Age of Empires III

Als Age of Empires III für den Windows-PC erschien, wurde unter den Mac-Usern schnell Enttäuschung breit; wieder einmal ein großartiges Spiel, voller vielversprechender Elemente und höchst ansehnlicher Grafik, das es aber dank der zu teuren Havoc-Physikengine nicht auf den Mac schaffen würde. Als MacSoft dann ankündigte, die Lizenz für Age of Empires III erworben zu haben und Havoc durch die Ageia-Engine austauschen zu wollen, machte sich unter den Freizeitstrategen Hoffnung breit, die sich in Ungeduld wandelte, die nun endlich etwas mehr als einen Monat nach dem versprochenen Termin belohnt wurde.

Ob sich das Warten gelohnt hat? Immerhin hat es über ein Jahr seit Erscheinen der PC-Version gedauert…

Age of Empires III steht in voller Tradition der Reihe – es gliedert sich mit einigen neuen Funktionen und einer grafisch und mit Physik aufgewerteten Age-of-Mythology-Engine sehr gut in die Serie der Age-of-Spiele ein. Ein Kenner und Freund derselben wird daher auch fast keine Vorabinformationen brauchen und kann die neuen Funktionen des Spiels selbst ergründen. Dem Anfänger stehen hingegen zwei Tutorials zur Seite: eine Einführung in die rudimentären Funktionen von Age of Empires III sowie ein geführtes Spiel mit fortlaufenden Tipps.

Thematisch wird in bekannter Manier die „Weltgeschichte“ weiter neu geschrieben. Nachdem im ursprünglichen Age of Empires von der Steinzeit bis in die Antike, darauf folgend in Age of Empires II die Zeit der Völkerwanderung bis ins Hochmittelalter „bearbeitet“ wurde, schließt sich nun daran die beginnende Kolonialzeit bis hin zu den Anfängen des Imperialismus an – ganz entsprechend ist das Szenario auch (sofern man es in den Karten wiedererkennen will) die Neue Welt.

Im freien Age-of-Empires-III-Spiel hat der Spieler acht verschiedene Nationen zur Auswahl: Spanier, Briten, Franzosen, Portugiesen, Russen, Osmanen und Holländer. Die Szenarien befinden sich in den meisten bekannten Gegenden der Neuen Welt von Patagonien über den Amazonas, die Karibik und Mesoamerika bis hin in den zu den Großen Seen Nordamerikas.

Die wahrscheinlich bedeutendste Neuerung im dritten Teil ist die Heimatstadt, über die jeder Spieler verfügt. In ihr kann jeder Spieler bestimmte Boni – Einheiten, Rohstoffe und Upgrades – mit Hilfe von Schiffsladungen in die neue Welt schicken. Schiffsladungen sind in einem laufenden Spiel immer nach einer bestimmten Zeit verfügbar. Im Laufe des Spiels entwickelt sich die Heimatstadt weiter und wird bei jedem Spieler zu etwas ganz einzigartigem. Die Upgrades und Rohstoffe bzw. Einheiten, die in der Heimatstadt verfügbar sind, werden als „Karten“ bezeichnet. Je höher die Stufe der Heimatstadt ist, desto mehr Karten stehen dem Spieler zur Verfügung, jedoch nicht alle zur gleichen Zeit. Bei vielen Upgrades muss die Heimatstadt eine bestimmte Stufe erreicht haben. Vor bzw. nach dem Spiel kann man sich „Kartendecks“ zusammenstellen. In diesen kann der Spieler die Karten, die er während eines Spiels verwenden will, zusammenstellen. Ein solches Deck kann immer nur 20 Karten enthalten, daher sollte man sorgfältig entscheiden, was man in sein Deck hinzufügt und was nicht.

Auch interessant sind die Handelsrouten und Indianerstämme, die in Age of Emires III eingeführt werden. Handelsrouten sind Straßen, die durch die Welt verlaufen und an denen man Handelsstationen bauen kann. Diese sorgen dann dafür, dass Rohstoffe oder Erfahrungspunkte schneller verfügbar sind. An Indianerdörfern kann man ebenfalls Handelsstationen bauen, die dann ein Bündnis mit dem Indianerstamm begründen, der verschiedene Boni und zum Teil sehr mächtige indianische Hilfseinheiten mit sich bringt.

Der Ablauf eines Spiels verläuft Age-of-typisch und wurde abgesehen von den erwähnten Neuerungen nicht stark verändert: Es gibt fünf verschiedene Zeitalter, von denen jedes weitere Einheiten freischaltet. Drei verschiedene Rohstoffe – Münzen, Holz und Nahrung – bilden die Grundlage der Wirtschaft (bei Münzen und Nahrung ist man nicht ausschließlich auf Rohstofffelder angewiesen, sondern kann auch bestimmte Gebäude zu ihrer Gewinnung verwenden, etwa Plantagen und Mühlen). Das Personal stellen Land- (darunter Arbeiter, Infanterie, Kavallerie und Artillerie) als auch Wassereinheiten. Bei der Zielsetzung ist man im neusten Teil der Reihe jedoch eingeschränkter als bislang. Während man in Age of Empires II oder Age of Mythology noch die Möglichkeit hatte, durch den Bau eines Weltwunders zu gewinnen, gibt es im dritten Teil nur noch die zwei Spieltypen Vorherrschaft und Deathmatch.

Ein paar kleine, noch erwähnenswerte Details sind, dass jetzt Arbeiter nicht mehr zwischen Rohstoffen und dem Stadtzentrum hin und her laufen müssen und man bei Kanonen zwischen einem Bombardierungsmodus und einem Bewegungsmodus wechseln kann. Ist der Bombardierungsmodus gewählt, können sich die Kanonen langsam vorwärts bewegen und dabei kontinuierlich feuern. Im Bewegungsmodus können sie dementsprechend nur feuern, wenn sie stehen, sich dafür aber viel schneller bewegen. Des weiteren können Kampfeinheiten parallel ausgebildet werden: Sind die nötigen Rohstoffe vorhanden, werden bis zu fünf Einheiten gleichzeitig produziert. Gebäude reparieren sich nun selbst – diese Option steht allerdings nur zur Verfügung wenn, sie nicht unter Angriff stehen. Auch mechanische Einheiten werden nicht mehr von Arbeitern repariert: Landeinheiten werden von Heilern versorgt und Schiffe nur noch im Hafen wiederhergestellt. Zum Thema Schiffe ein witziges Detail: Aus einem relativ begrenzten Pool werden den Schiffen nun Namen verliehen; so durchkreuzte ich die Karibik z.B. als Engländer mit der „Queen Elisabeth“, einem Schiff der Fregatten-Klasse, das Meer.

Der Kampagnen-Modus ist wiederum sehr Age-of-typisch gemacht, die Gewichtung des Spiels liegt also klar auf den freien Spielen. Dennoch kurz dazu: Die Geschichte der Kampagne ist in drei Akte untergliedert und erzählt nach und nach die Saga der Familie Black in der Neuen Welt. Im ersten Akt schlüpft man in die Rolle des Ritters Morgan Black, der in die Neue Welt aufbricht, um den sagenumwobenen Jungbrunnen zu suchen. Der zweite Akt handelt von Morgans Enkel John Black, der einem befreundeten Irokesen im Kampf gegen die Engländer hilft. Im Mittelpunkt des dritten Aktes steht Johns Enkelin Amelia Black, die als Chefin einer Eisenbahngesellschaft in den Wilden Westen zieht.

Age of Empires III ist mehr ein Multiplayer- statt ein Singleplayerspiel, da die künstliche Intelligenz, wie in so vielen Spielen, nicht sonderlich intelligent vorgeht. Die KI besticht durch unterhaltsame Kritik am Spieler, ihr taktieren ist aber auch bei steigenden Schwierigkeitsgraden eher schwach. Das „vereinfachte“ Wirtschaftssystem, wie oben erwähnt, macht es dem Spieler möglicherweise etwas zu einfach. Für Anfänger sicherlich von Vorteil aber für den versierteren Spieler recht langweilig, können ohne Lagerbau nun ganze Regionen einfach „abgegrast“ werden. Die Zahl der defensiven Gebäude wurde stark verringert, es kann nur noch eine Festung gebaut werden, und die Anzahl von möglichen Verteidigungstürmen ist stark verringert worden. Das verhindert zwar ein Einmauern des Gegners mit Türmen (was nach meiner Erfahrung allerdings noch nie wirklich viel gebracht hat, da Belagerungswaffen meistens eine höhere Reichweite als Türme haben und obendrein mehr Schaden anrichten) aber es schränkt in den Verteidigungsmöglichkeiten stark ein.

Ebenfalls problematisch kann das Balancing der Einheitenstärken sein – während die verschiedenen Typen von Infanteristen und Kavalleristen in ihren unterschiedlichen Einsatzfeldern einen guten Eindruck machen, wirkt die Artillerie etwas unausgeglichen. Die Feldeinheiten fügen sich noch einigermaßen ins Bild ein, aber die Belagerungswaffen wirken überproportional stark, auch im Einsatz gegen befestigte Gebäude. Dies gilt besonders für die Mörserschiffe – hier vermissen wir ganz klar eine landgestützte Gegeneinheit, die wie ein Verteidigungsturm für die ausschließlichen Verteidigung gegen Seeangriffe platziert werden könnte.

Weiter mögliche Ungereimtheiten umfassen das Wesen des Nachschubs aus der Heimatstadt. Manche würden erwarten, dass er auf einem Schiff aus der Alten Welt herbeigebracht wird und sich nicht auf wunderbare Weise neben dem Haupthaus meiner Wahl manifestiert. Die Physik, die für nette Bilder sorgt, wirkt sich in der Realität leider nur begrenzt aus, zwar werden Einheiten, die einen Hügel erklimmen, gebremst, aber ein wirklicher taktischer Vorteil für die oben Stehenden bleibt aus. Auch das Reperaturwesen mutet seltsam an. Wohingegen es noch glaubhaft erscheint, dass die Besatzung der Festung ihr Gebäude selbst instand setzen kann, so fragt man sich, ob eine Mauer sich selbst reparieren kann. Auch stört es, dass Schiffe nur noch im Hafen repariert werden können, was zudem länger zu dauern scheint als ein Neubau der gleichen Klasse. Es wäre wünschenswert, zumindest Teilreperaturen auch mobil durchführen zu können.

Insgesamt machte ich auch eine „verwarcraftung“ des Spiels aus. Neben zu findenden Schätzen, die zuvor von deren Wächtern „befreit“ werden müssen, sammelt der Spieler zusätzliche Erfahrung für weiteren Nachschub und das Leveln der Heimatstadt. Zwar halten sich diese Elemente noch in Grenzen, es bleibt aber zu hoffen, dass nicht noch mehr Entwickler auf diese Schiene aufspringen. Was für Blizzards Strategiespiel Warcraft III gut gewesen sein mag, kann in anderen Spielen wie diesem hier als konzeptfernes Element wirken.

Die Installation gestaltet sich sehr Mac-typisch: Einfaches Drag ’n‘ Drop des Programms in den gewünschten Zielordner (möglichst den Programme-Ordner) installiert das Spiel. Auch ansonsten überzeugt das Programm, denn bei intensiver Nutzung fallen nur wenige Fehler im Port auf. Die Umsetzung ist gut gelungen, denn neben den zu überwindenden Hürden während des Ports sind auch die Systemvoraussetzungen noch im Rahmen, tatsächlich sogar etwas niedriger als die der Windows-Version.

Besonders beeindruckend ist bei Age of Empires III die Grafik und die Physik. Die Entwickler haben sich auch bei kleinen Details sehr viel Mühe gegeben, die das Spiel realistischer erscheinen lassen. So schießen Soldaten beim Angriff auf ein Gebäude nicht mehr mit Gewehren, sondern werfen Fackeln durch die Fenster, die es abbrennen lassen. Besonders der starke Einsatz von Shadern ist zu erwähnen. Sicher zehren die stark an der Leistung, aber die Wellen und Reflektionen des Wassers sind sehr beeindruckend, und es macht sehr viel Spaß, ihnen zuzusehen. Dank der Physik wirkt auch die Umgebung wirkt viel lebendiger als in anderen Strategiespielen. Jetzt sieht man, wie Gebäude und Schiffe durch Angriffe langsam zerstört werden und Kanonenkugeln dank Anziehungskraft Hügel herunterrollen.

Getestet habe ich auf einem PowerBook G4 17″ 1,67 GHz, ATI Radeon 9700 Mobility (128MB VRAM 4x AGP), 2048 MB RAM. Hiermit läuft das Spiel noch recht gut und es ist noch genug Power für die meisten Effekte da (siehe Screenshots).

Nach anderslautenden Ankündigungen verschwand kurz vor Veröffentlichung des Spiels der Hinweis, dass die integrierte Intel-Grafik aus MacBook und Mac mini nicht unterstützt werde, von der MacSoft-Hompage. Allerdings sollte man bei Intel-Grafik keine Wunder erwarten. Ermöglicht wird die Lauffähigkeit lediglich dadurch, dass Macsoft in die Voreinstellungen die Möglichkeit aufgenommen hat, Shader zu deaktivieren. Die notwendigen Informationen und weitere Einschränkungen findet man in der ReadMe-Datei. Ganz klar muss gesagt werden, dass AoE III zumindest optisch gesehen auf einem der letzten (und technisch betrachtet steinalten) G4-Macs besser laufen wird als auf den ganz aktuellen Macs mit integrierter Intel-Grafik.

Fazit:

Bei aller, auch ausführlicher Kritik: Ich mag das Spiel dennoch sehr gerne. Age of Empires III ist sicherlich ein cooles Spiel für den Multiplayermodus – die Einheiten mit ihren stark ausdifferenzierten Stärken und Schwächen, die dank der ansprechenden Grafik und Physik auch anschaulich transportiert werden, sind im Kampf Mann gegen Mann interessant – im Singleplayer-Modus besteht leider weiterhin das Problem, dass der intelligente Computergegner für Strategiespiele noch zu erfinden ist. Mit steigendem Schwierigkeitsgrad erhöht sich lediglich die Vehemenz der gegnerischen Angriffe, ein Taktieren bleibt aber zu vermissen. Allerdings muss man sich fragen, ob das letztendlich stört, denn ganz richtig: Das ist Age of Empires. Wer die anderen Teile mochte, wird diesen hier auch lieben. Ein realitätsnahes Strategiespiel ist es trotz des möglichen Anspruchs nicht, aber wollen wir das überhaupt?

Michael Gamer

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

[flickr album=72157623774523336 num=5 size=Square]

Habt Ihr eigene Bilder dazu? Schickt sie uns!

3 Antworten auf “Age of Empires III

  1. Hallo Leute,

    ich habe mir jetzt schon ein paar Bewertungen „durchgelesen“. Ich fide ganz interessant was ihr hier macht und würde mich freuen wenn ihr fleißig weitere Spiele aufnehmt und bewertet. Jedoch sind die Bewertungen viel zu lang. Ich habe gar keine Motivation das alles zu lesen. Ich will euch nicht großartig Kritisieren, denn wie ihr das schreibt ist sehr leidenschaftlich und ausführlich. Jedoch mein Tipp: macht die Bewertungen ein wenig kürzer und fast evtl. das Fazit mit Hilfe einer Vor-/Nachteile Tabelle zusammen, so das man zum Schluss noch einmal alles wesentliche aus dem Text zusammen hat. Danke für euere Aufmerksamkeit 🙂

    P.S. das ist nur ein gut gemeinter Rat 🙂

    1. Hallo Ronny,

      vielen Dank für Deinen Kommentar.
      Du hast Dir hier einen recht alten Testbericht vorgenommen. Age of Empires III ist derzeit gar nicht mehr für Mac verfügbar.
      Die neueren Reviews sehen etwas anders aus. Dort findest Du zum Beispiel die Punkte „positiv“ und „negativ“ sowie ein in der Regel kürzeres Fazit. Aber auch das ist noch nicht perfekt und wir arbeiten zur Zeit an einer etwas übersichtlicheren Review-Struktur. Gib uns ein bisschen Zeit.
      Gruß
      David

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert