Battlefield 1942 Deluxe Edition

In einem Preview hatten wir Battlefield 1942 bereits getestet. Nun geht es an das echte Spiel: die Deluxe Edition für den Macintosh.

Das 2002 für den PC erschienene Battlefield 1942 wurde zu einem großen Erfolg in der Computerspielszene. Innerhalb weniger Wochen entwickelten sich eine grandiose Community rund um diesen Weltkriegsshooter. Die Wertungen lagen überwiegend im guten Bereich und die folgenden Add-Ons vergrößerten den Spielspaß in regelmäßigen Abständen. Zwei Jahre später, 2004, hat Aspyr Media das Spiel endlich für den Mac portiert, sodass auch wir Mac-Spieler uns ins Getümmel stürzen dürfen. Auch nach zwei Jahren hat das Spiel kaum etwas von seiner Faszination eingebüßt.

Grundsätzlich gibt es zwei Parteien, deren Rolle man übernehmen kann. Auf Seiten der Alliierten kämpfen US-Truppen, Briten und die Rote Armee, während auf der anderen Seite Deutsche und Japaner stehen. Jede Fraktion hat dabei fünf Charakterklassen, von denen man eine auswählen muss und somit seine Ausrüstung bestimmt. Der Aufklärer besitzt beispielsweise ein Scharfschützengewehr, mit dem auf mittlere und große Distanz einzelne Ziele zu treffen sind; darüber hinaus besitzt er noch ein Fernglas, mit dessen Hilfe er die Artillerieeinsätze dirigiert. Panzerabwehrsoldaten sind gegen Infanteristen eher schwach, aber mit der Panzerfaust sind sie die einzigen, die auch gepanzerte Fahrzeuge schnell und effektiv zerstören können. Der Sanitäter kann sich und andere Spieler auf dem Schlachtfeld heilen. Er ist zwar deutlich schwächer bewaffnet als die anderen Kombattanten, aber man sollte diese Klasse nicht unterschätzen. Auch der fälschlicherweise mit „Ingenieur“ übersetzte Pionier (engl.: „engineer“) scheint auf den ersten Blick schwach, aber mit seinen Landminen und ferngezündeten Sprengladungen kann er so manchen Feindvorstoß alleine stoppen. Nebenbei repariert er auch noch beschädigte Fahrzeuge. Die vielseitigste Klasse ist aber sicherlich die Sturmtruppe, die mit Maschinenpistole oder Sturmgewehr im Häuserkampf besteht und mit dem Karabiner auch auf mittlere Entfernung effizient ihr Handwerk ausüben kann. Mit drei bis fünf Handgranaten können sie sogar schwerste Panzerfahrzeuge knacken, vorausgesetzt, dass die Granaten direkt unter dem Fahrzeug platziert werden können.

Als Infanterist ist man dennoch relativ ungeschützt und machtlos gegen den verschanzten Feind im Bunker oder den gepanzerten Angreifer, deswegen sollte man sich so schnell wie möglich einen fahrbaren Untersatz besorgen oder Position an einem Geschütz beziehen. Neben Jeeps und Truppentransportern, die einen oder mehrere Spieler schnell zum Geschehen bringen und die auch als Nachschublager dienen, gibt es noch die erwähnten Panzer, die auch gleichzeitig die stärkste Waffe in Battlefield 1942 darstellen. Sobald man im Fahrersitz des Tanks Platz genommen hat, wird die Sicht wahrheitsgetreu stark eingeschränkt, doch dafür steht nun jede Menge Feuerkraft zur Verfügung.

Die Steuerung der Fahrzeuge ist durchweg gut gelungen, nach einer kurzen Lernphase kurvt man fast spielerisch zwischen Hindernissen hindurch und positioniert den Panzer in optimaler Schussposition. Die Bedienung stationärer Geschütze wie Flak und MG ist ebenfalls unkompliziert. Die Munition für derartig stationäre Waffen ist unbegrenzt, jedoch überhitzen die Waffen schnell, was ein kleiner Balken neben dem Munitionsstand anzeigt. Falls die Munition bei den mit sich geführten Waffen ausgehen sollte, so kann man sich an herumstehenden Kisten bedienen und an Verbandsschränken auch seine Gesundheit wieder auffrischen.

Als wären dass nicht schon genug Möglichkeiten kann man auch zu Wasser und Luft kämpfen. Mit Sturzkampfbombern und Jagdflugzeugen könnte man sich spektakuläre Dogfights liefern – wäre da nicht die Steuerung. Ohne Joystick geht überhaupt nichts: Mit Maus und Tastatur kommt man vielleicht in die Luft, aber dort angekommen schießt man nichts ab und landen tut man auch nicht in einem Stück. Insofern ist ein Joystick zwingend für sinnvolle Luftkämpfe. Doof ist, dass ausgerechnet das Referenzmodell, der Cyborg 3D von Saitek, aus unbegreiflichen Gründen nicht vom Spiel unterstützt wird.

Auf den Schlachtschiffen, auf denen man in den Pazifik-Missionen startet, kann man die großen Schiffsgeschütze bedienen und die Inseln unter Beschuss nehmen (vorausgesetzt, dass die Sichtweite so groß ist, dass man sieht, wohin man schießt). Fast alle Fahr- und Flugzeuge können mit mehreren Spielern genutzt werden; so kann im Panzer ein zweiter Spieler das MG bedienen, ebenso im Landungsboot. Auch einige Flugzeugtypen haben ein Heckgeschütz – hier kommt es aber sehr auf eine gute Absprache zwischen Piloten und Schützen an, sonst kann es passieren, dass der eigene Heckschütze das Leitwerk zerfetzt. Und das endet unschön. Unter den 43 Land-, Luft- und Seefahrzeugen befinden sich dann auch ganz ausgefallene Stücke wie Zerstörer und U-Boote. Wenn man genug Ausdauer beweist, schafft man es, Zerstörer oder Flugzeugträger zu versenken, was den Gegner um seine Wiederblebungs-Punkte bringt.

Die Schauplätze atemberaubender Schlachten reichen von europäischen Landstrichen wie der Normandie bis hin in die ehemalige Sowjetunion, wo man um Stalingrad kämpft. In Afrika kämpft man sich durch weitestgehend leere Gebiete und hat es meist mit großen Panzerschlachten zu tun. Für Fußtruppen gibt es kaum Deckung und die Wege sind weit. Die optisch ansprechendsten Missionen liegen im Pazifik, die Schlacht um Midway und viele kleinere Inseln sind sowohl optisch als auch vom Gameplay her gut inszeniert. Mit dem beiliegenden Add-On „Road to Rome“ stehen dem Spieler noch vier weitere Missionen in Italien zur Verfügung, unter anderem die Schlacht um den Monte Cassino. Ebenfalls mit dem Add-On gibt es eine Vielzahl von neuen Waffen und Fahrzeugen, sowie natürlich als neue Nation auf Seiten der Achsenmächte Italien. Um die Größe der Maps zu verdeutlichen, sei gesagt, dass man von seiner Hauptbasis bis an die Front zu Fuß oft ein oder zwei Minuten braucht, langsame Fahrzeuge wie Artillerie und Panzer brauchen noch länger. Besonders gut gelungen ist die gute Mischung aus bekannten Gebieten wie Omaha Beach und eher unbekannten Schauplätzen wie die in Afrika.

Der Einzelspielermodus beginnt 1942 und die ersten Missionen schildern die Schlachten in Afrika zwischen Briten und Deutschen. In wenigen Zeilen wird beschrieben, was das Ziel der Mission ist und die Truppenstärke umschrieben, beispielsweise dass man mit einer Panzerdivision rechnen muss oder nur Infanterie zur Verfügung steht. Im Gegensatz zu anderen Spielen hat man keine bestimmten Punkte zum Ziel, nach dem Motto: „Nimm erst den Bunker ein und kämpfe dich danach zum Kommandostand durch.“ Jedes Team hat zu Beginn eine bestimmte Anzahl Tickets auf ihrem Konto. Die Zahl dieser Tickets verringert sich abhängig von der Anzahl der virtuell Gefallenen. Wessen Tickets als erstes die magische Null-Marke erreichen, darf sich zum Verlierer des Spiels erklären. Je nachdem, wie groß der Unterschied zwischen Sieger und Besiegtem ist, feiert man Siege, große Siege oder eben auch schwere Niederlagen. Damit der Ticket-Countdown beschleunigt wird, werden für jeden Soldatentod gleich mehrere Tickets abgezogen, und über die Landschaft verstreute Kontrollpunkte, zu erkennen an den Fahnenmasten, beschleunigen die Sache zusätzlich. Wer einen Kontrollpunkt einnimmt, hat einen Ticket-Vorteil; außerdem dienen sie als Respawn-Punkt. Das Team mit den meisten Kontrollpunkten hat demnach auch die meisten taktischen Möglichkeiten, wobei aber nicht gesagt ist, dass das Team mit den meisten Kontrollpunkten auch zwangsläufig gewinnt.

Neben der Kampagne gibt es auch noch den so genannten Soforteinsatz, bei dem man einfach drauflos spielen kann und sich nicht um den historischen Hintergrund kümmern muss. Hier sind auch alle Missionen sofort verfügbar, während man sich diese in der Kampagne erst erspielen muss. Die Möglichkeiten, die Battlefield 1942 bietet, sind dabei beeindruckend. So kann der Aufklärer mit einem Fernglas Ziele für die Artillerie bestimmen. Wenige Sekunden nach Festsetzen des Ziels (und wenn ein Kollege an der Artillerie sitzt) krachen die Bomben auf die ausgewählte Stelle. Sieht man beispielsweise in einem Dorf mehrere Panzer, gibt man Alarm und ruft eventuell Luftunterstützung herbei; nach wenigen Augenblicken werden sich in der Nähe befindliche Einheiten auf den Weg machen, um den Spieler zu unterstützen. Für die meisten Karten empfiehlt es sich mit zwölf oder mehr Soldaten pro Team zu spielen, in einigen Karten dürfen es auch ruhig 20 oder mehr je Team sein – und man wird sich trotzdem selten über den Weg laufen. Hierbei ist die Minimap eine gute Hilfe, ansonsten bekommt man die Einnahme eines Kontrollpunktes oder eines neuen Scharmützel gar nicht mit.

Der Mehrspieler-Modus ist das Herzstück von Battlefield 1942. Der im Spiel integrierte Server-Browser zeigt einem alle verfügbaren Spiele an. Hat man sich für einen entscheiden verbindet man sich und schon kann es losgehen. In freien Spielen schwierig ist die Absprache, es hat keinen Sinn wenn alle Spieler nur Strumtruppe sind oder sich einige absetzen und immer mit Panzern und Jepps vorfahren und der Rest zehn Minuten zu Fuß hinterherlaufen muss. Aktuell gibt es noch keine Voice-over-IP-Software, die eine Koordinierung des Vorgehens ermöglichen würde, doch Anfang 2005 soll mit Teamspeak die Lösung für solche Probleme, vorausgesetzt man hat eine schnelle DSL-Leitung oder ein LAN-Spiel.

Maximal können sich 64 Spieler auf einem Battlefield-Server tummeln. Wenn das eine afrikanische Wüstenmission ist, ist das gut so, denn die Spieler werden sich gut verteilen. Neben dem aus dem Einzelspieler-Modus bekannten Spielmodus gibt es auch Capture the Flag oder Team-Deathmatch. Der Modus Eroberung umfasst zwei Typen: Sturmangriff, bei dem der Angreifer solange Tickets verliert, bis er einen Punkt erobert hat, und Frontalangriff, bei dem beide Seiten bereits einen Punkt erobert haben und sich nun gegenüber stehen.

Durch die Tickets ist es sehr wichtig, im Team zu spielen, das merkt man vor allem auf den Servern recht schnell. Befinden sich in einem Team ein paar Anfänger, die einfach drauflos wollen, genügen meist wenige Augenblicke, um das Spiel zu verlieren. Eine Absprache, wer welche Klasse nimmt und welchen Punkt angreift wäre wünschenswert, ist aber auf offenen Servern kaum möglich. Hier spielt man ja meist nur zwei oder drei Runden mit einem Team, danach sucht man sich einen neuen Server oder andere Spieler verlassen das Spiel. Bei diversen Testspielen konnte ich beobachten, wie man innerhalb weniger Minuten verlieren kann, weil ein gut eingespieltes Team die andere Mannschaft von Beginn an in ihrer Basis festhielt und man sofort nach der Wiederbelebung wieder erschossen war.

Wem nach einiger Zeit Battlefield 1942 keinen Spaß mehr macht, der sollte unbedingt eine der vielen MODs ausprobieren. Einige dieser Modifizierungen bringen nur andere Kriegsparteien mit neuen Waffen und Fahrzeugen zum Originalspiel, zum Beispiel „Call to Arms„, dass sich den Kanadiern widmet. Wieder andere stellen ganz eigenständige Spiele dar, die auch neue Missionen bieten. Der wohl bekannteste MOD dieser Art ist „Desert Combat„, der Battlefield 1942 in die Moderne katapultiert. Anstatt alter Karabiner und Maschinengewehre hat man nun vollautomatische Sturmgewehre, Hightech-Scharfschützengewehre und moderne Panzer und Jets. Selbst bis in die Zukunft hat es das Spiel gebracht, denn mit GalaxyQuest gibt es auch eine Star-Wars-MOD.

Optisch ist Battlefield 1942 nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, aber immerhin ist das Spiel schon zwei Jahre alt. Da verwundert es nicht, dass andere Spiele optisch wesentlich mehr bieten. Wer kann, sollte die Mipmaps aktivieren und mit besten Textureinstellungen spielen, dann schaut Battlefield auch 2004 noch ganz nett aus. Neben den großen Landschaften, auf denen man sich mit allerlei detaillierten Vehikeln bekämpft oder zu Fuß durch Wälder und über Strände streift, zaubert die Engine bei Feuergefechten ein wahres Partikelfeuerwerk ab. Selbst bei mittleren Einstellungen spritzen bei Einschlägen Wasser und Sand zur Seite und Rauchschwaden versperren die Sicht auf den Gegner. Damit das alles auch in ansprechender Geschwindigkeit abläuft, sollte man die Mindestanforderungen von 867 Mhz und einer Geforce 2 (nicht 2 MX) deutlich übersteigen. Bei meinem G4 mit 1000 Mhz und Radeon 9800 Pro lief es auf den meisten Maps ganz gut, nur extrem große Abschnitte wie El Alamain oder die tropischen Inseln waren etwas zäh zu spielen.

Die gute und stimmungsvolle Musik die einem im Menü begleitet und den Ladevorgang verkürzt verschwindet leider im Spiel komplett, man kann sich insofern ganz auf das Spielgeschehen konzentrieren und lauschen, ob da nicht hinter dem nächsten Berg ein Panzer anrollt oder sich Infanterie durch Schüsse ankündigt. Auch bei Panzerfahrten oder kleinen Flugeinlagen hat man das Gefühl, mitten drin zu sein – die Geräuschkulisse erzeugt eine gute Atmosphäre. Für etwas schwächere Rechner kann man die Qualität und die Anzahl der Kanäle einstellen, bei minimalen Einstellungen muss man aber damit leben, dass in hitzigen Feuergefechten nicht alle Geräusche abgespielt werden.

Ein kleiner Fehler hat sich dann doch noch eingeschlichen, die Seriennummern in der DVD-Box sind leider nicht beschriftet, sodass man meinen könnte der obere gehöre zu Battlefield 1942 und der untere zum Add-On. Lieder ist es genau andersherum, die 1808-Nummer gehört zum Originalspiel und die 1801-Nummer zum Add-On. Hat man es verkehrt herum eingegeben akzeptiert Battlefield 1942 zwar auch das, aber beim Versuch ins Internet zu verbinden kommt immer die Fehlermeldung die Seriennummer wäre falsch. Dieser Fehler ist niemandem anzulasten – er ist in der Druckerei passiert. Wo gehobelt wird, fallen eben auch mal Späne. Immerhin hat ASH auf den Supportseiten zum Spiel genau diesen Fehler beschrieben und Hinweise online gestellt.

Fazit:

Eins steht fest: Was Aspyr uns da beschert, gehört in jede Spielesammlung! Auch wenn wir Mac-Spieler zwei Jahre warten mussten (und einen entsprechenden Trainingsrückstand haben), die Server sind noch immer gut besucht und mit den vielen MODs ist ein Ende des Spielspaßes nicht abzusehen. Also, Battlefield 1942 kaufen und mitspielen!

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

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