Delta Force: Black Hawk Down

Das Horn von Afrika – ein Land voller Unruhen: Somalia. Die Geschichte dieses Landes ist seit Jahrhunderten durch die blutigen Fehden rivalisierende Stämme und Clans geprägt. Doch nicht nur Kriege – auch Naturkatastrophen und Hungersnöte plagen dieses Land. Anfang der 1990er Jahre war die Situation dramatisch: Tausende Menschen verhungerten wegen eines blutigen Bürgerkrieges. Trotz beständig weiter tobender Kämpfe zwischen den Clans unternahm die UNO ab April 1992 verschiedene Einsätze, um die Hungersnot zu lindern und wieder Sicherheit und Ordnung in das Gebiet zu bringen. Diese Aufgabe war von Beginn an schiwerig, immer wieder wurden Nahrungstransporte überfallen. Um die Hilfstransporte zu schützen wurden bewaffnete Einsatzgruppen der UNO nach Somalia entsandt. Auch die Bundeswehr war übrigens dabei.

Am 5. Juni 1993 wurden 24 pakistanische UNO-Mitglieder in einen Hinterhalt gelockt und getötet. Eine Untersuchung ergab, dass allen voran General Aidid und seine Clanmiliz für zahlreiche Überfälle verantwortlich waren.

Im Herbst 1993 wurde eine Spezialeinsatzgruppe namens Task Force Rangers, bestehend aus Soldaten der US Army Rangers und der Delta Force, in die Region um Mogadischu entsandt. Die TFR operierte getrennt von den UNO-Aktivitäten und unterstand direkt der Befehlsgewalt der Vereinigten Staaten. Ihr Auftrag richtete sich gegen Aidids Clan-Aktivitäten.

Am 3. Oktober kam es zum siebten und letzten Einsatz dieser Task Force. Zwei Hubschrauber des Typs Black Hawk wurden abgeschossen. Die Funkmeldung dazu lautete „Black Hawk Down“. Bis hierhin alles tatsächlich geschehene Ereignisse. Auch ein Film dieses Titels existiert – mit Orlando Bloom in einer seiner ersten Rollen, mit Eric Bana und weiteren hervorragenden Schauspielern.

Delta Force: Black Hawk Down ist ein weiterer Ego-Shooter. Auch dieses Spiel zeichnet sich, wie seine Mitbewerber, durch einen Einzel- und Mehrspielermodus vor historischer Kulisse aus.

Im Single-Player-Modus muss man in einem Feldzug oder eben auch nur in einzelnen Missionen bestehen. Hierbei steht einem überwiegend auch ein kleines Team zur Seite, das man zeitweise befehligen kann. Doch dazu gleich mehr.

Schauen wir uns das doch lieber konkret anhand einer beispielhaften Mission an: Mein Auftrag ist es, mit einem Konvoi von Humvees (das ist die militärische Ursprungsversion des „Hummer“-Geländewagens) einem Nahrungstransport entgegenzufahren, um ihn anschließend zu beschützen. Als MG-Schütze auf dem Dach eines Humvees geht die Fahrt los. Irgendwie ahnte ich schon, dass mich nach der ersten Hügelkette der Feind erwartet. Zu Fuß und in Jeeps kommen die Gegner aus allen Richtungen. Instinktiv eröffne ich das Feuer, mein MG-Rohr pumpt mächtig viele Geschosse in die Umgebung, und zwangsläufig treffe ich auch die Angreifer. Auch meine Kameraden feuern ununterbrochen. In dieser Phase kann ich das Geschehen aber nicht weiter beeinflussen. Weder kann ich meinem Team Befehle geben noch die Fahrzeuge zu einem Ausweichmanöver bewegen.

Grundsätzlich lassen sich in diesem Spiel keine Fahrzeuge, egal ob nun ein Humvee oder Hubschrauber, steuern. Sie bewegen sich stets auf ihrer festgelegten Strecke. Ich kann folglich nur als Bordschütze an der „Taxifahrt“ teilnehmen, was zwar dem echten Leben entspricht (welcher schlichte Soldat kann schon einen Helikopter fliegen oder – noch unwahrscheinlicher – ohne den passenden Militär-Führerschein ein Fahrzeug steuern?). In einem Shooter törnt das jedoch eher ab und bereitet Langeweile den Boden.

Aber weiter im Geschehen. Wir überstehen nahezu unbeschadet diese Feindberührung und erreichen den Nahrungstransport. Auch hier lässt uns der Feind keine Ruhe. Nur diesmal kann ich – das war eben noch nicht möglich – meinen Humvee verlassen und zu Fuß den Kampf fortsetzen. Ich stürme über eine Hügelkette und erkenne noch rechtzeitig ein mobiles Lager meines Gegners. Meine Teammitglieder sind mir selbstständig gefolgt. Jetzt kann ich auch mit einfachen Befehlen die Aktionen meiner Kameraden beeinflussen. Auf mein Kommando eröffnen sie das Feuer und werfen eine Handgranate. Deckung, langsam im hohem Gras anschleichen und dann das Visier ruhig halten – Treffer. Die Mission ist zwar noch nicht zu Ende, aber für den ersten Eindruck soll dieses Beispiel genügen.

Offen gestanden, ich bin etwas enttäuscht: Es wäre in der Situation angebrachter gewesen, das Lager aus zwei Richtungen anzugreifen, um deren Deckung zu umgehen. Derartige taktische Aktionen lässt Black Hawk Down nicht zu. Die Missionen bieten meines Erachtens folglich nur wenig Einflussnahme. Letztendlich weiß man nach einigen Wiederholungen einfach, was einen erwartet.

Im Grundsatz verhalten sich die Gegner, vor allem im Häuserkampf, recht geschickt und bieten wenigstens keine schlichten Angriffsziele. Zudem soll man Zivilisten verschonen, und das macht die Aufgabe kaum einfacher. Daher haben mich die Kampfszenarien zwischen den Häusern auch mehr motiviert. Einziger Nachteil: Türen kann man nicht öffnen und folglich nur offene Gebäude betreten.

Wenn mir aber meine Kontrahenten auf freier Fläche direkt entgegen laufen, dann hege ich Zweifel an deren Intelligenz. Die Fahrkarte ins Jenseits ist dann mit einem müden Lächeln ausgestellt. Bäng!

Apropos schießen: Natürlich kann man aus einer Vielzahl von Waffen wählen: Sturmgewehre, Maschinengewehre, Raketenwerfer, Handgranaten, Schrotflinten, … und doch bin ich immer wieder erstaunt, was so ein tapferer Soldat alles auf einmal tragen kann. Die Waffen sehen sehr realistisch aus und verhalten sich auch so. Man sollte es aber besser immer nur bei kurzen Feuerstößen belassen. Der Rückstoß – zum Glück spürt man den nicht – zieht die Waffe erwartungsgemäß nach oben. Das Mündungsfeuer und auch die Akkustik runden diesen guten Eindruck ab.

Insgesamt empfand ich die Soundqualitäten von Black Hawk Down jedoch eher als durchschnittlich. Natürlich unterstützen eine Vielzahl von Geräuschen die Aktionen. Ich bin aber auch von anderen Shootern verwöhnt. Das Rascheln der Blätter, eine leichte Windböe, das Zwitschern der Vögel und das Knacken im Unterholz sind dann eben doch Details, die ich bei Black Hawk Down vermisse. Ok, ok, Somalia ist mehr Steppe und Einöde, aber dennoch. Stattdessen empfand ich gerade im Multiplayer-Modus die Rotorgeräusche der Hubschrauber, die immer wieder die selbe Flugbahn durch das Szenario ziehen, etwas nervig.

Die Tastaturbelegung von Black Hawk Down entspricht seinen Mitbewerbern. Vor allem die Grundfunktionen liegen auf den üblichen Tasten, also „W“, „A“, „S“ und „D“ für die Bewegungen und die Maustaste zum Schießen. Ich denke, diese Belegung hat sich bewährt und ist demnach zufriedenstellend.

Der Mehrspielermodus bietet neben der lokalen Netzwerkunterstützung natürlich auch Spiele im Internet an. Letzteres ist über Server von NovaWorld.com realisiert. Diese sehr eigenwillige „Insellösung“ bietet neben dem Zugriff auf die eigentlichen Game-Server unter anderem auch Onlineforen und Bestenlisten. Die Darstellung dieser NovaWorld-Seiten im Spiel erinnert mich an die C64er-Zeiten: hässliche Farbkombinationen gepaart mit schlecht zu lesender Schrift. Schaut euch einfach den Screenshot an, dann werdet ihr wissen, was ich meine.

Um es letztendlich noch schlimmer zu machen, wurde der Test dieses Spiels auch dadurch behindert, dass NovaWorld.com zuweilen nicht erreichbar war. In einem deutschsprachigen Forum auf deren Server fand ich dann auch weitere Hinweise auf ähnliche Erfahrungen. Demnach sollen diese sporadischen Ausfälle mit Stromunterbrechungen und Softwareumstellungen begründet sein.

Sind diese Hindernisse erstmal genommen, so steht einem Online-Match nichts mehr im Wege. Die Multiplayer-Partien bieten unterschiedliche Charaktere mit entsprechenden Fähigkeiten an. Zur Auswahl stehen fünf Spezialisten:

• Scharfschütze
• Nahkämpfer
• Grenadier
• Maschinengewehrschütze
• Sanitäter

Folgende Spielarten, also die Aufgabe und das Ziel einer Multiplayer-Partie, werden angeboten:

• Deathmatch (Jeder gegen Jeden)
• Team Deathmatch (Jeder gegen Jeden im Team)
• Capture the Flag (Fahne erobern)
• Team King of the Hill (Gebiet besetzen im Team)
• Search and Destroy (Suchen und Zerstören)
• Attack und Defend (Angriff und Verteidigung)

Einschränkend sei noch erwähnt, dass ich gerade bei wenigen menschlichen Gegenspielern die Option vermisse auch künstliche Kontrahenten (Bots) einzubinden. Und ohne kann das dann schon einmal langweilig werden, wenn man seine Gegner erstmal suchen muss.

Abschließend muss ich etwas ausführlicher auf die Performance, insbesondere gemessen an flüssigen Spielbewegungen und der Qualität der Grafik, eingehen.

Die Spielverpackung empfiehlt mindestens einen PowerPC G4 mt einem Gigahertz (so habe ich das unten auch angegeben). Der deutsche Verleger, Application Systems Heidelberg, geht online sogar nur von einen G3 mit 733 MHz aus.

Überwiegend getestet habe ich das Spiel an einem iMac G4 mit einem Gigahertz, punktuell auch auf einem Powerbook G4, 1,33 GHz und einem G5 mit 1,8 GHz. Die Screenshoots unten haben alle die Auflösung von 800 x 600 Bildpunkten und sind durchweg am iMac entstanden. Die Bilder mit der Anmerkung „(high)“ basieren auf hohen Detailstufen in den Grafikeinstellungen, die anderen auf niedrigen.

Um es kurz zu machen, mein iMac war trotz der eingehaltenen Systemausstattung kein optimales Testgerät. In den hohen Detailstufen gefällt mir die Grafik gut. Es wirken aber auch hier noch einige Objekte kantig, vor allem die Hubschrauber, wenn sie in Bewegung sind. Aber es hat einfach keinen Spaß gemacht – die Spielbewegungen waren behäbig und es ruckelte teilweise. Insbesondere im Multiplayer-Modus habe ich dann die Grafikeinstellungen auf niedriges Niveau umgestellt. Ich war es leid, immer wieder einen Zeitlupen-Tod zu sterben.

Das Powerbook ist auch keine echte Alternative, obwohl es hier schon besser lief. Optimal ist sicher ein G5. Bei einem kurzen Test auf einem solchen Gerät sah das alles schon viel besser und flüssiger aus. Folglich ist es mir unverständlich, dass man hier auch noch einen G3 mit 733 MHz als Mindestanforderung definiert.

Fazit:

Heutzutage muss sich ein Ego-Shooter auch auf dem Mac an seinen Mitbewerbern messen lassen. Sowohl die hohen Hardwareanforderungen und auch die wenigen Aktionsmöglichkeiten sprechen gegen Black Hawk Down. Die grundsätzlich gute Grafik kommt erst bei schnellen Rechnersystemen mit aktueller Grafikkarte zur Geltung. Und wer von einem Shooter auch mehr strategische Möglichkeiten erwartet oder schlichtweg seinen Humvee selber fahren will, ist mit Black Hawk Down falsch beraten. Es gibt einfach bessere Games in diesem Bereich.

Ulf Hauf

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

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