Icewind Dale

Am nördlichsten Punkt der Forgotten Realms liegen die gefrorenen Ebenen des Icewind Dale. In den unerforschten Regionen dieses rauen Landstrichs liegen die Gefahren nicht nur im launischen Wetter, sondern auch in wilden Tieren und gefährlichen Kreaturen, die abgeschnitten vom Rest der Welt eine neue Heimat gefunden haben. Ein Land also, in dem man noch richtige Helden braucht.

Das Abenteuer beginnt in dem kleinen Städtchen Easthaven, in dem man von Terror und Überfällen hört, aber keiner weiß, wer oder was für diese Gefahren verantwortlich ist. So werden unsere Helden für eine Expedition angeheuert, die sie nach Kuldahar führt, wo Arundel, der weiße Druide, lebt. Aber auch Arundel weiß nicht viel mehr als die Helden selbst, sodass sie sich durch zahlreiche Gewölbe und Ebenen kämpfen, um der ganzen Sache auf den Grund zu gehen.

Icewind Dale liegt das Regelwerk von Advanced Dungeons and Dragons zur Grunde, kurz auch AD&D genannt. Diese Regeln werden konsequent angewandt, sprich, man kann in die Kämpfe nicht mit akrobatischen Mausaktionen eingreifen, sondern nur festlegen, wer wen angreift und dann auf die Würfel vertrauen. Durch zahlreiche Gegenstände können die Charaktere aufgewertet werden und erlangen so mit der Zeit mehr Macht. Damit man den Würfeln nicht ganz ausgeliefert ist, gibt es fünf Schwierigkeitsgrade, zwischen denen man auch im Spiel wechseln kann. Getestet habe ich das Spiel im Bereich „Leicht“ bis „Normal“, für die höheren Grade ist schon geschicktes Taktieren nötig, da ein Gegner zu viel hervorgelockt den Tod der ganzen Gruppe bedeuten kann.

Das Interface von Icewind Dale kann überzeugen, weil alle wichtigen Bildschirme schnell erreichbar sind und man ohne große Komplikationen Gegenstände tauschen und benutzen kann. Da wäre natürlich das Inventar für alle sechs möglichen Charaktere, eine Karte zur Übersicht und Charakter- und Zauberinformationen. Es ist möglich, das Spiel zu pausieren, was es einem ermöglicht, vom Fernkampf auf Nahkampf umzuschalten oder sich in aller Ruhe einen Zauber von den 100 verscheidenden auszusuchen. Hervorzuheben ist noch, dass jeder Zauber und jede Waffe eine Beschreibung enthält, weil die Vielfalt dieser Dinge das Format eines Handbuches um Längen gesprengt hätte.

Icewind Dale spielt sich sehr gut und macht auch eine Menge Spaß, wenn man ein paar Dinge gelernt hat, zum Beispiel nicht blindlings in neue Gebiete zu laufen, weil man sonst gegen viele Gegner kämpfen muss und kaum eine Chance hat. Die ersten Kämpfe sind ein hin und her zwischen übermütiger Freude, endlich gesiegt zu haben und tiefer Enttäuschung, wenn ein einziger Gegner alle Gruppenmitglieder getötet hat. Das bessert sich aber mit zunehmender Erfahrung der Spieler und ab dem ersten Drittel kann man sich dann ruhig auch mal in die Kämpfe werfen. Die Endgegner sind jedes Mal sehr schwer und meist nur mit speziellen Waffen zu verwunden oder durch Zauber niederzustrecken. Hat man alle seine Zauber (man muss sich Zauber merken und dann eine Nacht schlafen um diese benutzen zu können) bereits verwendet, hat man kaum eine Chance.

Gegenstände und Erfahrungspunkte sind natürlich die wichtigsten Dinge bei einem Rollenspiel, schließlich machen sie eine wesentlichen Anreiz zum Spielen aus, so auch bei Icewind Dale. Die Standardwaffen, die man kaufen kann, sind meist nicht von besondere Qualität, aber ab und an findet man in Kisten oder anderen Verstecken auch blaue Gegenstände, die mehr Schaden verursachen oder andere Boni haben. Leider kann man nicht alles mitnehmen, da das Inventar zu klein ist und die Charaktere einer Gewichtsbeschränkung unterliegen. Die Erfahrungspunkte für Gegner hängen im Wesentlichen vom Schwierigkeitsgrad ab und wie oft man diesen Gegnertyp schon besiegt hat.

Vom wilden Wolf über wütende Goblins bis zu Riesen kann einem so ziemlich alles über den Weg laufen was man sich vorstellen kann. Und diese Kreaturen greifen nicht nur mit Klauen und Schwertern an, sondern auch mit Magie oder benutzen vergiftete Pfeile etc. Auf der anderen Seite rüstet man seine Helden auch mit zunehmend besseren Waffen auf, zu Beginn hat man zum Beispiel nur normale Pfeile, zu einem späteren Zeitpunkt sind diese dann mit Blitzzaubern belegt und auf dem Monitor herrscht reges Effekttreiben. Bei der Wahl der Waffen muss man auch immer abwägen: eine langsame Axt mit viel Schaden oder kleine und schnelle Dolche, hier kommt es auf die Gegner an. Mumien zum Beispiel kann man kaum mit Stichwaffen verletzten, hier braucht man Hiebwaffen.

Man könnte meinen, mit der bei nur 640×480 Pixeln doch recht gering ausgeprägten Auflösung des Spiels wäre grafisch nicht viel zu erwarten, aber weit gefehlt, denn Biowares Infinity Engine zaubert auch so ein nettes Bild auf den Monitor. Im Wesentlichen besteht das Bild aus vorgerenderten Landschaften, in denen sich aber ab und zu auch eine Animation befindet, zum Beispiel bei Maschinen und Wasserflächen. Auch die Zauber bieten ein paar nette Effekte, wobei man sich im Wesentlichen auf Grüntöne beschränkt zu haben scheint. Gepixelte Kanten kann man aber trotzdem nicht bei solch einer Auflösung vermeiden. Die Charaktere sind nicht zu detailverliebt, was bei dieser Auflösung auch nicht möglich wäre, aber je nach Ausrüstung ändern sie ihr Aussehen.

Im Bereich Musik und Geräusch kann Icewind Dale richtig auftrumpfen, die Musik wird passend zu der Geschehnissen eingespielt, was nicht bei allen Spielen gelungen ist. Die musikalische Untermalung wird also rasanter und auch lauter wenn man auf Gegner trifft und plätschert in ruhigen Momenten kaum wahrnehmbar nebenher. Dazu kommen noch die guten Geräusche der Umgebung, seien es Wassertropfen oder das rauschen des Windes. Die Stimmen der englischen Version hören sich sehr gut an, zudem melden sich die Helden ab und zu auch so zu Wort, zum Beispiel wenn sie lange Zeit nicht schlafen konnten.

Während des Spielens konnte ich keine größeren Bugs finden, einmal ist das Spiel aufgrund von Speichermangel abgestürzt, sodass ich einige Strecken noch einmal spielen musste. Ansonsten ist Icewind Dale sehr stabil, man sollte aber vermeiden, die Netzwerk-Adresse zu ändern oder zwischen Internet und Ethernet zu wechseln, da ansonsten die Savegames nicht funktionieren. Geht man wieder zur alten Einstellung zurück, funktioniert wieder alles.

Fazit:

Icewind Dale sollte keinem Rollenspieler fehlen, schließlich führt es auch die erfolgreiche „Baldur’s Gate“-Saga ein wenig weiter und man lernt die anderen Länder der Forgotten Realms kennen. Weil es manchmal sehr schwer ist und eher als frustfördernd zu bezeichnen ist, sollten Spieler, die nur mal eben schnell eine Runde spielen wollen, lieber die Finger davon lassen. Ansonsten bedingungslos zu empfehlen.

Felix Gelpke

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel im macinplay-Shop.

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