Alien Flux

Man nehme »Defender«, füge knuddelige, bunte Grafiken hinzu, verfeinere das Ganze mit ein paar schrägen Sounds sowie einer Prise OpenGL und erhalte als Ergebnis »Alien Flux«.

Nunja, ganz so einfach dürfte die Entwicklung des Spiels wohl nicht gewesen sein. Dennoch sind die Ähnlichkeiten mit dem Williams-Klassiker frappierend, und auch im Schwierigkeitsgrad steht »Alien Flux« seinem Vorbild in nichts nach.

Irgendwann, also zu unbestimmter Zeit, aber trotzdem in der Zukunft, passieren ungeheure Dinge in einem unbestimmten Zoo einer unbestimmten Stadt in einem unbestimmten Land. Ihr seid Tierwärter, und habt die Aufgabe, euch um die kuscheligsten Tiere des Zoos zu kümmern: Die Fluffies. Fluffies sind kleine, wollkneuelähnliche Tierchen mit Knopfaugen. Sie sind so kuschelig, flauschig weich, dass man sie beim ersten Anblick in einer beherzten, warmen Umarmung an sich drücken und nie wieder loslassen möchte. Irgendwann seid ihr alleine im Stall und schiebt Nachtschicht. Plötzlich beamen sich aus dem dunkelsten der dunklen Winkel einer dunklen Galaxie bösartige Blasen in den Stall. Diese Blasen haben nichts besseres zu tun, als die Fluffies in glibbrigen, gelben Schleim zu verwandeln. Entsetzt schnappt ihr euch den extra für solche Fälle bereitstehenden, schwer bewaffneten Gleiter, und macht euch daran, die Blasen aus dem Stall zu entfernen.

So viel zur Story. Auf dem Bildschirm stellt sich das Geschehen aus einer Draufsicht dar. Ihr blickt frontal auf den Stallboden. Innerhalb eines scheinbar unbegrenzten Spielfeldes sind vereinzelt die Fluffies platziert, die in unberechenbaren Bewegungen hin und her wuseln. Auf dem Bildschirm bekommt ihr allerdings nur einen Ausschnitt des Spielfeldes gezeigt, ein Radar gibt Überblick über das gesamte Geschehen. Kommt ein Fluffie zu nah an eine der bösen Blasen heran, geht diese zur Attacke über und verschlingt ihn. Schafft ihr es innerhalb einer kurzen Zeitspanne nicht, die Blase durch Beschuss zum Platzen zu bringen, verschmilzt sie mit dem Fluffie zu besagter glibbriger Masse, die sich sofort heftig feuernd auf euren Gleiter zu bewegt. Sind am Ende eines Levels keine Fluffies mehr am Leben, hat das für euch mehrere negative Konsequenzen: Zum einen wird dann am Levelende kein Bonus verrechnet. Der kann, abhängig vom Alter der Fluffies, ganz erheblich sein. Zum anderen gibt’s im nächsten Level eine Invasion der gelben Schleimblasen.

Die Gegnerschaft besteht allerdings nicht nur aus den Blasen. In den folgenden Levels wird das Sortiment durch immer neue Gegner angereichert. Zum Beispiel durch gelbe Dreiecke – die sogenannten Tringels, die sich langsam, aber feuernd durch den Level bewegen. In jedem fünften Level gibt es außerdem einen besonders fetten Bossgegner.

Natürlich seid ihr der Gegnerschar nicht gänzlich schutzlos ausgeliefert. Zum einen könnt ihr euch mit der Standardwaffe, einer Laserkanone, zur Wehr setzen, zum anderen steht euch noch eine begrenzte Anzahl an Zielsuchraketen sowie eine Smartbomb zur Verfügung. Erste tun das, was ihr Name bereits impliziert, nämlich Ziele suchen. Eine Smartbomb dagegen macht mächtig Lärm und zerstört – sozusagen nebenbei – alles, was sich im sichtbaren Ausschnitt den Spielfeldes befindet.

Die Laserkanone feuert ihr mit der linken Maustaste ab, alle anderen Waffen könnt ihr auf dem Keyboard irgendeiner Taste zuweisen. Zum Zielen steht euch ein Fadenkreuz zur Verfügung, das ihr mit der Maus über den Bildschirm bewegen könnt. Mit der rechten Maustaste setzt ihr euren Gleiter in Bewegung, und zwar genau in die Richtung, in die euer Fadenkreuz gerade zeigt. Alternativ könnt ihr euren Gleiter mit der Tastatur bewegen. Dies ermöglicht es Euch, einerseits in die eine Richtung zu feuern, andererseits in die andere Richtung zu fahren. Ganz praktisch, wenn ihr vor einem Gegner flüchtet. Des weiteren erscheinen gelegentlich Waffenupgrades – die entweder die Schussfrequenz oder aber die Durchschlagkraft der Waffe erhöhen, Schutzschilde und andere Goodies auf dem Bildschirm, die nur von euch aufgelesen werden müssen, um ihre Wirkung zu entfalten.

Trotzdem ist »Alien Flux« ein harter Brocken. Das Spiel bietet drei Schwierigkeitsgrade, bereits im einfachsten, »Rookie«, geratet ihr als Neuling schon ins Schwitzen. Und das, obwohl euch der Rechner hier die Bedienung des Schutzschildes und der Extrawaffen abnimmt. Auch später, wenn ihr euch an die Steuerung gewöhnt habt, bleibt der Schwierigkeitsgrad angenehm fordernd. Ein »Game Over« ist bei »Alien Flux« übrigens ein »Game Over« im klassischen Sinne. Es gibt weder eine Credit- noch eine Speicherfunktion. Nach dem Verlust eures letzten Gleiters fangt ihr also jedes Mal wieder von vorne an.

Um euch trotzdem längerfristig bei der Stange zu halten, speichert »Alien Flux« eure Highscores, wenn ihr es wollt, sogar online. Über die Online-Highscoretabelle könnt ihr eure Leistungen mit denen anderer Spieler vergleichen.

Die Grafik des Spiels ist gleichermaßen bunt wie düster, da der sichtbare Bereich des Spielfeldes zu den Außenbereichen hin abgedunkelt wird. Leider bringt dies den Nachteil mit sich, dass einige Gegner dort nur sehr schwer zu erkennen sind. Obwohl das Spiel gänzlich zweidimensional ist und alle Objekte aus Sprites bestehen, wird OpenGL zum Betrieb von »Alien Flux« benötigt. Für die – man muss es sagen – wirklich hübschen Effekte. Daraus resultiert auch der – für ein so unscheinbar aussehendes Spielchen – große Hardwarehunger. Besonders in höheren Levels, in denen sich sehr viele Objekte auf dem Bildschirm befinden, bricht die Framerate auf meiner Maschine ins Bodenlose ein. Zwar lässt sich die Farbtiefe der Grafik verringern, allerdings sind die Auswirkungen auf die Darstellungsqualität so krass, dass kaum jemand diese Option aktivieren wird. Für uneingeschränkten Spaß muss euer Mac also schon ordentlich was unter der Haube haben.

Der Sound ist das eigentliche Highlight des Spiels. Hintergrundmusik gibt es keine, dafür entschädigen herrlich schräge Atmosounds und äußerst kraftvolle Explosionen. Da »Alien Flux« grafisch in Richtung Kiddie-Spiel tendiert, bildet der Sound einen hübschen Gegenpol, der das Spiel vor den kitschigen Abgründen der üblichen Kiddiesoftware rettet.

Leider muss – neben den hohen Hardwareanforderungen – noch ein weiterer negativer Aspekt angesprochen werden: Ich blieb während meiner Tests nicht von Abstürzen verschont. Abstürze sind bei einem Spiel, in dem es keine Speicherfunktion gibt, natürlich ein Anlass für hellste Freude…

Für einen gewissen Überraschungseffekt sorgte auch die Registrierungsfunktion: Nachdem ihr den Code angefordert und Euren Obulus gelatzt habt, bekommt ihr den Code per Mail zugesandt. Wenn ihr ihn nun in »Alien Flux« eingeben wollt, muss euer Rechner allerdings mit dem Internet verbunden sein. Auch sonst gibt sich »Alien Flux« kommunikationsfreudig: Bug Reports werden ohne weiteres Nachfragen an die Entwickler gesendet. Immerhin wird man in beiliegender Readme freundlich darauf hingewiesen, dass die einzigen Möglichkeiten, dies zu unterbinden darin bestehen, das Netzwerkkabel zu ziehen oder die Internetverbindung zu trennen – soll heißen: Keine Online-Highscores. Doof.

Fazit:

»Alien Flux« ist eine in ein modernes Knuddelgewand getauchte Variation eines Klassikers. Fordernd, bunt und motivierend verbringt man gerne die ein oder andere Stunde damit, die Fluffies vor den Blasen zu retten. Allerdings erreicht »Alien Flux« nicht die Klasse von z. B. »Mutant Storm«. Dazu fehlt, trotz vieler Extra-Waffen, Boni, Gegnern, komplexerer Steuerung und komplexerem Spielziel einfach die Abwechslung. Im – auch für ein simples Action-Spiel – extrem wichtigen Punkt Levelgestaltung muss sich »Alien Flux« nämlich ducken. Viele Gegner sind in ihrem Verhalten zu austauschbar, die Zusammenstellung der Gegner in einem Level ist zu willkürlich und fordert euch nicht das Entwickeln neuer Taktiken ab. Da wäre mehr drin gewesen. So reicht es nur für ein »gut«.

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel bei Phelios.

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