Baldur's Gate

Es ist Morgen in der Festung Kerzenburg. Hier bist Du aufgewachsen, doch heute morgen ist etwas anders… Im ersten Abschnitt des Rollenspiels Baldur’s Gate schlägst du dich mit kleinen hol-mir-dies- und hol-mir-das-Quests durch, um die ersten Abenteuerpunkte zu sammeln. Ach ja, es gibt auch Attentäter, gegen die du dich durchsetzen musst, bevor am Abend die Abreise nach Baldur’s Gate, der größten Stadt an der Schwertküste, bevorsteht. Dein Ziehvater Gorion sagt, Kerzenburg sei nicht mehr sicher, gibt aber dafür keine Gründe an. Die Attentäter scheinen seine Worte allerdings zu beweisen… In der ersten Nacht nach dem Aufbruch aus Kerzenburg rettet Gorion Dir das Leben und bezahlt mit dem Seinen. Jetzt liegt es an dir, die Wahrheit zu ergründen und herauszufinden, was eigentlich los ist. Glücklicherweise bist du nicht lange allein, denn die erste Begleiterin findet dich am Morgen. Das Abenteuer beginnt…

Nach über zwei Jahren Wartezeit erscheint das Spiel nun auch in einer Mac-Version. Baldur’s Gate ist ein Rollenspiel, das auf den AD&D-(Advanced Dungeons and Dragons)-Regeln basiert und in den „Forgotten Realms“ spielt.

Die Reise wird dich durch fantastische, isometrisch dargestellte Gegenden führen, von den steilen Klippen der Küste mit stilechten Schiffswracks zum Erkunden über basiliskenverseuchte Wälder und durch liebevoll gezeichnete Dörfer und Städte bis in tiefe Dungeons. Überall sind passende Umgebungsgeräusche zu hören, so wie die Möwenschreie an der Küste, oder das Gemurmel in den Schänken und Kneipen. Auch Regen und Gewitter präsentieren sich mit Grafik und Sound. Einzig die beweglichen Teile der Umwelt (Fahnen, Windmühlen und Hängebrücken) sind nicht animiert. Die Spielfiguren- und Monsteranimationen sind gelungen, Bewegungsanimationen gibt es für acht Richtungen. Ausrüstungsgegenstände werden an den Spielfiguren dargestellt. Wenn also die Waffe oder Rüstung gewechselt wird, sieht man das auch.

Die Gefahren der Schwertküste können kaum alleine bewältigt werden. Deshalb können bis zu fünf weitere Charaktere in die Party aufgenommen werden. Du mußt die Mitreisenden allerdings finden, und sie müssen zur Party passen. Generell kann man das Spiel als guter oder als böser Held spielen. Wenn man als Paladin (der ist immer rechtschaffend gut!) das Abenteuer beginnt, werden einem die Gauner, die man in die Party aufnehmen kann, nicht viel nützen und sich irgendwann (gerne auch mitten im Kampf gegen Monsterhorden) gegen die Party stellen. Auch haben bestimmte Charaktere Vorlieben oder Abneigungen gegen andere Partymitglieder, die sie dann und wann per Sprachausgabe zum Besten geben. Und wie in allen Rollenspielen ist eine ausgewogene Party der Schlüssel zum Erfolg.

Der Spieler hat viele Möglichkeiten, um einen passenden Charakter am Anfang des Spiels zu generieren. Geschlecht, Rasse, Klasse, Gesinnung und die Charakterwerte wollen ausgesucht und abgestimmt werden. Es gibt im Spiel dann auch etliche Kleinigkeiten, in denen die anfängliche Auswahl eine Rolle spielt. So gibt es als Belohnung für eine Quest in Kerzenburg normalerweise Goldmünzen, wenn aber der Charakter über genug Charisma verfügt, kann es mehr Gold oder einen magischen Dolch geben! Ebenso werden sich die NPCs gegenüber Spielercharakteren (PCs) unterschiedlich verhalten, je nachdem wieviel Charisma der PC hat. Oder der Stärkewert wirkt sich direkt darauf aus, wieviel der PC tragen kann. Alle diese Feinheiten entsprechen den AD&D-Regeln und sind sehr genau in das Spiel integriert worden. Dadurch wird das Spiel recht komplex und die Lernkurve steigt. Bis man weiß, was man bei der Charaktererstellung alles hätte besser machen können, vergehen mehrere Spielstunden. Aber mit einem perfekten Charakter zu spielen wäre ja auch langweilig… 🙂 Da in das Spiel auch eine Erfahrungsstufengrenze eingebaut ist, wird man auch nach sehr langem Spielen keine perfekten Charaktere bekommen.

Wem die Standardbilder für die Charaktere nicht gefallen, der kann per Importfunktion ein beliebiges BMP (in der richtigen Größe natürlich) einladen und verwenden. So kann man beispielsweise bei Interplay schon Charakterbilder von Icewind Dale (Baldur’s Gate Nachfolger am Windows-PC) downloaden und in das Spiel integrieren. Mit ein bisschen mehr Aufwand lassen sich auch die nicht so richtig gelungenen Sprachfetzen der Party austauschen. Mit einem Mikrofon bewaffnet kann man dann sein eigenes Kriegsgeschrei aufzeichnen und als wav-Datei in das Spiel integrieren. Das kann recht lustig werden!

Ein weiteres feines Feature sind die frei editierbaren Charakterskripte. Die Skripte steuern die Partymitglieder, wenn sie gerade keine direkten Befehle vom Spieler erhalten haben. Mit einem Texteditor (SimpleText reicht) kann man seine Mitstreiter völlig neu einstellen – vielleicht probiere ich noch einmal den Krieger-Angsthasen, der immer wegläuft, wenn ein Kampf ansteht. Na ja, ich könnte es zumindest. Man kann aber auch nur ein bißchen (ernsthaftes) Feintuning betreiben, zum Beispiel alle seine Charaktere zuerst mit Fernwaffen angreifen lassen, oder die Zauberer nur bestimmte Zaubersprüche benutzen lassen.

Baldur’s Gate ist ein komplexes Rollenspiel, das man nicht nur so nebenbei spielen kann, denn es steckt viel mehr drin. Wer genügend Zeit investiert und sich auch mit den AD&D-Regeln auseinandersetzt, bekommt ein Rollenspielerlebnis der besonderen Art. Die abwechslungsreichen Landschaften und das viele Suchen und Erkunden sind super. Aber genau das ist auch die Schwäche von Baldur’s Gate. Da die Landschaften alle gezeichnet sind, sehen sie gut aus, aber beim nächsten Spiel befindet sich alles wieder genau dort, wo es auch im Spiel davor gewesen ist (in diesem Punkt haben Diablo und Diablo 2 die Nase vorn). Trotz der vielen Möglichkeiten mit verschiedenen Charakteren die Quests zu lösen, wird es deswegen schon beim zweiten Spielen etwas langweilig. Man kann halt nichts mehr neu entdecken. Dennoch ist Baldur’s Gate empfehlenswert, schließlich dauert es lange genug, das Spiel einmal komplett durchzuspielen (siehe Spieldauer).

Kommen wir mal zur Meckerecke:

Das Handbuch ist recht lieblos zusammengeklatscht. Zum einmal durchlesen geht es, aber wenn man etwas bestimmtes sucht, kann man gleich Seite für Seite noch einmal durchgehen, denn mit der Übersichtlichkeit ist es nicht weit her. Das übt natürlich, aber ist nicht so ganz spannend. Außerdem fehlen im Handbuch die ganzen Tabellen, die zur Charaktergenerierung hilfreich wären (die liegen immerhin als pdf-Dateien auf der CD). An eine Umgebungskarte kann ich mich auch nicht erinnern, aber die fehlte ja auch bei der deutschen Windows-Version.

Die Sprachausgabe im Spiel ist durchaus verbesserungswürdig. Die Stimmen, mit denen die Charaktere (PC und NPC) reden, passen einfach nicht zu den ansonsten sehr stimmungsvollen und passenden Geräuschen. Viele NPCs sprechen in Dialekten, an die ich mich einfach nicht gewöhnen kann.

Die vorgelesenen Zwischentexte, wenn die Geschichte weitererzählt wird, stimmen nicht mit der Sprachausgabe überein.

Es gibt Leute, die meinen, daß man Baldur’s Gate in 30 Stunden durchspielen kann. Ich gehöre nicht dazu. Wenn man wirklich alle Nebenquests (das gibt Punkte!!!) mitnimmt, sollte man eigentlich eher bei 120 bis 150 Stunden Spielspaß landen (die Zeit zum neu laden, weil die Party gestorben ist nicht mitgerechnet :-). Es dauert halt eine gewisse Zeit, bis man sich an jedes neue Kapitel mit den entsprechenden neuen Monstern gewöhnt hat und auch weiß, wo man über die Karte schleicht, ohne in einer Sackgasse hängenzubleiben.

Die vielen Abenteuer, die man in den „Forgotten Realms“ erlebt, laufen normalerweise in Echtzeit ab. Kommt es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung, kann man, sinnvollerweise, eine Pause (einfach auf die Space-Taste kloppen) einschalten, um sich seine Taktik zu überlegen und in Ruhe seine Befehle an die PCs geben. Actionliebhaber können natürlich auch ohne Pause spielen – die sind allerdings beim geradlinigeren Diablo oder Diablo 2 besser aufgehoben. Viel Zeit wird in Baldur’s Gate beim Umherlaufen und Suchen vergehen. So muß man häufig in schon erkundete Gebiete zurückkehren, um sich Belohnungen abzuholen, oder bestimmte Gegenstände zu finden, von denen man vorher noch nichts wusste (siehe Spielspaß).

Baldur’s Gate wird mit der Maus gesteuert. Charakterbildschirm, Inventory oder Optionen sind per Icon mit einem Klick zu erreichen. Auf der linken Seite des Spielbildschirms sind die entsprechenden Icons, auf der rechten Seite sind die Charakterportraits, an denen man den Zustand seiner Helden begutachten kann. Am unteren Bildschirmrand gibt es die speziellen Icons für Waffenauswahl und Zaubern für den aktuell ausgewählten Charakter.

Auf einem iMac mit 350mhz mit System 8.6 gab es keine Probleme. Auf dem PowerMac 5400 mit System 8.1 konnte durch einen bekannten Fehler, der mit einem Patch behoben wird, das Spiel nicht sofort gestartet werden. Nachdem der Patch installiert war, gab es außer der viel zu langsamen Spielgeschwindigkeit keine Probleme.

Wie bereits erwähnt kommen ältere Rechner trotz der niedrigen Systemanforderungen des Spiels nicht wirklich gut mit Baldur’s Gate klar. Je älter der Prozessor, desto niedriger die Spielgeschwindigkeit. In aller Regel ist in alten Rechnern auch eine langsamere Festplatte eingebaut als in aktuelleren Geräten, was sich ebenfalls dramatisch auswirken kann. Meine Empfehlung ist zumindest ein iMac mit 266 MHz.

Fazit:

Es gibt zur Zeit kein besseres (komplexes) Rollenspiel für den Mac. Wenn der Mac schnell genug ist, ist Baldur’s Gate auf alle Fälle sein Geld wert. Als Einstiegsmodell sollte es schon ein iMac sein. Bei älteren Prozessoren (z.B. PPC 603ev/180mhz) läuft das Spiel nur in Zeitlupe, wenn auch ruckelfrei (hilft leider nicht).

Cajus Zi

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel gelegentlich im macinplay-Shop.

Screenshots (klicken für mehr)

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