Space Tripper

Schreibt man einen Testbericht über ein Spiel aus dem Hause PoMPoM, kommt man einfach nicht umher, sich Gedanken über die Vergangenheit zu machen. Die Zockervergangenheit. In Anbetracht der wahrhaft komplexen Monster, zu denen Computerspiele nun herangewachsen sind, blickt man romantisch verklärt zurück in die Zeit, in der man hoffnungsvoll verklärt in die Zukunft blickte. Eine Zukunft, in der leistungsstarke Prozessoren Grafikwunder virtuelle Wirklichkeit werden lassen und völlig neue, innovative Spielkonzepte umsetzbar machen sollten… Nunja.

Trotz Klötzchengrafik und Piepsounds hatte man Spaß mit den simplen Spielen, die es damals zu kaufen gab. Großen Spaß sogar. »Space Tripper« verspricht, diesen Spaß, in ein zeitgemäßes Gewand gepackt, wieder aufleben zu lassen. Mal sehen, ob das geklappt hat.

Kleines Schiffchen mischt in Überzahl vorhandene Gegner mächtig auf – Grundrezeptur fast jeden Shoot ‚em Ups. Das war schon immer so, und das ist auch bei »Space Tripper« nicht anders.

Das Spiel war das Erstlingswerk der Sharewareschmiede PoMPoM, die mit »Mutant Storm« einen weiteren (und bekannteren) Titel herausgebracht haben. PoMPoM scheinen ein Faible für das fast schon ausgestorbene Shoot ‚em Up-Genre zu haben, denn wie auch »Mutant Storm«, das wir bereits getestet haben, ist »Space Tripper« – soviel sei vorweg verraten – eine Perle dieses klassischen Genres. Das Spiel liegt in Versionen für Mac OS 9 und Mac OS X vor. Weiterentwickelt und mit Updates versorgt wird jedoch lediglich die Version für das neue Betriebssystem, Mac OS X. So kommt es, das Benutzer des klassischen Betriebssystems mit Version 1.7 spielen müssen, während X-User Version 1.8 benutzen dürfen, die komplett eingedeutschte Menütexte bietet.

Ansonsten wirkt sich das Fehlen der deutschen Übersetzungen nicht weiter tragisch aus, denn auf eine Story verzichtet »Space Tripper« völlig. Wählt ihr im Hauptmenü des Titels den Punkt »Spiel Starten«, geht es direkt zur Sache. Ihr erblickt einen kleinen Gleiter, den ihr auf einem horizontal (wahlweise auch vertikal) scrollbaren Spielfeld nach links, rechts, oben und unten bewegen könnt. Ein am oberen Bildschirmrand eingeblendeter Radar erleichtert euch dabei die Orientierung. Außerdem ist es möglich, den Gleiter per Tastendruck um 180° zu wenden – ihr könnt somit gleichzeitig rückwärts gleiten und feuern. Der Gleiter verfügt über zwei Waffensysteme, zwischen denen ihr jederzeit per Tastendruck hin- und herwechseln dürft: Das erste System feuert einen gebündelten Energiestrahl, das zweite System einen Streuschuss ab. Jedoch erreicht es dabei nicht die Reichweite und Durchschlagkraft des ersten Systems. Beide Waffensysteme können im Laufe des Spiels mit Power-Ups aufgerüstet werden. Lest ihr ein Power-Up auf, beschränkt sich dessen Wirkung lediglich auf das gerade aktivierte Waffensystem. Natürlich lassen sich bestimmte Gegenerkonstellationen mit dem einen Waffensystem besser beseitigen als mit dem anderen. Die Erfahrung wird euch zeigen, bis wann ihr mit einem Waffensystem einen bestimmten Rüstungslevel erreicht haben solltet.

Das Spiel beginnt relativ harmlos. Die ersten drei Level verstehen sich als »Trainingsmissionen«, die Gelegenheit bieten, sich mit der Steuerung des Gleiters vertraut zu machen. Der Schwierigkeitsgrad zieht jedoch schnell an, und der erste Endgegner, eine grandios anzusehende Roboterspinne, bringt euch schon mächtig ins Schwitzen. Insgesamt ist der Schwierigkeitsgrad des Spiels hoch angesiedelt. »Space Tripper« ist selbst für erfahrene Shoot ‚em Up-Veteranen noch eine Herausforderung – und das trotz endloser Continues. Schutzschilde oder andere lebensverlängernde Extras sucht man bei »Space Tripper« vergeblich. Ein Treffer der Gegner genügt, um euren Gleiter komplett zu zerlegen. Die Gegnerschaft ist vielfältig, originell, variantenreich und innerhalb der einzelnen Level wohlüberlegt zusammengestellt. Das Spieltempo wird von euch bestimmt, ein Zeitlimit setzt euch hierbei jedoch Grenzen. »Space Tripper« ist trotz aller Härte niemals unfair. Durch taktisch geschicktes Vorgehen, dem notwendigen Maß an guter Reaktion und viel Übung ist es immer möglich, den Gegnern ein Schnippchen zu schlagen.

Das Spiel bietet insgesamt vier »Welten«, die jeweils drei bis vier Level umfassen. In den insgesamt 14 Level reicht das Repertoire der von der Gestaltung angeschlagenen Töne von technoid bis militärisch und organisch. Das Spiel läuft dabei auch auf nicht mehr ganz so aktuellen Rechnern mit nicht mehr ganz so aktuellen Grafikkarten angenehm flüssig. Ich habe mir sagen lassen, dieses Spiel sehe in etwa so aus wie das Spiel, das damals jeder haben wollte, aber aufgrund der technischen Möglichkeiten damaliger Hardware nicht bekommen konnte. Ich muss anerkennend sagen: »Space Tripper« sieht lecker aus. Bemerkenswert: Obwohl das Spielgeschehen hauptsächlich in zwei Dimensionen stattfindet, ist die dritte Dimension doch nicht gänzlich ausgeschlossen. Bereits erwähnte Roboterspinne springt beispielsweise gerne mal in Richtung Mattscheibe, und auch einige Level bieten einen Aufbau in mehreren Ebenen, zwischen denen beim Spielen gewechselt werden muss. Hier liegen Vor- und Nachteile allerdings sehr eng beisammen: Zwar sieht das Spiel – für eine Shareware – spektakulär aus, leider lässt sich jedoch nicht immer ganz genau einschätzen, in welcher Höhe sich ein Gegner gerade befindet, ob ihr beispielsweise noch unter ihm durchfahren könnt oder ob bereits eine Kollision ansteht.

Untermalt wir das hektische Geschehen am Bildschirm lediglich von Sounds, die in Kombination mit der Grafik eine stimmige Melange ergeben, für sich genommen jedoch ein wenig »mau« rüberkommen – von ein paar Ausreißern mal abgesehen. Musik bringt das Spiel nicht mit. Hier dürfte die Datenmenge die entscheidende Rolle gespielt haben: »Space Tripper« gibt’s halt nur im Internet. Immerhin darf man so selbst entscheiden, welche musikalische Untermalung man dem Spiel via iTunes zukommen lässt – vielleicht ist das gar nicht mal so schlecht.

Fazit:

»Space Tripper« begeistert mit schnellem, abwechslungreichem und actiongeladenem Spielablauf, durchdachtem Leveldesign sowie überzeugender Grafik. Der Verzicht auf alles, was sonst an dieser Stelle noch erwähnenswert gewesen wäre, lässt das Spiel etwas mager erscheinen. Dafür überzeugt der Rest um so mehr: Dank des durchdachten Gegner- und Leveldesigns ergibt sich ein hoher Schwierigkeitsgrad, so dass sich das Spiel vor allem für Shoot ‚em Up-Fans erster Stunde empfiehlt. Und die werden wahrlich nicht enttäuscht: »Space Tripper« ist Shoot ‚em Up-Konzentrat – wunde Finger sind garantiert. Schön, das es das auch noch gibt.

Christian Schramm

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt bei PomPom.

Bilder (klicken für mehr)

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