore-Netzwerken wie Feint oder Plus+. Aber wenden wir uns zunächst dem Inhalt zu.

Die erste Szene des Spiels findet am Strand statt, und so fiel mir die geringe Sichtweite auf, die „Gangstar: West Coast Hustle“ bietet. Aber selbst in der Stadt, die deutlich mehr Leben vertragen hätte können, haben mich die andauernden Abtrennungen der Gebäude gestört. Ist man aber erst einmal mit einer Mission beschäftigt, übersieht man diesen Grafikgraus leicht. Im Auto achtet man eher auf die Straße als auf die im Hintergrund abbrechenden oder sich aufbauenden Gebäude. Die Stadt suggeriert, besonders durch den Hintergrund im Horizont, eine große Metropole, die man erkunden könnte. Leider trügt der Schein durch einen Blick auf die (gut übersichtliche) Karte oder ein paar Runden mit dem Wagen. Die Welt ist zwar deutlich kleiner als die gewohnten Metropollabyrinthe in GTA. Aber trotzdem noch groß genug um sich die ersten Stunden darin zu verirren. Der unechte Hintergrund ist somit clever gewählt.

Miniatur-Los Angeles

Wie schon gesagt hätte die Stadt deutlich mehr Leben verdient. Nicht nur, dass ein paar mehr Einwohner und Fahrzeuge schön wären, es fehlt deutlich an Bäumen, Sträuchern und anderem kleinen Krimskrams, das GTA so lebensecht und einladend macht. In „Gangstar: West Coast Hustle“ bin ich oft auf dem L.A. Highway gefahren und hatte durchschnittlich stets zwei Fahrzeuge im Bild. Ich glaube, da würde sich jeder Einheimische totlachen. Einen Monat zusätzlicher Entwicklungszeit und etwas Liebe fürs Detail hätte dem Spiel gutgetan. Abgesehen davonist die Welt sehr seltsam: Man kann durch Laternen, Bänke oder Hydranten einfach durchfahren, als ob diese nicht da seien. Irgendetwas überfahren, aufwirbeln oder zerbrechen: Kann man vergessen. Na gut, dass es sich bei „Gangstar: West Coast Hustle“ um ein iPhone-Spiel handelt und es dort Grenzen des Machbaren gibt, verstehe ich durchaus. Trotzdem: Alles kommt einem eher vor wie ein Legodorf, nicht wie eine pulsierende Stadt. Schön hingegen ist der niemals endende Sommertag: der ist wirklich gut gemacht. Und … war noch was? Nö.

Gangstar at work

Vorbild GTA hat auch mal klein angefangen. Und die Grafik und Technik ist ja nicht alles. Wie sieht es mit dem Gameplay aus? Zu tun gibt es bei „Gangstar: West Coast Hustle“ so wie auch bei GTA reichlich. Die Missionen sind ziemlich abwechslungsreich (auch wenn sie wie üblich meist mit einer Schießerei enden). Neben der Story gibt es Möglichkeiten, sich anders zu beschäftigen, sei es ein Rennen zu fahren, Taxen zu klauen und damit Leute zu befördern oder den Krankentransport zu spielen. Die Story ist nicht wirklich mitreißend, aber auch nicht abgedroschen langweilig. Der Schwierigkeitsgrad ist auch akzeptabel. Besonders im Kapitel 1 des Spiels wirkt alles wie eine Einführung – was ja auch richtig ist.

Parallelen zum epischen Urvater erkennt man sofort. Autos klauen, rumfahren, überfahren, rumballern oder den privaten Fahrer spielen. Es lassen sich Waffen kaufen und ab und zu Schrottflinten bei überfahrenen Hausfrauen finden, Stunts an Sprungschanzen durchführen und mehr. Was diese Stunts angeht bin ich anscheinend zu blond, denn egal wie spektakulär mein Autoflug war, nie habe ich irgendeinen Murks von einer Ehrung bekommen. Da hätte ich wenigstens ein paar Dollar Prämie erwartet. Anderseits, sehr eindrucksvolle Flugmanöver, die wirklich gefährlich zu sein scheinen, kann man eh nicht durchführen. Dazu sind die Fahrzeuge und die Gameplayphysik viel zu unterentwickelt. Die KI darf sich ebenfalls nicht als herausragend intelligent bezeichnen. Die Gegner agieren absolut desinteressiert und machen nur eins: schießen. Ob dabei ihr eigenes Leben gefährdet wird, interessiert keinen. Außerdem wird man nicht selten einfach wegen Lappalien von den L.A.-Einwohner angegriffen – irgendwie haben alle einen schlechten Morgen gehabt, so aggressiv wie die sind. Vielleicht ist ja auch einfach nur Montag.

Radioshow

Das Fahren am Steuer wird durch fünf verschiedene Radiosender begleitet. Zwar merkt man nach einiger Zeit die zahlreichen Wiederholungen, doch die Tatsache, dass man eigene iPod-Tracks und Wiedergabelisten abspielen kann macht alles wieder gut. Da macht es schon oft Spaß, mit einem Lieblingslied durch die Straßen zu sausen. Außerdem sei gesagt, dass der Soundtrack sehr gut gewählt wurde. Die Stadtgeräusche sind zwar nur aufgenommen und werden nicht durch die Stadt selbst erzeugt, aber das ist in Ordnung. Die Stadt bekommt dadurch deutlich mehr Ambiente.

Am Steuer

Die Steuerung zu Fuß verläuft recht angenehm, höchstens die Kameraposition muss oft korrigiert werden. Die Steuerung im Auto ist dagegen sehr gewöhnungsbedürftig. Zur Wahl gibt aber zum Glück drei verschiedene Steuerungstypen, die im Optionsmenü gewählt werden können. Entweder nutzt man die iPhone-internen Sensoren selbst als Steuer und gibt nur Gas, oder man nutzt ein virtuelles Lenkrad. Alternativ kann man auch ein einfaches Rechts-Links-Schieberegler-Dings verwenden. Das letztere fand ich dabei am reaktionsschnellsten und bequemsten.

Fazit

Ein GTA-Klon ist „Gangstar: West Coast Hustle“ allemal. Für ein iPhone-Spiel muss man die paar Makel, besonders im grafischen Bereich, durchgehen lassen. Trotzdem wäre etwas mehr Liebe zum Detail wünschenswert gewesen. Von Leben in dem kleinen Stadtteil ist nicht sehr viel zu bemerken. Wer ein dem Original gleichwertiges beinahe-GTA erwartet wird hier ziemlich enttäuscht. Wenn man seine Erwartungen dagegen weit runterschraubt, bekommt man Spaß, Autoklau und Gangstar-Storys für unterwegs. Zum Glück kann man das Game auch als Lite-Version testen und sich von den (durchaus vorhandenen) Qualitäten überzeugen.

Achtung!

Das Spiel wurde auf einem iPhone 3GS getestet. Es lief alles flüssig. Es gibt jedoch zahlreiche Meldungen, dass das Spiel mit einem 2G- und 3G-iPhone wegen starkem Ruckeln fast unspielbar wäre. Die Lite-Version ist demnach zum Anspielen und Testen Eurer Hardware sehr empfehlenswert.

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Screenshots (klicken für mehr)

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