Eassee 3D Upgrade Kit für iPhone & iPod touch
Es klingt charmant – eine Folie aufs iPhone oder den iPod touch pappen und ab sofort Filme in bester 3D-Qualität sehen. Genau so funktioniert es auch mit dem Eassee 3D Upgrade Kit – jedenfalls in der Theorie.
Bei YouTube gibt es einen ganzen Haufen von 3D-Videos, etwa hier, hier oder hier. Ruft man sie auf einem »normalen« Gerät ab, sieht man zwei nebeneinander parallel laufende und ganz leicht gegeneinander verschobene und gestauchte Bilder (»Side-by-Side-Format«). Hat man jedoch die Folie auf dem iPhone und betrachtet die Videos im notwendigen Player, werden die beiden Bilder wieder zusammengefügt – es entsteht ein echter, dreidimensionaler Eindruck mit einem erstaunlich guten Ergebnis. 3D-Kino im Hosentaschenformat sozusagen.
Der Trick dahinter ist alt – patentiert wurde er bereits vor weit über einem Jahrhundert im Jahr 1903 – und nennt sich Lentikulartechnik. Dabei werden Bilder, die mit einer mehrlinsigen Kamera aufgenommen worden sind, in feinste Streifen zerlegt und über darüber angebrachte Prismen wieder zusammengefügt. (Genauer gibt es die Erläuterung in der Wikipedia.) Die Prismen bringt Eassee mit seinem 3D-Upgrade Kit in Form einer Folie für knapp 40 Euro unters Volk*.
Die Folie aufzubringen ist jedoch etwas knifflig. Sie muss nicht nur blasenfrei, sondern auch im exakt richtigen Winkel aufgeklebt werden, weil sonst der 3D-Trick nicht so gut funktioniert. Während die gedruckte Bedienungsanleitung hervorragend ist, lässt die separat und kostenlos im App-Store herunterzuladende App als Hilfestellung zu wünschen übrig. Hier erscheint eine graue Fläche, die vertikale Streifen produzieren soll, wenn die Folie richtig aufliegt. Die Streifen entstehen auch. Das Problem: Sobald man den Blickwinkel verändert, sich also leicht bewegt, verändert sich relativ dazu auch der Winkel der Streifen. Beim Aufkleben der Folie bewegt man sich nun aber mal laufend. Wann sind denn die Streifen wirklich vertikal? Von Präzision ist leider nichts zu spüren, was sich in der Folge bemerkbar macht.
So soll das Aufbringen der Folie funktionieren:
Das Ergebnis der Aufklebe-Aktion ist in meinem Fall ein etwas unsauberer 3D-Effekt – noch immer gut sichtbar, aber ich muss mein iPhone permanent bewegen, um den Fokus zu halten. Länger als zehn Minuten ertrage ich das nicht. Eine nachträgliche Korrektur der Folienposition ist leider nicht möglich – zieht man sie wieder ab, war’s das mit ihr, denn dann ist sie hin.
Womit wir beim nächsten Problem sind: Wie oft schaut man sich schon 3D-Videos auf dem iPhone an? Den Großteil der Zeit stört die Folie auf dem Display, was auch die Nebenfunktion als Displayschutz nicht kompensieren kann. Erstens schluckt sie sehr viel Helligkeit des Displays. Zweitens, bedingt durch die Prismen, geht Auflösung verloren. Dünne Linien, etwa bei den Serifen von Schriften oder Unterstreichungen von Links im Browser werden bei bestimmten Neigungswinkeln des Displays nicht mehr angezeigt, kleine Rundungen werden platter, insgesamt erscheinen feine Details eckiger, ja, ausgefranst. Die Vorteile des hochauflösenden Retina-Displays gehen verloren, der Schrifteindruck versetzt mich gefühlt zehn Jahre zurück an mein Sony-Ericsson-Handy.
Für den dauerhaften Einsatz ist die Folie also nichts. Doch für den einmaligen Einsatz ist sie zu teuer und zu kompliziert. Kurz: Sie ist ein Produkt, das zwar witzig ist, das aber niemand braucht. Schade, dass sie nicht abnehm- und reapplizierbar ist, denn dann hätte ich sicherlich mehr Spaß damit und könnte sie Euch auch empfehlen.
Das Testmuster stellte uns arktis.de* zur Verfügung.