Knights and Merchants

Vor wenigen Jahren auf dem PC herausgekommen und jetzt für den Macintosh erhältlich – Knights and Merchants. Zur Story: Vater und Sohn sind zerstritten, da Sohnemann etwas über die Strenge schlägt. Heutzutage würden sich beide nach einer meist inhaltsleeren Diskussion in ihre Zimmer begeben und schmollend besseren Zeiten entgegensehen. Eine solch triviale Möglichkeit sieht das Spiel glücklicherweise nicht vor, denn wir tauchen ab in die Tiefen des Mittelalters und stellen uns die beiden Kontrahenten als Herrscher zweier benachbarter Provinzen vor. Der abtrünnige Sohn Prinz Lothar baute die einst vom Vater König Karolus übertragen bekommene Provinz im Laufe der Jahre mehr und mehr zu einer militärischen Macht aus. Nach einem Treuebruch brechen König Karolus Truppen auf, um den übermütigen Prinzen zur Räson zu bringen. Dieses Vorhaben mündet in einen Bürgerkrieg, den du schleunigst beenden sollst, indem du dem fiesen Prinz Lothar, deinem missratenen Sohn, das Handwerk legst.

Wer andere Spiele dieses Genres wie beispielsweise Age of Empires kennt und mag, der wird sich in Knights and Merchants grundsätzlich schnell zurechtfinden. Es gibt eine Vielzahl von Wirtschaftszusammenhängen und Produktionsstufen, denen der geneigte Spieler Aufmerksamkeit schenken muss, um nicht durch eine Hungersnot einen ganzen Haufen Bürger zu verlieren. Je nach Mission ist das Wirtschaften mehr oder weniger von Bedeutung. Es gibt Aufbaumissionen, bei denen du zunächst eine funktionierende Wirtschaft auf die Beine stellen musst, um dich militärisch zu etablieren. Die reinen Kampfmissionen fordern die taktischen Fertigkeiten. Meist ertappe ich mich dabei, meine Truppen in den ersten Anfängen oft dilettantisch in irgendeine Richtung zu schicken. Nach ungezählten Versuchen der dritten Mission wird dann aber slebst mir deutlich, von welch immenser Wichtigkeit die Formation der eigenen Truppen und die Ausnutzung der geographischen Gegebenheiten ist. Erst dem gewieften Taktiker gelingt es, einen zahlenmäßig überlegenen Gegner zu bezwingen.

Vor jeder Mission wird das Ziel aufgezeigt und anhand einer Landkarte die aktuelle Position innerhalb der gesamten Kampagne veranschaulicht. Am Missionsende informiert eine Zusammenfassung in nüchternen Zahlen über die Geschehnisse im Felde. In den höheren Missionen nehmen die Anzahl der Anläufe zu, bis meine Taktik zum gewünschten Erfolg führt. Ohne Fleiß kein Preis – weiter geht’s! Mit der Zeit werden Schwachstellen der feindlichen Truppen deutlich und mein Hinterhalt hätte auch beinahe den Sieg herbeigeführt, wenn das Gelände nicht ganz so ungünstig gewesen wäre und sich der Gegner nicht zum Angriff von zwei Seiten entschieden hätte. Wem Ähnliches widerfährt, dem empfehle ich diese umfassende Knights and Merchants-Fan-Site mit nützlichen Hinweise zu jeder Mission, die dem entnervten Spieler so manchen Frust nach zig Fehlversuchen ersparen können.

Das 35 Seiten starke Handbuch vermittelt in der Rubrik „Die Kunst der Kriegsführung“ allgemeine Hinweise zu diesem Thema. Ansonsten erweist es sich als praktisches Nachschlagewerk rund um Bürger in ihren verschiedenen Berufen, Gebäudetypen mit ihren Funktionen und Voraussetzungen sowie militärische Einheiten mit ihren Stärken und Schwächen. Außerdem wird ein kurzer Überblick über Spielablauf und Menüaufbau gegeben.

Die Steuerung ist leicht verständlich. In einer Einführungsmissionen können sich Neulinge austoben, bevor sie ins Felde geschickt werden. Per Klick wird eine Einheit selektiert und die Interaktionsmöglichkeiten erscheinen. Die Aufteilung der Menüs ist übersichtlich und schnell zu durchschauen. In den Optionen fällt der Geräusch-Lautstärkeregler durch die Verweigerung seiner Funktion auf: Ob er auf 0 oder 20 steht – die Bürger hämmern, hacken und plappern in ein und derselben Lautstärke vor sich hin.

Allen Knights and Merchants-Gamern rate ich dringend, die Auto-Save-Funktion zu aktivieren, um die von der Escape-Taste ausgehende Gefahr etwas zu mindern. Nach einem Druck auf eben diese landet man nicht wie vermutet im Hauptmenü oder an einem vergleichbar schönen Ort, sondern findet sich auf dem Mac OS-Desktop wieder. Eine Sicherheitsabfrage, ob man das laufende Spiel tatsächlich beenden und vorher noch sichern möchte, fehlt gänzlich. Wer gerade mitten in einer Mission steckt, jäh aus dem Spiel gerissen wird und anschließend von vorne beginnen muss, wird in Zukunft etwas vorsichtiger mit der Escape-Taste umgehen. Der Sinn dieser Sofort-Beenden-Ohne-Wenn-Und-Aber-Taste bleibt mir verschlossen. Ich hoffe da noch auf einen Patch des Herstellers, der diesen Blödsinn abschaltet oder wenigstens den derzeitigen Spielstand als Auto-Save abspeichert.

Während des Spiels kann sich der gebannt auf den Schirm blickende Gamer in weniger hektischen Spielphasen gern ein wenig zurücklehnen und die zahlreichen Details des Spiels bewundern. Allein die emsigen Dorfbewohner in ihren verschiedenen Berufen sind durch subtile Animationen eine Augenweide. Die Sprachausgabe ist gut gelungen und viele Klänge durchziehen das Dorfleben. Der Winzer stapft matschend durch seinen mit Trauben gefüllten Trog, beim Viehzüchter grunzen und quieken die sich im Matsch suhlenden Schweine und wachsen mit jeder Fütterung ein Stückchen, in der Mühle wird emsig das Korn gemahlen, und wenn um Punkt 12 Uhr die Schulglocke läutet, ist ein neuer Bürger fertig ausgebildet und tritt seine Dienste an. Leider bietet die Mac-Version von Knights and Merchants keine Hintergrundmusik – ob das auch in der PC-Version schon so war, können wir nur vermuten (und tun es auch). Ein wenig mittelalterliches Gefidel hätte dem Spiel dennoch keinen negativen Abbruch getan. Hey, e.p.i.c., lässt sich da noch ein MP3-Player einbauen und könnt ihr dann noch ein paar mittelalterliche MP3s nachliefern?

Neben der aus insgesamt 20 Missionen umfassenden und gut und gerne 50 Spielstunden dauernden Kampagne mit dem Titel „The Shattered Kingdom“ bietet Knights and Merchants einen Mehrspielermodus für zwei bis sechs Spieler, der in der Macintosh-Version nur in lokalen Netzwerken zum Einsatz kommt. Für diesen Modus stehen zehn separate Szenarien zur Verfügung, davon zwei reine Kampfszenarien. Die Konfiguration eines Netzwerkspiels ist recht einfach. Während einer Runde können Bündnisse geschlossen und wieder aufgehoben und Nachrichten untereinander verschickt werden. An der Bedienung des Spiels ändert sich nichts.

So dann und wann tritt ein weniger schöner Fehler auf: Das Spiel friert ein. Glücklicherweise war das bei mir bisher nur zweimal der Fall, beide Male im Mehrspielermodus. Mit einer vom Spieleportierer e.p.i.c. interactive empfohlenen erhöhten Arbeitsspeicherzuteilung scheint das Problem zumindest auf meinem iMac aus der Welt zu sein. Von einigen wenigen Spielern wurden mir zum Teil geringe bis keine Veränderungen bei vergrößertem Speicher zugetragen. Andere Spieler klagen noch immer ihr Freeze-Leid. Doch ein Patch ist bereits in Aussicht gestellt.

Fazit:

Ingesamt überzeugt mich Knights and Merchants auf ganzer Linie. Wieder einmal hat ein Top-Spiel den Sprung auf den Macintosh geschafft. Das Alter des Spiels tut dem Spaß daran keinen Abbruch. Allen Strategiebegeisterten und solchen, die es werden wollen, empfehle ich den Kauf.

Béla Bölke

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel gelegentlich im macinplay-Shop.

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