Legion

Oh wow! Es ist 2003, und es gibt ein neues Strategiespiel, das im alten Rom spielt. Das ist meins, das muss ich haben. Zumal überall vom inoffiziellen Nachfolger meines Lieblingsspiels „Caesar III“ (Baujahr 1998) gesprochen wird. Mit diesem Gerücht wollen wir jedoch gleich aufräumen: „Legion“ hat mit „Caesar III“ lediglich das Römerthema gemein. Der Rest ist eine Mischung aus der Futzelansicht von „Civilization“ und dem Kampfgeschehen aus „Heroes of Might and Magic“. Komplexe, wirtschaftliche Zusammenhänge finden sich nicht in „Legion“, doch „Legion“ ist auch keine Wirtschaftssimulation wie „Caesar III“, sonder eher ein Eroberungsspiel.

Die Installation des Spiels geschieht mühelos. Einfach den Ordner von der CD auf die Platte kopieren und los geht’s. Leider muss die CD zum Spielen im Laufwerk bleiben. Das Testmuster, das mir freundlicherweise von Playmax.de zur Verfügung gestellt worden ist, erzeugt dabei heftige Surrgeräusche – ob das an meinem Laufwerk liegt, an dieser speziellen CD oder ob die ganze CD-Serie vielleicht eine leichte Unwucht hat, kann ich nicht sagen. Darum will ich diesen Punkt auch gar nicht werten. Werten will ich nur, was vergleichbar ist.

Das Beiwerk
Die Verpackung – eine nett gestaltete und Platz sparende DVD-Box – ist in deutscher Sprache bedruckt, auch das Handbuch liegt in deutsch bei. Während die Verpackung (fast) lupenrein ist und nur das üblichen Marketing-Blabla vom „epischen Gameplay“ bringt („episch“ bedeutet laut Duden übrigens „erzählend“ oder „das Epos betreffend“, wobei ein Epos wiederum eine erzählende Versdichtung oder ein Heldengedicht ist – und das hat bei „Legion“ ebenso wenig mit der Handlung des Spiels zu tun wie bei den meisten anderen Games, die diesen Begriff bemühen), ist das schwarzweiße Handbuch eine schiere Katastrophe. Nicht nur, dass es eindeutig von einem des grafischen Gestaltens Unkundigen hergestellt worden zu sein scheint (die Bilder sind allesamt viel zu dunkel und zu klein, man erkennt ziemlich wenig auf ihnen; Absatzstrukturen und -staffelungen sind unklar, englische und deutsche Typografie geht durcheinander etc.), nein, es wimmelt vor grammatikalischen und orthografischen Fehlern. Von Zeichensetzung hat der verantwortliche Setzer auch noch nichts gehört und einen Lektor hat man sich vorsichtshalber komplett gespart. Sicher, wir hier bei macinplay vertippen uns auch dauernd. Aber so etwas unangenehm zu Lesendes wie das „Legion“-Handbuch habe ich schon lange nicht mehr in der Hand gehabt. Nun gut, weg von der Optik des Handbuches, hin zum Inhalt, schließlich geht es vorrangig um das Spiel, nicht um die Optik des Handbuchs.

Im großen Ganzen ist das Handbuch gut und schlüssig aufgebaut. Wären nicht die vielen (Satz-) Fehler, ließe es sich gut lesen, auch wenn hier und da der Übersetzer nicht ganz aufgepasst hat und englische und deutsche Begriffe vermengt, was irritierend sein kann, wenn zum Beispiel die englischen Bezeichnungen zwar in Klammern hinter der deutschen stehen, manchmal aber eben auch nicht, was die Konfusion verstärkt, weil es im Spiel selbst teilweise englisch ist. Immerhin gibt es im hinteren Teil des Handbuchs noch eine Aufstellung der (ausschließlich englischen) Truppenbezeichnungen im Spiel, aus der sich ersehen lässt, wie sie heißt, was sie sind und was sie können. Leider ohne Bilder dabei. (Bei den Gebäuden sind Bilder dabei.) Zum Handbuch bleibt eigentlich nur zu sagen, dass man es ja glücklicherweise nicht all zu oft benötigt – eigentlich reicht das Durcharbeiten des Tutorials, um das Spiel in den Griff zu bekommen. Wer allerdings die Finessen nicht selbst erarbeiten will, muss wohl oder übel dieses mit der heißen Nadel gestrickte Handbuch bemühen. Doch seien wir mal positiv – immerhin ist es gedruckt und nicht bloß ein PDF auf CD, wie es immer häufiger zur Unsitte wird.

Das Gameplay
In „Legion“ geht es schlicht gesagt darum, ein Imperium aufzubauen. Altes Thema, neues Spiel. Es gibt einige (wenige) vorgefertigte Missionen, die über das gesamte ehemalige römische Imperium verteilt liegen – allerdings nicht das gesamte Reich auf einmal umfassen. Außerdem gibt es noch einen Missionsgenerator. Das Design und das Szenario basieren auf historischen Daten, sagt der Covertext des Spiels. So ganz stimmt das nicht – oder erinnert sich jemand daran, dass Rom Gladiatoren als reguläre Truppen ins Gefecht schickte?

Gespielt wird in vier Bereichen – einer großen Übersichtskarte, in der man seine Einheiten verschicken und die Städte aufrufen kann, in einer Stadtansicht, in der Aufträge zum Bau von Gebäuden und zur Rekrutierung von Einheiten vergeben werden, in einer Diplomatiekarte, in der Kriege erklärt und Allianzen geschlossen werden, und zu guter Letzt in einer Gefechtskarte, in der die taktische Schlachtaufstellung der beteiligten Truppen festgelegt wird, bevor zum Angriff geblasen wird. Darüber hinaus gibt es noch ein paar reichlich unübersichtliche Statistik-Screens, die Aufschluss über die Stärke des eigenen und der Imperien der Mitspieler geben sollen und dieses Ziel leider verfehlen, weil sie einfach nicht präzise genug sind, zu unordentlich und zu bunt.

Zu Beginn startet der Spieler mit nur einer Stadt, die aus einem Stadtzentrum und einigen weiteren Gebäuden besteht. Ein Klick auf die Stadt in der Übersichtskarte öffnet die Stadtansicht. Einige der Gebäude erfüllen Funktionen, sobald man sie mit Arbeitern versorgt (Klick mit der Maustaste auf das Gebäude, Arbeitskräfte vorausgesetzt), andere sind von sich aus funktionsbereit, etwa eine Ausbildungsstätte für schwere Infanterie. In der Stadt muss der Spieler dann durch geschicktes Kaufen von Gebäuden für Wachstum sorgen; eine Mine sorgt für Erz, eine Sägemühle für Holz, eine Farm für Nahrung. Das sind die drei Rohstoffe, die in „Legion“ zur Verfügung stehen – mehr nicht. Mit ihnen lässt sich alles bezahlen, etwa ein neues Gebäude, das dann neue Güter erzeugt, oder ein Gebäudeupgrade, das dann bei gleicher Arbeiteranzahl mehr Waren produziert. Und außerdem lässt sich mit ihnen die kostspielige Armee finanzieren. Denn Armeen kosten Rohstoffe – erst einmal, um sie überhaupt zu produzieren, und dann, um sie zu erhalten. Jedes Gebäude und jede Einheit verschlingen andere Kombinationen von Rohstoffen – und teilweise nicht zu knapp. In jeder Stadt kann man mehrere Gebäude platzieren, die Einheiten produzieren – vorausgesetzt (und da liegt die Schwierigkeit), man hat genügend Platz in seiner Stadt.

Platz ist das größte Problem, dem der geneigte „Legion“-Stratege sich zu stellen hat. Jede Stadt hat nur einen begrenzten Raum zur Ausdehnung zur Verfügung, und der ist in jeder Stadt gleich. Da die Gebäude alle verschieden groß sind und außerdem bei wachsender Bevölkerungszahl auch noch Wohngebäude hinzukommen, auf die man keinerlei Einfluss hat, steht es einem irgendwann nicht mehr frei, zu bestimmen, welche Art Fortschritt die Stadt nun noch macht. Wenn man also unbedingt mehr Nahrung benötigt, die Stadt aber schon voll ist und man keine Farm mehr anlegen oder ausbauen kann, dann bleibt einem nur noch der gezielte Abriss von bestehenden Gebäuden. Wohngebäude und das Stadtzentrum lassen sich dabei nicht zerstören – alles andere schon. Wenn man übrigens sein Stadtzentrum aufrüstet, stehen neue Gebäudetypen zur Verfügung – man sollte daher recht schnell die nötigen Ressourcen sammeln, um sich so viele Optionen wie möglich zu eröffnen.

Wenn die eine Stadt voll ist oder nicht die nötigen Ressourcen bietet, die man braucht, muss eine weitere Stadt her. Leider kann man keine Städte selbst gründen wie etwa in „Civilization“ oder „Age of Empires“ – man ist auf das vorhandene Potenzial an Orten angewiesen -, und so bleibt nur die „Befriedung der Reichsgrenzen“, wie es die Römer nannten, also der Angriff auf die Nachbarvölker. Zu diesem Zweck sammelt man sich eine Schar an Einheiten und fasst diese zu Armeen zusammen. Bis zu acht Einheiten können eine Armee bilden, und es spielt keine Rolle, was das für Einheiten sind. Munter kann man Kavallerie, Bogenschützen, Legionäre, Hilfstruppen etc. miteinander mischen, und das ist auch sinnvoll, da jede Einheit ihre Stärken und Schwächen hat. Die Schwächen lassen sich durch taktisch geschickte Aufstellung mindern, die Stärken hervorheben. (Übrigens sammeln die Truppen im Laufe der Schlachten Erfahrung und werden dadurch effizienter; sie können aufgerüstet werden, was bedeutet, dass ihre Mannstärke zunimmt, und ihre Reihen werden nach einer verlustreichen Schlacht innerhalb einer Stadt langsam wieder aufgefüllt.)

Das Spiel wird zugweise gespielt. Ein Zug versinnbildlicht jeweils eine Jahreszeit (die optisch auf der Karte keinen Unterschied zum vorherigen Zug bringt). Skurril: Wenn man einen Bau- oder Rekrutierungsauftrag startet, so wird dieser immer mit Abschluss des Winters ausgeführt – egal, ob er im Frühling begonnen wurde oder im Herbst, wobei aber die Rohstoffe bei jedem Zug eingebracht werden und auch die Truppen sich mit jedem Zug neu bewegen lassen. Dadurch muss man genau überlegen, wann man was in Auftrag gibt.

Hat man sich entschlossen, seinen Nachbarn anzugreifen, bewegt man seine Armee – die hoffentlich groß und ausgewogen genug ist – auf die gegnerische Stadt zu. Ist sie in Reichweite, reicht ein Klick, um die Schlachtaufstellung vorzunehmen. Diese wird in einer taktischen Gefechtskarte dargestellt. Das Schlachtfeld ist gedrittelt – links ist die eigene Seite, rechts die des Gegners und in der Mitte lässt sich nichts platzieren. Rechterhand lässt sich erahnen, was der Feind für Kräfte aufs Schlachtfeld geführt hat – allerdings ist diese Ahnung mehr oder minder präzis, je nachdem, ob unsere Späher gut oder schlecht gearbeitet haben. Der Besitz von Wachtürmen in den Städten verbessert die Feindeinschätzung, und korrektes Wissen über Aufstellung und Stärke des Gegners kann über den Ausgang einer Schlacht entscheiden.

In der eigenen Region kann man seine Einheiten hin- und herschieben, kann Formationen festlegen und die Geschwindigkeit, in der der Angriff vorgetragen werden soll. So kann man zum Beispiel seine Bogenschützen anweisen, in geschlossener Formation vorne zu stehen und einen Moment zu warten, bevor sie losmarschieren, während die Hilfstruppen einen schnellen Vorstoß durch die Lücken der Bogenschützen in Keilform nach vorne tragen. In der oberen Ecke soll eine Einheit Reiter den Gegner flankieren und ihn von dort aus angreifen, während eine kleinere Einheit schwerfälliger (und kostspieliger) Legionäre in normalem Marschtempo als Verstärkung den Hilfstruppen nachrückt.

Ein Knopfdruck startet dann die eigentlich Schlacht, und man kann zusehen, wie der Plan gelingt – oder den Bach runter geht. Leider lassen sich nämlich vorab keine komplexeren Manöver festlegen, etwa eine Zangenbewegung oder eine Umgehung des Gegners, auch eine Zuweisung eines Ziels ist nicht möglich. Wenn der Reitertrupp auf Höhe eines zuerst flankierten Gegners ist, macht er im vollen Galopp eine 90-Grad-Wendung auf ihn zu, auch wenn man eigentlich wollte, dass der Trupp die dahinter gestaffelten Bogenschützen des Gegners angreift und diese auch munter die Reiter beschießen. So kann man denn zuschauen, wie 64 Reiter dicht gedrängt um ein paar Gegner herumstehen; die vorderste Reihe kämpft, die dahinter warten und lassen sich von den feindlichen Bogenschützen mit Pfeilen garnieren. Das lässt dann doch gelegentlich an der künstlichen intelligenz der Truppen zweifeln.

Andererseits: Im Schlachtgetümmel umgehen z. B. Legionäre, die in einer Reihe laufen, Hindernisse wie Bäume und Felsen, die sich auf der taktischen Karte nicht erkennen lassen (siehe „Optik und Sound“) und verlieren dadurch sehr realistisch ihre Formation und büßen auch von ihrer Schlagkraft ein. Wer seine Pferde irrtümlich in ein Waldgebiet geschickt hat, wird schnell merken, wie wenig effizient sie dort sind. Gleichermaßen versagen Bogenschützen auf offener Pläne gegen schwere Infanterie oder die agilen Hilfstruppen.

Die Schlacht dauert so lange, bis einer der beiden Kontrahenten in Panik verfällt und flieht oder komplett ausradiert wird. Die Panik beginnt erst bei einer Einheit und greift dann Stück für Stück auf die anderen über. Aus diesem Grunde sollte man in der taktischen Karte bereits die Moral der jeweiligen Einheit prüfen, die man da in die vorderste Front schiebt. Eine Möglichkeit, das Gefecht abzubrechen und sich in Würde zurückzuziehen, ist nämlich nicht vorgesehen.

Sobald man seinen Nachbarn angegriffen hat, befindet man sich im Krieg mit ihm. Das geht aber auch eleganter: In der Diplomatiekarte kann man ihm formell den Krieg erklären. Hier kann man auch versuchen, wieder Frieden zu schließen, Allianzen zu bilden und Großmächten Tribut anbieten. Tribut fordern kann man seltsamerweise nicht – obwohl das, wenn mich meine Kenntnisse aus der siebten Klasse nicht trügen, einen ziemlich großen Teil römischer Außenpolitik ausgemacht hat. Nichts desto trotz ist die Diplomatiekarte sehr gut gelungen und wartet mit vielerlei Infos über die eigene Macht und über die anderen Teilnehmer des Spiels auf. Sehr übersichtlich stellt sich hier da, wer mit wem in welcher Beziehung steht. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt angelangt wären, nämlich dem Interface.

Das Interface
Startet man das Spiel, so ist alles in Englisch. Wenn man dann die Optionen aufruft, kann man auf Deutsch oder Französisch umstellen (und bei der Gelegenheit auch gleich die nervige Musik abstellen, mehr dazu siehe unten). Doch – oh Wunder – das Spiel bleibt englisch, auch wenn man „Deutsch“ anklickt. Erst nach dem Beenden des Programms und einem erneuten Aufruf sind die Menüpunkte und die Schrifteinträge auf Deutsch. Dann allerdings konnte ich ziemlich überrascht feststellen, dass in den Optionen wieder Englisch als Sprache eingestellt war… Nun ja.

Sinnvoll nicht nur für Strategiespiele ist, dass man seinen Spielstand zu jeder beliebigen Zeit speichern kann. Auch in „Legion“ ist das nicht anders, wobei der Save-Game-Dialog auf den ersten Blick so unübersichtlich ist, dass man eine satte Minute tüfteln muss, wie man da seinen eigenen Dateinamen eingibt. Zu lange, wie ich finde. Gut, man macht das nur einmal und weiß danach, wie es geht, aber das ist symptomatisch für das gesamte Interface. Wie eingangs erwähnt, sind die Statistik-Screens eine Herausforderung. Und zwar nicht nur für den Spieler, sondern auch für die Programmierer, die hier dringend einen verbessernden Patch herausbringen sollten. Der aktuelle Spielstand etwa wird in Form von horizontalen Balken gezeigt, und wenn einige der anfangs recht vielen Mächte Nase an Nase liegen, kann man unmöglich abschätzen, wer denn nun um Haaresbreite vorne liegt. Besser wäre hier eine ergänzende Punktzahl. Einzig gelungener Statistik-Screen ist die erwähnte Diplomatiekarte.

Die Stadtansicht wartet mit einem Menü der besonderen Art auf. Links und rechts des Stadtbildes befinden sich die zur Verfügung stehenden Einheiten bzw. Gebäudetypen. Mit Klick auf die Pfeile darüber und darunter lassen sich die Gebäude und Einheiten hin- und herschieben, doch dauert das recht lange, bis man sich insbesondere durch die Gebäude durchgehangelt hat, und oft übersieht man schlicht, dass es neue Gebäudetypen gibt, weil sie (z. B. durch ein Upgrade des Stadtzentrums) einfach und ohne Hinweis in der Liste unten hinzugekommen sind.

Mit dem Ziehen des Mauspfeils an den Bildschirmrand scrollt der Monitorausschnitt der Übersichtskarte – auf dem Testrechner (ein G4/533 mit Radeon 8500) scrollt der Bildschirm etwa so schnell wie Vorbild „Caesar III“ auf einem PowerPC 9600 von 1997 mit 2 MB-Grafikkarte – das ist entschieden zu langsam. Ebenfalls störend fällt auf, dass man gelegentlich, um eine Funktion oder ein Fenster aufzurufen, zweimal klicken muss, weil der erste Klick nicht angenommen wird. Auch das Klicken auf Einheiten und Städte ist ungeschickt gelöst. Klickt man nämlich eine Einheit an, so ist es unmöglich, anschließend die darunter liegende Stadt auszuwählen. Also erst ein ctrl-Klick auf die Landschaft daneben, dann wieder auf die Stadt – ziemlich umständlich, ginge nicht auch ein normal-Klick zum Deselektieren der Einheit?

Was jedoch fatal für das Interface ist und die Bewertung um einige Punkte nach unten reißt ist die mangelhafte Übersetzung. Nicht nur, dass deutsche Umlaute knallhart durch andere Zeichen substituiert werden, etwa das „ß“ durch eine fl-Ligatur, nein, auch wichtige Botschaften werden nur verstümmelt gezeigt. So zum Beispiel im Taktikscreen zur Vorbereitung einer Schlacht: „Unsere Kundschafter melden“. Ja, was melden sie denn? So etwas ist wichtig! Im englischen Text steht dann dort zum Beispiel etwas von der zu erwartenden Truppenstärke des Gegners. Zu dem Phänomen der abgehackten Texte kommt noch die ätzende Übersetzung hinzu, für die der Übersetzer manchmal einfach geohrfeigt gehört, weil seine Übersetzungen einfach hilflos sind. Ein Beispiel: „Auxiliarschützen“ heißen im Englischen „Auxiliary Archer“, also „unterstützende“ bzw. „Hilfsbogenschützen“. Wie schon im Handbuch geht Englisch und Deutsch bei den Bezeichnungen munter durcheinander. Immerhin sind die Gebäudetypen klar und richtig übersetzt, was zwar hilft, aber die Bewertung nicht retten kann.

Die Optik und der Sound
Optisch sehr gelungen ist die Stadtansicht. Hier hat man echt gut anzusehende, gerenderte Bilder der in dieser Stadt zur Verfügung stehenden Einheiten auf der linken Seite und ebenfalls detailreichen Bilder der noch zu bauenden Gebäude auf der rechten Seite. In der Mitte wird die Stadt in isometrischer Aufsicht selbst dargestellt. Zwar ist alles ziemlich klein, aber dennoch optisch gelungen. Schade ist, dass sich nirgendwo etwas bewegt – die Einheiten stehen still und stumm herum, aus den Kaminen der Häuser wehen keine Rauchwölkchen, nichts. Das hätte noch einen großen Bonus für die Gesamtwertung der Grafik gegeben.

In der Übersichtskarte dagegen bewegt sich was, zum Beispiel die kleinen Fähnchen, die die Reichsgrenzen markieren. Überhaupt ist diese Karte angenehm anzuschauen. Wenn auch alles recht klein geraten ist, so verblüfft sie doch überall mit kleinen Details, die nur bei genauem Betrachten sichtbar werden, wie etwa eine kleine Felsformation à la Stonehenge oder ein Trampelpfad über einen Gebirgszug (der dann auch besser für die Einheiten zu queren ist als der Gebirgszug selber). Auf jedem einzelnen der vielen, vielen Felder der Karte lässt sich eine Schlacht schlagen – das sollen bis zu 16.000 sein, und alle sind unterschiedlich in ihren Gegebenheiten. Will man eine Schlacht schlagen, so sieht man bei drei Gelegenheiten, wie der Untergrund beschaffen ist: In der Übersichtskarte lässt sich grob erahnen, was Sache ist (freie Fläche, Wald, Gebirge, Hügel…). In der taktischen Karte verrät dann der Mauspfeil, wie der Untergrund konkret beschaffen ist („Wald“, „Felsen“, „Hügel“ etc.). Leider sieht man hier nichts Konkretes – die Grafik ist ziemlich klötzelig, aber es geht schließlich auch eher um das Umherschieben und Platzieren der Truppen. In der eigentlichen Schlacht dann sieht man die wundervoll gerenderte Karte in ihrer ganzen Pracht – und erkennt teilweise die Details wieder, die vorher auf der Übersichtskarte zu sehen gewesen sind.

Was den Sound angeht hätte man vielleicht ein wenig mehr Musik auf die CD packen sollen. Oder eine MP3-Abspielfunktion in die Software integrieren sollen. Die angebotene Musik besteht aus einer ziemlich kurzen Sequenz, die im ewigen Loop gefangen scheint. Doch sie ist es nicht – man kann sie abschalten. Wäre dem nicht so gewesen, hätte ich bei „Legion“ nach zehn Minuten entnervt den Ton komplett abgeschaltet. Und das wäre schade gewesen, denn dann hätte ich gar nicht mehr mitbekommen, wie schrecklich der Sound erst in den Schlachten wird… Habt ihr schon einmal gehört, wenn sich eine Musik-CD beim Abspielen an einer Stelle verheddert und diese Stelle dann in schneller Folge dauernd abspielt? So ungefähr klingt es stellenweise in den Schlachten. Dazu kommt eine Reihe langweiliger Todesschreie (sind es mehr als zwei oder drei? Weit gefehlt – es ist nur einer: „AAAAAaaaaarrgh!“). Entschädigend aber ist das Fußgestampfe der verschiedenen Einheiten und das Klirren der unterschiedlichen Waffentypen auf verschiedene – nun – Ziele. Mal macht es schmatzend „Pflopp“, wenn ein Pfeil durch das Lederwams in den Körper eines Gegners dringt, mal „Bäng“, wenn er von der Rüstung eines schwer gepanzerten Legionärs abprallt. Dennoch ist das Soundproblem während der Schlachten nervend und störend. Hier muss dringend ein Patch nachgereicht werden – der dann auch die Wertung wieder anheben würde.

Ansonsten ist der Sound sowohl in der Übersichtskarte als auch in der Stadtansicht gelungen und dezent eingesetzt – kein Grund zur Beschwerde, eher einer zur Freude. So manch anderes Spiel übertreibt’s hier nämlich mit Umgebungsgeräuschen.

Fazit:

Die Bewertung des Spiels fällt schwer. Einerseits hat „Legion“ ganz deutlich Potenzial. Das Gameplay an sich ist bis auf ein paar kleine Abstriche prima und fesselt mich als alten Strategiehasen auch ohne diesen Test – bei dem ich ja zwingend etliche Stunden mit dem Spiel zubringen musste – lange Zeit an den Rechner. Packend sind vor allem die Gefechte, die durch die Taktikkarte bereits vorentschieden werden können, auch wenn sich dann die KI im Gefecht selbst manchmal etwas seltsam verhält. Doch die große Anzahl Störfaktoren mindert die Qualität des Spiels stark herab – angefangen von den Performance- und Soundproblemen bis hin zur – Entschuldigung – armseligen Übersetzung. Wer über genug Englischkenntnisse verfügt, kann und sollte das Spiel auf Englisch spielen – dann ist es deutlich angenehmer. Und so bleibt ein flaues Gefühl – „Legion“ ist einerseits zu schlecht für eine gute Note und andererseits zu gut für einen Verriss. So bleibt mir nur ein fauler Kompromiss in der Wertung.

Zusammenfassend kann man vielleicht sagen, dass ich es für knapp 30 Euro im Moment für zu teuer halte – erst wenn Patche nachgereicht werden, die die großen Störfaktoren Übersetzung, Sound und Performance verbessern, stimmt der Preis und die Gesamtwertung geht um zwei Punkte oder gar mehr nach oben, oder „Legion“ sollte schleunigst als Budget-Titel für um die 10 Euro angeboten werden – dann geht der Preis auch in Ordnung.

Verfügbarkeit

Der Titel ist nicht mehr verfügbar.

Screenshots (klicken für mehr)

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