Summoner

Vorab zur Begriffsdefinition: Das englische Wort „summoner“ bedeutet zu deutsch schlicht „Bote“. Und die Boten, die dieses Spiel bevölkern, haben besondere Kräfte im Umgang mit übernatürlichen Mächten. Du bist Joseph, mit dem Zeichen der Summoner geboren und mit einer großen Aufgabe… Vor neun Jahren wolltest du dein Heimatdorf vor Banditen retten, dabei hat der von dir beschworene Dämon das ganze Dorf dem Erdboden gleich gemacht. Du wolltest nie wieder eine Kreatur beschwören, doch das Schicksal hat etwas anderes mit dir vor…

Masad, das Dorf in dem Joseph jetzt lebt, wird überfallen. Die Dunklen Reiter suchen einen mit dem Mal der Summoner Geborenen – dich? Zu Beginn des Spiels kämpft Joseph sich den Weg aus dem Dorf frei, um nach Lenele, der Hauptstadt des Reichs, zu gelangen. Dort soll sein alter Freund und Mentor Yago sich aufhalten. Er wird wissen, wie es weitergeht.

In Summoner steuerst du zu Beginn nur Joseph, im Verlauf des Spiels kommen aber noch drei weitere Mitstreiter dazu (und eine beschwörte Kreatur…), in einer Third-Person-Ansicht durch schöne 3-D-Landschaften. Optisch kann Summoner gegenüber anderen Rollenspielen punkten. Statt starrer isometrischer Perspektive und gemalten Hintergrundbildern gibt es eine 3D-Engine mit frei beweglicher Kamera, die beim Laufen automatisch hinter Joseph (d.h. hinter dem vom Spieler gesteuerten Charakter) einschwenkt. Mit dem Cursortasten links und rechts oder der Maus am Monitorrand wird der Blickwinkel rotiert und mit dem Mausrad oder den Cursortasten oben und unten wird rein- und rausgezoomt. Das klappt in der Regel gut, aber beim Erklimmen von Steigungen oder dem Betreten von Gebäuden ist der Kamerawinkel oft etwas zu steil, so dass man nicht weit genug sehen kann. Das kann z.B. ein wenig nervig sein, wenn man mit Flece versucht, Yago im Palast aufzuspüren und auf der Flucht vor den Wachen von Raum zu Raum hechtet, damit man nicht entdeckt wird. Mit der F12-Taste kann man normalerweise die Kamera zwischen hoch, tief und automatisch umstellen, leider funktioniert das in einigen Kartenabschnitten nicht (Die Höhlen von Wolong).

Die Bewegung funktioniert ähnlich wie bei Diablo oder Baldur’s Gate. Mit einem Klick in die Landschaft, bewegt sich Joseph (mit seiner Party) dort hin. Bei gedrückter Maustaste läuft Joseph immer in Richtung der Maus und die anderen Partymitglieder folgen automatisch. Praktischerweise kann man jederzeit die Pausentaste benutzen, um sich erst einmal die Gegend anzusehen und das weitere Vorgehen zu planen. Eine vierköpfige Party in Echtzeit zu steuern ist einfach zu stressig, auch wenn die vordefinierten Scripts für das Verhalten der Kameraden gut funktionieren. Auch an einen Solo-Modus, in dem nur die aktive Figur gesteuert wird, während die anderen warten, haben die Entwickler gedacht. Nur wird dieses Feature sehr selten benötigt… Wie auch bei Baldur’s Gate gibt es hier in Summoner eine Pausenfunktion, mit der man das Spielgeschehen jederzeit (nicht nur in den Kämpfen) anhalten kann. Das ist sehr sinnvoll, da man in Echtzeit unmöglich vier Leute plus Beschwörung mit den Befehlen versorgen könnte, die man ihnen geben möchte (die KI funktioniert zwar super, aber ich heile meine Mitstreiter lieber früher und nicht auf den letzten Drücker…).

Die Story von Summoner ist immer wieder für eine Überraschung gut. So läuft man auch nicht die ganze Zeit mit der gesamten Party herum. Wenn man in den Palast will, muss man Flece alleine steuern, da sie nach eigenen Angaben die Spezialistin fürs Schleichen ist, während Joseph im Keller auf sie wartet und auch den einen oder anderen bissigen Kommentar auf Lager hat, wenn Flece wieder einmal entdeckt wurde. Auch später im Spiel wird die Party nicht immer zusammenbleiben können. Eigentlich mag ich diese linearen Geschichten nicht so gerne, aber bei Summoner macht es einfach Spaß der Geschichte zu folgen. Und zwischen den zu bereisenden Abschnitten bleibt genug Freiraum, um in den Zufallsbegegnungen ordentlich Punkte zu scheffeln.

Die Welt von Summoner ist riesig. Es gibt zwei Kontinente zu erforschen, die mit vielen interessanten Locations aufwarten, die alle erst nach Gesprächen oder dem Lösen bestimmter Aufgaben auf der Karte auftauchen. Nachdem der Weg aus Masad frei ist, schaltet das Spiel auf die Übersichtskarte (hier hätten die Texturen gerne ein bisschen detaillierter und abwechselungsreicher sein dürfen, obwohl die Wolken schon nicht schlecht sind) und ein Pfeil am Bildschirmrand weist den Weg nach Lenele und ein zweiter nach Masad, sobald man sich ein wenig entfernt hat. Im Verlauf des Spiels kommen natürlich noch weitere Orte dazu.

Die Örtlichkeiten wie Masad oder Lenele sind einzelne Karten, die an bestimmten Stellen mit gelben Linien auf dem Boden, verbunden sind. Sobald man die gelbe Linie passiert und die erscheinende Dialogbox bejahend geschlossen hat, wird der nächste Bereich bzw. die Übersichtskarte geladen. Alleine Lenele besteht aus Stadtrand, Marktplatz, Altstadt, Kronenbezirk, Tempelbezirk und Palast sowie den Abwasserkanälen.

Damit es bei den Überlandtouren nicht zu langweilig wird, gibt es Zufallsbegegnungen. Bei einer solchen Begegnung wird in ein bestimmtes Kampfareal gezoomt, z.B. in einen Wald oder eine Steppenlandschaft und in der 3-D-Perspektive darf man sich auf Gegnersuche und -vernichtung machen. Das Kampfgebiet hat mit einer gelben Begrenzungslinie markierte Ausgänge, bei deren Überquerung der Kampf abgebrochen wird, egal wie viele Gegner noch da sind. Leider werden diese Kampfgegenden nicht zufällig aufgebaut, so dass man bald weiß, wo die Gegner zu finden sind. Doch Vorsicht, gerade am Anfang auf dem Weg von Masad nach Lenele können diese Zufallsbegegnungen für Joseph tödlich sein, da in den Kampfgebieten einfach zu viele oder zu starke Gegner sind. Da hilft einem nur ein schneller Sprint, oder die Abenteurerregel #1: Häufig speichern!

In den Kämpfen muss man den Gegner nur einmal anvisieren, dann schlägt Joseph so lange auf den Gegner ein, bis diesen das Zeitliche segnet. Das Besondere an den Kämpfen sind die so genannten Kettenangriffe, bei denen im Prinzip ein Angriff an den anderen gereiht wird, ohne dass der Gegner eine Chance für einen Gegenangriff hat. Dafür leuchtet zwischen den Schlägen (kurz!) ein Kettensymbol auf und wenn man die entsprechende Aktionstaste drückt, während das Kettensymbol zu sehen ist, wird der nächste Schlag ausgeführt, und zwar solange, bis man das Timing nicht mehr hinbekommt… Das gilt aber nur für einen Gegner, dem man direkt gegenübersteht. Wenn man einen Gegner angreift, der sich gerade mit einem anderen Charakter „beschäftigt“, gibt es zwar noch die Kettenangriffe, nur wird der Gegner dann nicht „lahm gelegt“. Man kann die Kettenangriffe aber auch automatisch ausführen lassen. Bei manueller Steuerung ist zu beachten, dass die Dauer des Kettensymbols direkt mit der benutzten Waffe zusammenhängt. Bei einem schnellen Dolch bleibt das Symbol deutlich länger als bei dem vergleichsweise langsamen Bastardschwert , das aber mit jedem Treffer viel mehr Schaden verursacht. Man sollte schon recht viel üben, da man selbst natürlich bessere (und längere) Kombinationen hinbekommen kann als die automatische Funktion.

Leider hat Summoner ein paar Probleme, die mit einem Patch behoben werden sollen. So kommt es in Lenele zu Abstürzen, wenn man auf der Straße einem Mann und einem Kind, die zusammen stehen, begegnet (Das ist z.B. der Gerber, bei dem man sonst die Lederrüstung kaufen könnte). Auch wenn die Hauptquests nicht von diesen Abstürzen betroffen sind, ist es ärgerlich, da auch die letzten Spielstände beim Neustart nicht mehr verfügbar sind. Im Test gab es die Abstürze nur in der Altstadt von Lenele, aber auch auf dem Marktplatz soll es dieses Problem geben.

Ein weiteres Highlight von Summoner ist der Multiplayer-Modus, in dem es kooperativ als Viererbande (oder auch zu zweit oder zu dritt) durch die Schauplätze Hauptgeschichte geht. Man muss sich aber die Karten erst erspielen… Und das Ganze funktioniert im Internet, oder im LAN und vor Allem auch zwischen Macs und PCs. Die Verbindung zwischen Mac und PC ist super-einfach: ein Crossover-Kabel, eine feste IP-Adresse auf jedem Computer und schon findet Summoner den PC. Da kann man wenigstens zu zweit im Netzwerk loslegen. Schön ist auch, dass man im Multiplayer-Modus nicht mit Joseph anfangen muss. Alle vier Charaktere stehen zur Verfügung und als kleinen Bonus kann Joseph von Anfang an beschwören… Da kommt Freude auf! Der einzige Nachteil am Multiplayer-Modus ist, dass man keine Story hat, der man folgen kann. Es werden einfach Monster geschnetzelt und Level erworben, aber auch das ist schon das eine oder andere Stündchen wert.

Fazit:

Mit der schicken 3-D Grafik, der tollen, abwechslungsreichen Story und gutem Gameplay ist Summoner ein echtes Rollenspiel-Highlight. In Sachen Komplexität und Spieldauer liegt Summoner zwischen Diablo II und Baldur’s Gate II und ist für meinen Geschmack genau richtig. Neben dem Solospiel sorgen vor allem die kooperativen Multiplayer-Partien für einen langen Spielspaß. Und da der Multiplayer-Modus plattformübergreifend ist, sollten sich auch genügend Mitspieler finden lassen.

Um mich jetzt ganz zufrieden zu stellen, muss nur noch der angekündigte Patch gegen die Abstürze erscheinen. Bis dahin bleibt leider ein schlechter Beigeschmack für ein ansonsten sehr gutes Spiel, das sich sonst praktisch keine Schwächen leistet.

Cajus Zi

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel im macinplay-Shop oder bei Amazon.

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