True Crime: Streets of L.A. (Vorschau)

Aufgepasst, hier kommt ein Titel, der ein wenig GTA (Grand Theft Auto, der fünfte Teil, San Andreas, ist gerade für die Playstation 2 erschienen) auf den Mac zaubert. Allerdings geht es hier nicht darum, der Don von L.A. zu werden, sondern auf der guten Seite jede Menge Verbrecher von klein bis groß zur Strecke zu bringen. Als Mitglied der Elite-Polizeieinheit E.O.D. (Elite Operations Division) bekommt man es da mit den Chinesichen Triaden, der russischen Mafia und „Mister X“ zu tun.

Ich bin beeindruckt. Die Größe des virtuellen L.A. verschlägt einem schier den Atem. Da starte ich in Downtown L. A. und fahre nach Hollywood und ich brauche gut zwölf Minuten (ohne Highways), um mich durch den Verkehr zu schlängeln. Dabei habe ich erst ein gutes Drittel der Karte durchfahren… Diese Größe hat natürlich ihren Preis, und der wird mit Texturen erkauft, die teilweise flau und verwaschen wirken. Auch das Verkehrsaufkommen kann sich nicht mit dem echten L. A. messen. Insgesamt entsteht aber ein stimmiges Bild der Metropole.

Die einzelnen Stadtviertel sind durchaus unterschiedlich gestylt, und auch die Wahrzeichen der Stadt kann man bei einer Sightseeing-Tour abfahren Leider konnte ich nirgends den „Hollywood“-Schriftzug in den Bergen entdecken, aber der „Walk of Fame“ (mit den Sternen im Bürgersteig), „Mann’s Theater“ (das chinesische Premierenkino) und einige andere Sehenswürdigkeiten sind vorhanden. Ich habe mir einen Reiseführer geschnappt und einen ganzen Nachmittag damit verbraten, diese Wahrzeichen zu finden und abzufahren.

In der für dieses Preview benutzten PC-Version kommt es abseits der Hauptstrecken öfter zu Grafikfehlern. So hängen einige Brücken über den LA River zu tief, so dass man durch die Polygone hindurch fahren muss anstatt drunter durch. Auch verschwindet die Wassertextur bisweilen, so dass man versucht ist, wie in Terminator 2 durch die trockenen Kanäle zu heizen… klappt dann aber leider nicht. Störend sind, gerade bei schnellen Autofahrten, Gebäude und Bäume, die relativ spät ins Sichtfeld poppen. Das ist für so manche Autoverschrottungsaktion gut. Ob die Mac-Version in diesen Punkten besser wird, bleibt abzuwarten.

Während des Fahrens ist kein Motorengeräusch zu hören – diesen Sound haben die Entwickler anscheinend vergessen. Dafür dröhnen Songs von 50 Hip-Hop-Stars wie Snoop Dogg, Coolio, Westside Connection und anderen aus den Boxen. Gegenüber den Konsolenversionen sind in der PC-Version auch noch 32 Rock-Tracks enthalten. Hier spielen Gruppen wie Queensrynche oder Alice in Chains auf.

Das Fahren ist aber nur ein Teil des Spiels. Während der Streifzüge durch L. A. bekommt man immer wieder Funkdurchsagen zu Verbrechen in der Nähe des eigenen Aufenthaltsorts. Diese sind zwar zufallsgeneriert, wiederholen sich aber leider ziemlich schnell. Meist läuft es darauf hinaus, entweder einen Wagen zu stoppen und dann den Fahrer, sofern er sich nicht ergibt, zu vermöbeln, oder einfach nur zum Einsatzort zu fahren und dort einen oder mehrere wartende Gangster zu vermöbeln. Damit sind wir auch schon beim zweiten Teil des Spiels. Prügeln! Unser virtuelles Alter Ego ist ein ziemlich begnadeter Kung Fu-Kämpfer und macht mit seinen Schlägen, Tritten und im Spiel zu erlernenden Special Moves jeden Standardgegner durch wildes Gehämmer auf die drei Kampftasten platt. Die Kamerasteuerung in den Kämpfen ist nicht sehr übersichtlich, kann (und muss) aber durch Mausbewegungen korrigiert werden. Standardmäßig ist der Zoom dabei auf die Mausbewegung vor und zurück gelegt, was das Ganze nicht wirklich einfacher gestaltet. Diese Standardkämpfe sind nicht sonderlich anspruchsvoll, aber da die Verbrecher auch mal plötzlich eine Pistole ziehen oder sich einfach das nächst beste Auto schnappen, um zu fliehen, kommt es doch immer wieder zu interessanten Aktionen. Einige Gangster lassen sich schon durch das Zeigen der Polizeimarke verhaften, oder sie strecken bei einem Warnschuss die Hände gen Himmel. Durch das Lösen der Zufallsfälle gewinnt man „Polizeimarken“, mit denen man sich in bestimmten Orten auf der Karte wie Dojos oder Schießplätzen neue Kampftechniken oder Pistolen erarbeiten kann. Die Marken sind die Eintrittskarte zum entsprechenden Etablissement. Dort erhält man drei Versuche, eine bestimmte Aufgabe zu meistern, um das begehrte Upgrade zu erhalten. Scheitert man, sind die Marken futsch und man muss erneut Marken einsetzen, um wieder drei Versuche zu erhalten. Allerdings braucht man die Marken auch, um an den zahlreichen Tankstellen seinen fahrbaren Untersatz zu reparieren oder sich selbst an Apotheken zu verarzten. Macht man während einer heißen Verfolgungsjagd einen unvorsichtigen Passanten zur Kühlerfigur, gibt es eine Markenstrafe und man muss einen Fall mehr lösen, um an weitere Marken zu kommen. Ebenso schädlich für das Markenkonto sind Querschläger aus der eigenen Pistole. Sobald man das entsprechende Upgrade gekauft oder erlernt hat, kann man beispielsweise während einer Verfolgung eine Art Bullettime einschalten, um gezielte Schüsse auf Reifen eines flüchtenden Wagens abzugeben, oder um bei einer Geiselnahme einen bestimmten Körperteil des Gangsters (hat hier jemand Headshot gesagt?) zu treffen.

Ähnlich, wie im großen Vorbild GTA sind auch in L. A. verschiedene Symbole versteckt, die, wenn man alle zusammen hat, neue Features freischalten. So kann man z. B. als Snoop Dogg auf Patrouille gehen und Gangster ausschalten.

Der dritte Teil des Spiels sind Schieß- und Schleichmissionen. Hier steuert man sein Alter Ego in der Third-Person-View durch die Level und plättet jede Menge an heranstürmenden Feinden (teilweise schon wie beim Moorhuhn…) oder man versucht sich durch z. B. eine Fabrikhalle, in der die Feinde patroullieren, zu schleichen. Leider kann man während der Schleichmissionen nicht wie etwa in Tom Clancy’s Splinter Cell auf verschiedenen Wegen zum Ziel kommen.

In knapp 60 Missionen, die immer durch nette Rendersequenzen verknüpft sind, kommt man zum finalen Kampf. Zwischendurch gibt es immer wieder mal alternative Missionen, je nachdem, wie die vorherige Mission ausgegangen ist. Weiter in der Story geht es aber in beiden Fällen. Zweimal verzweigt sich die Geschichte, je nachdem, ob man ein guter oder ein schlechter Cop ist. Somit bietet das Spiel insgesamt drei Storystränge, die allesamt abwechslungsreich, wenn auch teilweise klischeehaft präsentiert werden (die Zombies hätten nicht im Spiel auftauchen müssen…). Der Film „Big trouble in little China“ mit Kurt Russell hat da wohl Pate gestanden. Trotz der vielen Missionen ist der Umfang des Spiels nicht übermäßig groß. Wenn man keine langen Erkundungstouren startet, sondern sich auf die Storymissionen beschränkt, kann man das Spiel an einem Wochenende (Dauerspielen vorausgesetzt!) durchspielen.

Die Steuerung des Polizistenspektakels präsentiert sich überraschend. Obwohl es sich um eine Konsolenkonvertierung handelt, gibt es weder Gamepad- noch Joysticksteuerung. Das ist mal konsequent. Zu Fuß klappt die Steuerung auch prima, aber beim Fahren ist mir die Maussteuerung zu träge und per Tastatur geht es zwar, aber ein Gamepad wäre hier doch angebracht. Man darf die Steuerung allerdings frei konfigurieren, um das Optimum heraus zu holen.

Als Sahnehäubchen präsentiert das Spiel auch noch einen Multiplayermodus, den selbst das große Vorbild GTA nicht bietet. Dummerweise bleibt der Modus hinter den Erwartungen zurück. Anstatt, wie im Singleplayer, durch ein lebendiges L. A. zu fahren, sind im Multiplayer nur noch die Spieler (und die eventuellen Ziele) vorhanden. Ohne computergesteuerte Autos und Passanten macht das ganze nur noch halb so viel Spaß, egal, ob man jetzt einfach ein Checkpointrennen veranstaltet oder eine Verfolgungsjagd. Spaßiger sind da die Kampfspielchen, obwohl man sich deswegen True Crime nicht zulegen muss, da es bessere multiplayertaugliche Spiele gibt.

Fazit:

Die Mischung macht’s. Drei Spiele in einem haben schon viele versucht, aber hier geht das Konzept zumindest im Singleplayer-Modus auf. Volljährig muss man aber schon sein, um den Gangstern von L. A. das Fürchten zu lehren. Der durchwachsene Multiplayermodus ist sicher kein Kaufgrund, die Steuerung ist nicht das Optimum, die Grafik auch nicht, aber die Straßen von L. A. sicher zu machen ist schon eine gewaltige Motivation. Alleine die riesige Metropole zu erkunden und die versteckten Goodies zu finden, fesselt für viele Stunden. Die sich verzweigende Story bleibt zwar immer linear, hat aber ein paar Überraschungen in petto. Mehr GTA-Feeling werden wir in absehbarer Zeit nicht auf dem Mac erleben.

Cajus Zi

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

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