Heroes of Might & Magic III: Complete

Die Wurzeln von Might & Magic liegen tief in den 80ern. Damals entwickelte Jon van Caneghem, der bis heute alle Might & Magic-Produkte erdacht und designed hat, den ersten Teil einer Rollenspielreihe, die bis heute acht Teile umfasst und von denen die Teile 3-5 auch für den Mac erschienen sind. Anfang der 90er erschien dann der Strategieableger der Serie, Heroes of Might & Magic, dessen dritter Teil nun endlich auch für den Mac vorliegt.

Die lange Wartezeit hat sich gelohnt, da gegenüber der ursprünglichen PC-Version, die schon einige Zeit (seit 1999) auf dem Markt ist, die Mac-Version als „Complete“ , d.h. mit den beiden Zusatz-CDs (Armageddon’s Blade und Shadow of Death) in einem Paket daherkommt. Einziger Wermutstropfen ist der leider fehlende Karteneditor, der beim PC schon mit dem Hauptprogramm ausgeliefert wurde. Dafür gibt es im Internet mittlerweile viele Karten zum Downloaden (allerdings häufig nicht mit der Qualität, die man sich wünscht, z.B. bei www.strategy-gaming.com/homm3).

Der Spielaufbau ist einfach erklärt. Man beginnt normalerweise mit einer Stadt und einem Helden und muss dann große Armeen aufbauen und viele Städte erobern, um noch mehr und noch größere Armeen aufzustellen und letzendlich alle Gegner besiegen. Das klappt immer, obwohl es in vielen Missionen alternative Siegbedingungen gibt, so wie zum Beispiel eine ganz bestimmte Stadt einzunehmen oder einen ganz bestimmten Helden zu vernichten. In einigen Szenarien ist auch ein Zeitlimit eingebaut, so dass man nicht unbegrenzt Zeit hat, an seinen Armeen zu basteln. Das Spiel ist dabei rundenbasiert und in Tage, Wochen und Monate unterteilt. Jeder Tag entspricht dabei einer Runde. Es kann auch noch eingestellt werden, wie lang eine Runde tatsächlich ist (von einer Minute bis unendlich).Während einer Runde darf man jeden seiner maximal acht freilaufenden Helden bewegen und in jeder Stadt einen Ausbau tätigen, wenn es die Ressourcen zulassen. Ressourcen wie Holz, Edelsteine, Schwefel, Erz und andere bekommt man, indem der Held einen Haufen davon in der Landschaft findet oder eine Mine erobert, die dann täglich Ressourcen produziert. Damit man die Städte ordentlich ausbauen kann benötigt man natürlich auch Gold. Glücklicherweise gibt es da Steuereintreiber, die einem die Sache einfach machen und in jeder Stadt jede Runde das Gold einsammeln. Natürlich gibt es in besser ausgebauten Städten auch mehr Gold.

Die maximal 16 Helden (acht davon dürfen frei rumlaufen, die anderen acht muss man als Garnision in den Städten zurücklassen) sind rollenspieltypisch mit Charakterwerten ausgestattet und haben besondere Fähigkeiten wie Diplomatie (Monster können zur Armee des Helden überlaufen), Feuermagie (Feuerzaubersprüche werden stärker) oder Pfadfinden (der Held kann sich jede Runde weiter bewegen) und viele andere. Jedes Mal, wenn der Held eine Stufe aufsteigt, lernt er einen neuen Skill, oder baut einen bestehenden aus. Mit einem Zauberbuch kann jeder Held Zauber lernen, wenn er in eine Stadt kommt, die eine Magiergilde hat, oder wenn er in der Landschaft einen Schrein findet. Des weiteren gibt es noch unzählige magische Artefakte, die bestimmte Attribute des Helden heraufsetzen. Diese werden entweder von starken und großen Monsterhorden bewacht, oder man kann sie käuflich beim freundlichen Kobold um die Ecke erwerben. Übrigens wachsen nicht nur die Populationen der in den Städten zu rekrutierenden Einheiten wöchentlich, sondern auch die Monster, die in der Landschaft stehen. So kann es sein, dass eine Gruppe Pikeniere, die am Anfang des Spiels nur 50 Einheiten hat, später aus einigen hundert Einheiten besteht.

Die Landschaften sind abwechslungsreich gestaltet und es gibt viele besondere Orte zu erforschen. Auf vielen Karten finden sich auch Dungeons, so dass man dann auf zwei Ebenen spielen kann. Manchmal müssen auch Schiffsreisen zu fernen Inseln unternommen werden. Das Spiel bietet in der Hinsicht alles, was man auch von einen Rollenspiel erwarten würde.

Sobald es einen Kampf gibt, schaltet das Programm in eine Hexfeld-Ansicht um, die 11×15 Felder groß ist. Dort sind die angreifenden Truppen stets auf der linken Seite und die Verteidiger auf der rechten Seite zu finden. Per Mausklick könnte man sich sofort alle wichtigen Infos zu allen an der Schlacht teilnehmenden Kreaturen ansehen, wenn der Mac über eine rechte Maustaste verfügen würde. Hmm, der Gegner hat 26 Beholder, wieviele Hitpoints haben die denn noch? Wenn ich die mit meinen 15 Minotaurenkönigen angreife, reicht das? Nein, das reicht nicht ganz denn, 15 Minotaurenkönige machen einen Schaden von 180-300 Hitpoints und 26 Beholder haben insgesamt 572 Hitpoints. Also können meine Minotaurenkönige 8-13 Beholder vernichten und die restlichen 13-18 schlagen zurück für 39-90 Punkte. Damit würde ich maximal einen Minotaurenkönig verlieren Und wenn ich vorher noch einen „Icebolt“ auf die Beholder schicke oder „Bloodlust“ auf die Minotaurenkönige… Man kann natürlich auch einfach draufhauen und sich das Ergebnis ansehen, aber auf Dauer kommt man mit Planung weiter, als mit der Hau-drau-und-Schluss-Technik.

Neben den Kampagnen kann man sich auch an einzelne Karten wagen. „Heroes of Might & Magic III“ bietet zu diesem Zweck mehr als 150 Szenarien an. Die Karten gibt es in klein, mittel, groß und sehr groß, was sich natürlich in der Spielzeit, aber nicht im Schwierigkeitsgrad niederschlägt. An einer sehr großen Karte kann man locker vier bis fünf Stunden spielen. Als besonderen Bonus kann man sogar die Geschichte von Might & Magic VI The Mandate of Heaven im gleichnamigen Szenario nachspielen.

In den Kampagnen hat man einen ganzen Satz von Karten, die nacheinander „abgearbeitet“ werden müssen. Normalerweise steigt dabei der Schwierigkeitsgrad von Karte zu Karte. Als kleinen Bonus darf man dafür die Helden (oder zumindest einige Helden) mit in die nächste Mission nehmen, um sie noch stärker werden zu lassen. Außerdem werden die Missionen von Hintergrundgeschichten begleitet, die dann und wann bestimmte Ereignisse in den Spielverlauf einfließen lassen.

Ja, „Heroes of Might & Magic III“ ist multiplayertauglich. Aber richtig empfehlenswert ist dieser Spielmodus nicht. Rundenbasierte Spiele sind in meinen Augen einfach nicht für mehrere Spieler im Netzwerk die Erfüllung. Auch wenn man die Zeit, die jeder Spieler für seinen Zug Zeit hat, auf das Minimum herabsetzt, hat man effektiv eine Minute zum Spielen (da kann man kaum seine Armeen rekrutieren!) und muss danach eine Minute für jeden anderen aktiven Spieler warten. Mir macht das so keinen Spaß!

Unsere Testversion hatte noch kein gedrucktes Handbuch, sondern nur die original PC-Handbücher als PDF-Dateien auf der CD. Mal abgesehen von den ganzen windowstypischen Beschreibungen sind die Handbücher sehr gut gemacht und fast alle spielrelevanten Sachen sind gut erklärt. Dummerweise fehlt nur die Erklärung, wie man einen „Rechtsklick“ mit einer Standard-Mac-Maus produziert Auch im „Read Me“ steht da nix entsprechendes. Das gibt leider einen deutlichen Punktabzug! Normalerweise benutzt man den „Rechtsklick“, um Informationen und Statistiken zu bestimmten Gegenständen (welchen Effekt hat noch der „Torso des Legionärs“ und was war mit der Sanduhr?) oder auch Armeen (wie groß z.B. die Verteidigung einer Stadt ist) aufzurufen. Das ist sehr wichtig, um nicht eine Stadt anzugreifen, die viel zu stark ist. Aber zum Glück gibt es ja macinplay.de – die rechte Maustaste wird durch die „Option-Taste“ simuliert, und zwar – und jetzt kommt’s – ohne die eigentliche Maustaste zu benutzen. Das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber klappt einwandfrei.

Gute Englischkenntnisse sollte man für das Spiel mitbringen, da Programm und Handbücher komplett englisch sind.

Die Grafik ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Es ist zum einen recht bunt, aber nicht so knuddelig, wie z.B. bei den Siedlern, zum anderen aber auch nicht so „realistisch“ wie bei „Baldur’s Gate“ oder „Age of Empires“. Gegen den derzeitigen Trend setzt „Heroes 3“ auf gezeichnete Grafiken statt 3D, und das passt hier gut. Die gemalten (Hintergrund-) Bilder für die Städte sehen richtig gut aus, auch die Hintergründe in den verschiedenen Menüs und Auswahlscreens sind sehr stimmungsvoll.

Der Sound wartet mit reichlich orchestralen Musikstücken (es gibt Filme, die haben da weniger zu bieten) auf, die die ganze Zeit im Hintergrund dudeln. Die Musik ist passend und für jedes Terrain und jeden Stadttypen gibt es ein bestimmtes Musikstück. Durch den Soundtrack gehen die restlichen etwas spärlich verteilten Effekte leider ein wenig unter, aber das fällt erst auf, wenn man das Spiel mal ohne Musik spielt.

Große Einstelloptionen für Grafik und Sound gibt es nicht. Wenigstens die Lautstärkeregler, einer für Hintergrundmusik und einer für Soundeffekte sind noch vorhanden. Auflösungstechnisch sucht sich das Programm einfach den Modus, den es bevorzugt – 800×600 für das Spiel und 640×480 für die Menüs, und das klappt soweit ohne Probleme. Die restlichen Optionen beziehen sich auf das Gameplay (sollen Animationen dargestellt werden und wie schnell sollen die Helden über die Karte flitzen etc.).

Obwohl die Herstellerangaben einen G3-Prozessor voraussetzen, läuft das Spiel sogar auf einem 603ev-Prozessor mit 180 Mhz noch absolut spielbar, auch wenn es dabei keine Geschwindigkeitsrekorde bricht und beim Introfilm einige Frames wegfallen. Für die Musik im Spiel wird Quicktime 3 vorausgesetzt. Falls eine ältere Version installiert ist, wird einfach die Hintergrundmusik ausgeschaltet. Soundeffekte und der Sound im Introfilm bleiben aber trotzdem erhalten. Ohne die Hintergrundmusik ist die Geschwindigkeit auf dem 603ev noch ein bisschen besser, aber die Stimmung leidet natürlich erheblich.

Fazit:

Helden aufgepasst, dieses Spiel hat ein enormes Suchtpotential! Auch wenn die Grafik nicht ganz up-to-date ist, ist sie doch zweckmäßig und so macht das Erkunden der Landschaften, sowie das Aufpäppeln der Helden mit der hervorragenden musikalischen Untermalung einen Heidenspaß. Und in den Kampagnen darf man sogar die Helden in die nächsten Szenarios übernehmen. Der Schwierigkeitsgrad ist allerdings teilweise ein wenig hoch angesetzt und das implementierte Handycap-System greift da nicht so ganz (man kann es noch schwerer machen!). Dadurch werden sich Gelegenheitsspieler hier und da überfordert fühlen. Per Editor könnte man sich einiges einfacher machen ; ) Hoffentlich wird er noch per Download nachgereicht, da die bisher veröffentlichten Cheats zu „Heroes III“ nicht mehr funktionieren.

„Heroes of Might & Magic III: Complete“ ist auf alle Fälle ein Muss für alle, die nicht unbedingt Echtzeithektik und Internet-Multiplayer-Spiele brauchen. Es bietet strategischen Tiefgang stimmungsvolle Szenarios und riesige Karten zum Erkunden und Erobern.

Cajus Zi

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel gelegentlich im macinplay-Shop.

Screenshots (klicken für mehr)

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