Jazz – Trump's Journey

„Ich heiße Trump, ich bin Jazzmusiker, und das ist meine Geschichte.“

So beginnt das Spiel Jazz – Trump’s Journey, der Plattformhüpfer will die Geschichte des Jazz in New Orleans Anfang des 20. Jahrhunderts nacherzählen. Nicht mehr und nicht weniger.
Ob ein Run’n’Jump dazu geeignet ist?

Lasst das Spiel beginnen

Da stehe ich nun also und weiss nicht weiter. Der Vorspann ist durchgelaufen und ein kleiner schwarzer Mann (der Held ist nicht unbedingt politisch korrekt dargestellt, aber für mich wirkt er sehr sympathisch) steht auf einem Podest und sonnt sich im Scheinwerferlicht. Und nun? Ah ja, mal ein paar Tasten probieren…
jazz-trumps-journey-2Leertaste ist Springen, die Pfeiltasten lassen mich laufen, aber wie komme ich durch die Tür? Es sei schon mal verraten: es ist „C“.
Was das jetzt soll? Das war mein erster Kontakt mit dem Hauptmenü von Jazz – Trump’s Journey. Eigentlich eine witzige Idee, dass man die Hauptfigur über Leitern jagt und durch Türen schickt um die Menüpunkte zu erreichen. Schade nur, wenn die Steuerung im ersten Spiellevel erklärt wird, das man aber nur erreicht, wenn man im Menü schon weiß, wie die Steuerung funktioniert.
Aber wenn diese Hürde erstmal genommen ist, dann geht es los.

Ihr steuert den Helden durch ein lustig gezeichnetes New Orleans im Pseudo-Retro-Look. Die Geschichte wird in kurzen Cutscenes erzählt, die sich leider nicht überspringen lassen. Das Spiel entpuppt sich dann relativ schnell als ein nicht allzu schwieriger Vertreter seiner Zunft. Ihr lauft und springt durch die Comicwelt, löst kleine Rätsel, etwa indem ihr Kisten auf Schalter schiebt, und versucht auf dem Weg zum Levelende alle 80 Noten und 10 Bilder zu finden, die in jedem Spielabschnitt verteilt sind. Wobei es aber auch nicht schlimm ist, wenn ihr mal nicht alle findet. Als zusätzliches Gimmick könnt ihr noch mittels Trompetenspiel die Zeit anhalten und seid so in der Lage bewegliche Levelbestandteile in der passenden Position einzufrieren und für euch zu nutzen. Oder ihr springt wie ein Gummiball die Wände hoch, indem ihr eure Sprünge entsprechend timt. Dazu gibt es noch Seile, an denen man schwingen kann. Gegenspieler wie die Polizisten kann man per Sprung auf deren Kopf aus dem Weg räumen.
jazz-trumps-journey-6Dabei ist das Spiel nicht auf den Profispieler ausgerichtet, auch wenn einige Noten und Bilder ein wenig versteckt oder etwas schwerer zu erreichen sind. Aber so etwas wie ein Zeitlimit, einen Score oder gar eine Einschränkung der Bildschirmleben sucht man vergeblich. Dafür gibt es vor jeder auch nur ansatzweise kniffligen Stelle einen Punkt, an dem man im Falle eines Falles automatisch wiederbelebt wird. Zusammen mit den nicht besonders langen Leveln ist also alles für ein kurzes Spielchen zwischendurch ohne allzu große Frustmomente angerichtet. Und dann gilt ja auch noch das Herz der Angebeteten zu gewinnen.

Und was ist jetzt mit dem Jazz? Der Soundtrack hat mir ausgesprochen gut gefallen. Wir haben ja die Aufgabe, eine Band zusammenzusuchen. So kommt mit jedem Abschnitt ein neues Mitglied dazu und dementsprechend auch ein weiteres Instrument zum Sound. Wird man am Anfang noch durch ein Drumloop durch den Level gepeitscht, so entwickelt sich nach und nach ein vollständiger Sound. Und der ist, jedenfalls in meinen Ohren, durchaus gelungen.

Alles hat zwei Seiten

Das Spiel hinterlässt bei mir eine sehr gemischten Eindruck.

jazz-trumps-journey-8Auf der Sollseite ist die altmodische Präsentation, der niedrige Schwierigkeitsgrad, die relativ kurze Spieldauer und die doch recht lieblose Portierung.
Portierung? Ja, Jazz – Trump’s Journey ist zuerst für iOS erschienen und dann zum Mac gebracht worden. Das merkt man an einigen Ecken. So läuft das Spiel grundsätzlich im Vollbild und Einstellungsmöglichkeiten für die Grafik, wie etwa an den Bildschirm angepasste Auflösung oder neumodischen Schnickschnack wie Kantenglättung sucht man vergebens. Und man sollte auch nicht denken, dass die oben angesprochenen Speicherpunkte bei Spielunterbrechungen verwendet werden. Wer das Spiel beendet und dann mittels Continue fortfährt startet immer am Anfang des Levels und nicht etwa am letzten Speicherpunkt. Das ist besonders ärgerlich, wenn das Programm kurz vor Ende des Levels abstürzt. Schön wäre natürlich auch eine Gamepad-Unterstützung gewesen.
Auf der Habenseite ist die erfrischende Geschichte mit der herrlich altmodischen Präsentation und der wirklich gelungene Sound. Und dann gilt es noch zu bedenken, dass man im Mac App Store gerade mal 2,99 Euro für das Vergnügen bezahlen soll. So gesehen darf man vielleicht nicht ganz so strenge Massstäbe anlegen wie bei einem Vollpreisspiel.

Also wenn ihr ein unkompliziertes Spiel mit Charme sucht und eure Ansprüche, was hyperrealistische Grafik und Schwierigkeitsgrad angeht, nicht allzu hoch sind oder ihr sie runterschrauben könnt, dann schaut euch Jazz – Trump’s Journey einmal an. Mit etwas ausgefeilteren Leveldesign und ein wenig mehr Detailarbeit bei der Umsetzung wäre es eine echte Perle. So ist es ein nettes Spiel für zwischendurch, aber manchmal ist ja das genau das was man sucht.

Trailer

Screenshot-Galerie

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Getestet haben wir die Mac Version:
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Ausserdem gibt es noch die iOS Version für unterwegs:
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