Racing Days R

Wir wollen fair sein, auch wenn es schwer fällt. Von einem Game, das 1997 erschienen ist und mittlerweile vier Jahre auf dem Buckel hat, kann und darf man nicht allzuviel erwarten. Das Interessanteste an »Racing Days R« ist eigentlich seine Geschichte. Wir haben es hier mir einem Titel zu tun, den es ausschließlich für die Mac-Plattform zu kaufen gibt. »Racing Days R« wurde – als Erweiterung zum Vorgänger »Racing Days« – ursprünglich für den Pippin, eine von Apple entwickelte und später durch Bandai vertriebene Spielkonsole entwickelt. Pippin floppte schneller als »Racing Days R« fertig geproggt werden konnte, und so wurde das Spiel für den Mac veröffentlicht.

Die Mac-Wurzeln sind dem Spiel deutlich anzumerken: Sämtliche Dialoge und Menüs – außer dem Hauptmenü, der virtuellen Werkstatt und dem Wagenmenü sind im Platinum-Look gehalten. Die Menüs sind dabei allesamt selbsterklärend, in einem kleinen Fenster werden zusätzliche Informationen zu den Funktionen diverser Buttons angezeigt. Vorbildlich auch, dass man sich die Mühe gemacht hat, bereits Voreinstellungen für – damals aktuelle – Rechner anzulegen. Einfach den eigenen Rechner angeben und das Spiel läuft mit der für diesen Rechner optimalen Konfiguration. Als Besitzer eines Rechners der neueren Generation kann man jedoch getrost alle Grafikoptionen aufs Maximum stellen. Das Spiel ist im Übrigen komplett eingedeutscht.

»Racing Days R« versteht sich als Rennsimulation. Zunächst ist man auch geneigt, dem zuzustimmen. Die virtuelle Werkstatt ist sehr umfangreich und bietet dem geneigten Spieler die Möglichkeit, so ziemlich alles am Fahrzeug der Wahl zu verändern. Gangschaltung, Bremsen, Bereifung etc. Für die Kreativen gibt es auch die Möglichkeit, das Fahrzeug mit eigenen Texturen zu verzieren. Dazu liefert »Racing Days R« einen eigenen Editor mit, dessen Möglichkeiten allerdings doch sehr eingeschränkt sind. Falls ihr eine eigene Bildbearbeitungssoftware habt, könnt ihr auch damit Eure Texturen anfertigen und dann über die Zwischenablage in die »Racing Days R«-Auswahl einfügen.

Die Auswahl an Strecken ist zunächst ernüchternd: Gerade mal vier Tracks stehen – vorerst – zur Verfügung. Sobald man jedoch im Kurzstreckenrennen Erster geworden ist, wird eine neue Variation der Strecke frei geschaltet. Dieses Spielchen wiederholt sich zweimal. Nachdem man die drei Variationen gemeistert hat, darf man am Langstreckenrennen teilnehmen und über zehn Runden auf der schwierigsten Streckenvaration mit den Computergegnern um die Wette fahren. Schafft man es auch hier, Erster zu werden, gibt’s zu guter Letzt noch die Möglichkeit, ein Rennen zu absolvieren, in dem Zielobjekte am Streckenrand abgeschossen werden müssen.

In einem weiteren, jederzeit anwählbaren Modus besteht die Möglichkeit, die Strecken mit einem absolut frei konfigurierbaren Fahrzeug zu befahren. Absolut frei bedeutet, dass man für Gewicht, Leistung, Bodenhaftung etc. Werte angeben kann, die in der Realität nicht umsetzbar wären.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, im Zeitrennen die Strecken kennen zu lernen, ohne dass sich Gegner auf der Fahrbahn befinden.

Die Auswahl an Fahrzeugen ist nicht besonders erschlagend: Vier Sportwagen japanischer Hersteller stehen zur Wahl, verteilt auf zwei Klassen, macht zwei Fahrzeuge pro Klasse – naja.

Interessant ist wiederum die Steuerung: Natürlich darf man auch mit dem Keyboard daddeln, der Hersteller empfiehlt jedoch die Kombination Maus/Keyboard. Bis man sich daran gewöhnt hat, mit der Maus ein Fahrzeug zu lenken, sollte – wenn man bewundernswert zäh ist – die eine oder andere Tüte Chips vertilgt, oder aber – falls man noch andere Hobbies hat – die Lust am Weiterspielen vergangen sein. Denn auf der Strecke gibt’s dann die große Ernüchterung. Zunächst einmal läuft das Spiel in maximal 640 x 480 Pixeln Auflösung. Das alleine wäre ja noch zu verkraften, wenn dies im Vollbild geschehen würde, doch leider läuft das Spiel nur in einem Fenster. Um also den Vollbildmodus zu simulieren, muss man die Auflösung des Mac manuell auf die entsprechende Auflösung herunterdrehen. Und was man dann, sich über den ganzen Bildschirm erstreckend, erblickt, ist der Mühe eigentlich nicht wert. Wie eingangs gesagt: Bei einem so alten Spiel kann man nicht allzuviel erwarten. Wenn man sich allerdings anguckt, was auf anderen Plattformen zu der Zeit oder gar Jahre vorher released wurde (Ich sage nur: „Bleifuß“), kratzt man sich schon am Kopf und fragt sich, ob das schon alles gewesen sein soll. Ziemlich pixelige Texturen, merkwürdig aussehende Objekte am Rand der Strecke, deutlich sichtbarer Bildschirmaufbau am Horizont selbst bei höchster Detailstufe, keinerlei grafische Gimmicks (Rauch, Bremsstreifen, animierte Objekte am Streckenrand etc.)… Grafischer Purismus, sozusagen. Wenn sich das Ganze dann in Bewegung gesetzt hat – was dank heutiger moderner Hardware angenehm flüssig und schnell geschieht – merkt man auch bald, dass es mit dem Simulationsansatz des Spiels auch nicht besonders weit her ist. Die Autos haben keinerlei Schadensmodell, eine Kollision mit der Wand oder Kontrahenten bremst das Auto lediglich ab. Die Steuerung ist, wie gesagt, entweder hakelig wenn man mit Keyboard spielt oder schwer zu erlernen mit der Kombination Keyboard und Maus. Auch die Musik ist nicht ganz das Gelbe vom Ei. Obwohl sie direkt von CD abgespielt wird, hat man den Eindruck, Midi-Tracks zu lauschen. Die KI der gegnerischen Fahrzeuge scheint sich nur darauf zu beschränken, die Fahrzeuge auf der Strecke zu halten, die Gegner lassen sich, den Möglichkeiten der Steuerung entsprechend, alle ohne Gegenwehr und somit ziemlich einfach überholen.

Fazit:

Insgesamt erinnert »Racing Days R« weniger an eine Rennsimulation als an einen Arcade-Racer – leider an einen ziemlich schlechten. Wirklich empfehlen kann man »Racing Days R« niemandem, außer vielleicht Leuten, die sich dafür interessieren, was mit QuickTime VR so alles möglich ist. Ansonsten kann das Urteil nur lauten: Finger weg!

Verfügbarkeit

Dieser Titel ist bereits vergriffen.

Screenshots (klicken für mehr)

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