Top oder Flop: Eine Meinung zur Apple Watch
Jetzt ist sie also da, bzw. wird in Kürze kommen: Die von allen seit Monaten – gefühlt seit Jahren –erwartete iWatch. Apple nennt sie einfach Apple Watch. Am 09.09.2014 kam endlich mal wieder das “one more thing…” – und ich habe trotzdem das Gefühl, alle sind enttäuscht.
Der Aktienkurs bricht kurzfristig ein, die Foren-Kommentare quellen über, die Presse auf der ganzen Welt berichtet und irgendwie hatten doch irgendwie alle was anderes erwartet: “The next Big thing”.
Enttäuschung ist immer eine Frage der Erwartungshaltung. Seit einigen Jahren steigern sich die Erwartungen in kommende Apple-Produkte schon im Vorfeld ins schier Unermessliche. Bereits Monate vor einer Veröffentlichung werden Gerüchte, Konzepte, Preise, Spezifikationen, Hüllen und alles, was es an Informationen gibt, von allen Medien verbreitet und bis ins letzte Detail auseinander genommen. Das ist inzwischen soweit perfektioniert worden, dass es wirklich keine Überraschungen mehr gibt.
Trotzdem entsteht eine grenzenlose Erwartungshaltung – das kann nur schief gehen. Solche Erwartungen können nicht erfüllt werden. Enttäuschung ist vorprogrammiert. Und dennoch, trotz aller Enttäuschungen läuft es offenbar gut für Apple. Zuletzt verkaufte man mehr Macs als je zuvor, die iPhones und iPads verkaufen sich wie geschnitten Brot. Apple ist eines der mächtigsten und profitabelsten Unternehmen der Welt – obwohl doch “alle” enttäuscht sind.
Wer hätte bei der Präsentation von iPod, iPhone oder iPad gedacht, dass diese Produkte die Computerwelt, das Musikbusiness, unser ganzes Leben verändern würden? Ich glaube kaum jemand – trotzdem ist es passiert. Apple war eigentlich schon immer mehr Evolution als Revolution. Steve Jobs und seine Nachfolger verstehen es bestens, vorhandene Technologien zu kombinieren und zu einem benutzerfreundlichen “Must-Have” zu gestalten. Den MP3-Player, Mobiltelefone und selbst Tablets gab es auch schon vorher – nur waren diese unbedienbar, langweilig, hässlich und völlig uninteressant.
Zurück zur Apple Watch. Google, Samsung, Motorola, Sony und Co. haben vorgelegt und teils interessante Wearables auf den Markt gebracht. Aber verkaufen tun sich diese offenbar mehr schlecht als recht. Es hakt an allen Ecken und Enden – und für iPhone/Apple-Kunden sind diese allesamt nicht zu gebrauchen, da Android-Smartphones vorausgesetzt werden. Alleine aus diesem Grund ist die Apple Watch der richtige Weg – ich bin aber noch gespannt, inwiefern ein iPhone zur Bedienung dazu gehören muss.
Wieder einmal nimmt Apple Ideen und Techniken anderer auf und kombiniert sie zu etwas neuem. Man macht offenbar wieder einen Schritt zurück und bringt eine mechanische Bedienung ins Spiel, weil man erkannt haben will, dass Touch-Bedienung auf einem winzigen Display nicht die alleinige Lösung sein kann. Apple denkt weiter und eckt an – schon bevor irgendjemand die Watch in der Hand hatte oder ausprobieren konnte.
Und trotzdem denke ich, dass man in Cupertino alles richtig gemacht hat. Wieder einmal fährt Apple nicht auf der Welle der Technik-Freaks mit und besticht nicht durch technische Daten, Acht-Kern-Prozessoren oder Megapixeln – sondern durch Benutzerfreundlichkeit und den Lifestyle-Faktor. Klar, diese Uhr trägt auf – aber, egal wie man es sieht, wer Apple kauft, der will auch das andere sehen, dass er Apple gekauft hat. So ist das eben. Und Apple denkt weiter, bringt verschiedene Ausführungen, Armbänder und Schickimicki mit – so hat jeder das Gefühl von Individualität und trotzdem eben eine Apple Watch.
Ich denke, die Uhr wird ein Erfolg und schon am ersten Tag ausverkauft sein. 300-500€ sind eine Menge Scheine, aber für soviel Technik auf jeden Fall preiswert. Nicht für jeden erschwinglich, aber ich denke, dass will man bei Apple auch nicht. Der Käufer soll zumindest das Gefühl haben, ein wenig elitärer zu sein als all die anderen.
Das, was Apple gestern vorgestellt hat, macht Appetit auf mehr. Die Uhr sieht interessant aus, die Features klingen spannend, der Preis ist kein Gegenargument. Trotzdem sind für mich ein paar Fragen offen geblieben: Wie lange wird der Akku halten – jeden Tag aufladen ist aus meiner Sicht ein absolutes Totschlag-Argument. Braucht die Uhr eine eigene Sim-Karte. Inwiefern ist es wichtig ein iPhone dazu zu haben – oder kann ich die Uhr auch ohne weitere Peripherie sinnvoll nutzen?
Ich freue mich auf 2015 und werde voraussichtlich einer der ersten Vorbesteller sein – mit zwei Modellen – eines für mich und eines für meine Frau: Denn ich will Ihr unbedingt mal meinen Herzschlag von Uhr zu Uhr schicken 🙂