The Last Express

Europa im Juli 1914: Die Großmächte stehen kurz vor einem Krieg. Die russischen Untertanen lösen Revolten aus, die deutsche Industrie baut eine ominöse Kriegsmaschine, das makellose Antlitz des Kaiserreichs Österreich-Ungarn zeigt Risse und die Balkanländer befinden sich im Zwist mit dem Osmanischen Reich. In dieser spannungsgeladenen, gefährlichen Atmosphäre durchquert der legendäre Orient Express – ein Sinnbild für Luxus, Macht und Dekadenz – Europa von Paris nach Konstantinopel. Dicht am Rande der Katastrophe ist dieser Zug womöglich wirklich der letzte Express…

Gespannt auf eine Abenteuerreise durch das Europa zu Beginn des letzten Jahrhunderts installierte ich The Last Express und schlüpfe in die Rolle von Robert Cath, einem jungen amerikanischen Arzt, der eine mysteriöse, drängende Aufforderung von seinem langjährigen Freund Tyler Whitney erhält, sich mit ihm im Orient-Express zu treffen. Sobald man den Luxuszug betritt, wird man in ein Labyrinth von Verrat, Romantik und politischen Intrigen gestürzt. Nur rasches Denken und noch schnelleres Handeln hilft beim Entschlüsseln der Geheimnisse von The Last Express.

Der erste Eindruck ist erst einmal etwas comicartig, und dieser Eindruck bestätigt sich im Laufe des Spiels. Es bleibt bei den comichaften Zeichnungen (aus dem Handbuch entnehme ich jedoch, dass diese Szenen real gefilmt und mittels Software in Trickfilmcharakter gewandelt worden sind), die einen gewissen Charme ausstrahlen. Die Umgebung des Zuges ist liebevoll detailreich gestaltet und das stetige Rattern des Zuges im Hintergrund beruhigt die Nerven.

Ich komme etwas gehetzt in den Zug und finde als erstes meinen Freund – tot, ermordet! Deshalb „entsorge“ ich seine Leiche und schlüpfe selbst in die Rolle des Toten. Immer wieder stoße ich auf seltsame Menschen mit merkwürdigen Vorstellungen oder Geschichten, die ich nicht verstehe. Übrigens sprechen die Mitreisenden im Zug alle ihre eigene Muttersprache, was die Kommunikation teilweise erschwert. Wichtige Mitteilungen sind jedoch mit deutschen Untertiteln versehen.

Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass der Tote jemand anders im Zug etwas hatte geben sollen, doch das ist nun weg – gestohlen. Mehr wird nicht verraten, denn das Ganze ist ja ein Krimi 😉

Das Spiel macht Spaß, sogar mir, der normalerweise lieber andere Dinge spielt und nicht so gut im Kombinieren à la Nick Knatterton ist. Eine gelungene Mischung aus Rollenspiel im wörtlichen Sinne, Krimi und einzelnen, kleinen Actionsequenzen. Allerdings muss ich sagen, dass ich nicht zu denen gehöre, die in einem Krimi den Täter vor dem Kommissar erwischen und mir ein paar mehr Anhaltspunkte, was ich mit den Anhaltspunkten anstellen soll, geholfen hätten.

Das Spiel verschlingt etliche Stunden Spielzeit. Netterweise kann man den Stand der Dinge zwischenspeichern und am nächsten Tag weiter spielen. Gelegentlich wird es etwas langatmig.

Wenn der Mauszeiger einzelne Hotspots (hier wohl eher: „Hot-areas“) berührt, verwandelt er sich in anders aussehende Cursor, etwa eine Hand oder einen Pfeil, der dir die Richtung anzeigt bzw. die mögliche Aktion nahe legt. An einigen Stellen allerdings kommt man durch zu schnelles Klicken gelegentlich durcheinander und verliert kurzfristig die Orientierung.

Das Spiel ist zwar schon etwas betagt, aber es läuft dennoch stabil und problemlos auf meinem iMac mit Mac OS 9. The Last Express läuft mit beliebigen PowerPC-Macs und CD-Laufwerk.

Fazit:

The Last Express hat mich eine ganze Zeit lang in seinen Bann geschlagen. Die Stimmung des Luxuszuges, seine Dekadenz und der Wind des bevorstehenden Krieges und der sozialen Spannungen zwischen Kapitalisten und Arbeitern kommen sehr schön rüber. Anspruchsvolle Animationen nach dem Stand der heutigen Technik darfst du in den Trickfilmsequenzen jedoch nicht erwarten, und außerdem solltest du viel Zeit mitbringen.

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel im macinplay-Shop.

Screenshots (klicken für mehr)

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