Borderlands – Game of the Year
Als großer Fan des Actionspiels DEUS EX (Testbericht), einer Mischung von Rollenspiel und Egoshooter mit geradezu fantastischen Spezialisierungsmöglichkieten für den eigenen Charakter, hat mich die Ankündigung von Ferals Borderlands sehr neugierig gemacht. Endlich wieder ein Spiel, dass die beiden Genres miteinander verknüpft, dazu in einer coolen Endzeit Comic-Optik und in preisgekrönter Qualität.
Spielspaß pur
Tatsächlich versprach die Ankündigung nicht zu viel, sondern eher zu wenig. Denn schon zu Beginn saugt das Spiel den Maczocker in seine sehr coole Atmosphäre: eine Art Endzeitwestern voller unglaublicher Kreaturen und düsteren Locations wartet auf dem Planten Pandora.
Als Einzelspieler ist einer der vier Charaktere wählbar. Ob Söldner Roland mit seinem automatischen Geschützturm, der ninjamäßigen Lilith, dem Scharfschützen Mordecai oder dem Berserker Brick mit Nahkampfpriorität: Jede der Figuren in Borderlands ist top ausgestaltet. Im Laufe des Spieles treten die Rahmenfiguren jedoch zunehmens in den Hintergrund, da der Spieler seinen Charakter mit gewählten Eigenschaften, Spezialisierungen und Equipment nach ganz eigenen Vorstellungen formen und weiterentwickeln kann. Der „Kammerjäger“, schließlich geht es um das Auffinden einer legendären Schatzkammer, wird mit dem nötigsten ausgerüstet und dann geht es ab ins Gefecht. Das kann übrigens auch im Koop-Modus mit bis zu drei Mitstreitern gemeinsam bewältigt werden. Ein Multiplaymodus, bei dem die GameRanger-Plattform zur Suche weiterer Mitstreiter oder Gegner verwendet werden kann, rundet das Angebot von Borderlands ab.
Top Atmosphäre
Borderlands ist – wie könnte es anders sein – ein gesetzloses Land voller schräger Banditen und noch schrägeren Monstern. Die ganze Szenerie, die in einem sehr feinstrukturierten Comicstil gehalten ist, ist perfekt stimmig und sehr unterhaltsam. Die ganze Welt vermag den Spieler völlig hereinzuziehen. Dabei glänzen die Macher von Gearbox mit prima Darstellern, wie dem witzigen Roboter CLAPTRAP, der eine Art Reisführer für unseren Actionheld darstellt, oder den rauhen Auftraggebern in ihren windschiefen Blechhütten.
Ein passender, wenig aufdringlicher Soundtrack, sowie perfekte FX-Sounds begleiten den Spieler dabei akkustisch. Die Maps sind ausladend gestaltet, zuweilen fehlt es dabei ein wenig an Abwechslung. Auf der anderen Seite ist das schön gezeichnete Gelände immer voller verschiedener taktischer Varianten. Die wechselnden Lichteffekte, je nach Tageszeit, und der sehr spezielle Stil durch optische Spielereien, wie zum Beipiel der (ausschaltbaren) Tiefenschärfe-Optik, lassen das Spiel zu einer Augenweide werden – entsprechende Hardware vorausgesetzt. Die Mindestvoraussetzungen sind dabei meiner Meinung nach etwas zu tief gegriffen: Mein iMac mit 2,4 Ghz. Dualcore Prozessor und 256 MB Radeon 2400 und 4Gb RAM sollte als minimum angesehen werden. Ansehnlich wird das Spiel vermutlich erst mit einer neueren 512 MB-Grafikkarte und einem 2,8 Ghz-Prozessor.
Schießen, schießen, schießen
Der Charakter erhält von verschiedenen Seiten Missionen, die der Weiterentwicklung von Figur und Geschichte dienen. So lernt man die schrulligen Charaktere des kargen Felswüstenstreifens kennen und hat gleich einmal ein paar Gegner zu töten.
Der Spieler hat diverse, gut auf den Karten verteilte, Terminals zur Verfügung, an denen er sich mit aus dem umfangreichen Arsenal unterschiedlichster Waffen aus den üblichen Gattungen, sowie Schilde und Spezialausrüstungen und die dazu nötige Munition, sowie Upgrade-Kits eindecken kann. Doch das unerschöpfliche Reservoir hält immer nur ein Dutzend Waffen vorrätig, daher ist schnelles Zugreifen häufig hilfreich – die entsprechenden Mittel vorausgesetzt. Medi-Terminals halten entsprechende Packs bereit. So ausgerüstet geht es los. Die Gegner sind nicht völlig blöde und bewegen sich zum Teil recht schnell, suchen dazu immer mal Deckung oder greifen gemeinsam an. Im von mir gewählten mittleren Schwierigkeitsgrad ist das aber alles kein Problem. Als Mouse-Over Effekt kann die verbliebene Schild und/oder Lebensenergie-Stärke abgelesen werden. Zu dem werden die Treffer als herausfliegende Zahlen animiert, so dass der Lenker der Figur schnel raushat, wieviel der Gegner noch „braucht“, um umzufallen. Kritische Treffer, im Allgemeinen Kopfschüsse, werden in schönster Comicmanier separat erkennbar. Die Einschläge der verschiedenen Projektilarten, je nach Waffengattung und die Anwendung der Waffen- und Zubehörwerte geschieht realitätsgetreu und gut nachvollziehbar. Entsprechende Geräusche runden das Kampferlebnis in Borderlands optimal ab.
Echte Herausforderungen
Wenn der Gegner zur Strecke gebracht ist, hinterlässt er regelmässig Geld und/oder Munition und von Zeit zu Zeit auch eine Waffe. Dazu hinterlassen Getötete selten auch Healthpacks. Waffen und Geld können auch an verschiedenen Orten der Karten gefunden werden. So ballert sich der Held den Weg zu seinem Missionsziel frei. Zuweilen winkt ein Endgegner am Ende dieses Pfades und die haben es wirklich in sich. Selbst mit automatischem Geschützturm, Klebegranaten und schwerer MG: die Jungs zielen vom Feinsten, sind schnell und wenidig und werden immer von ein paar Schergen unterstützt, die auch mal nen Treffer landen. Auch mehrere von den „Kleinen“ gegner können einen ganz schön ins Schwitzen bringen, vor allem weil die Sicht bei Treffen getrübt wird, kreischende Laute und die Geräusche neuer heranflitzender Monster und der versiegende Munitionsbestand der Waffe können einen da schon nervös und ziellos in der Gegend rumballern lassen und das führt meistens zum Tot.
Leichte Schwächen
Mir gefiel die Herausforderung, auch wenn die Sache mit den Savepunkten natürlich störend ist. Denn wer stirbt kommt zum nächsten Lifeterminal und darf von dort aus wieder losrocken. Gut, dass sich der Rechner merkt, wen man schon alles auf dem Weg erschossen hat, so dass man dann doch recht zügig wieder dort ist, wo man aufgehört hat. Nervig ist es dennoch allemal.
Auch die Steuerung, die unübersehbar aus der Konsolenwelt kommt, ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig. Im Spiel selbst sind die Anzeigen, Hilfstexte und Menus optimal verteilt. So vergleicht Borderlands gleich eine gefundene Waffe mit der eigenen und zeigt an, welche Faktoren besser oder schlechter abschneiden. Auch nach dem Waffenwechsel wird man kurz darauf hingewiesen wie die Werte der Knarre sind, mit der man herumfuchtelt.
Richtig lustig wird es wohl, wenn die Mad-Max-artigen Fahrzeuge dazu kommen. Zu dem gibt es wohl auch in den Adon-Packs richtig coole Erweiterungen und Features. Ich allerdings musste recht schnell aussteigen aus dem lustigen Borderlands-Getümmel, denn noch eine Gamesucht kann ich mir nicht leisten. Ich muss ja meiner anderen noch fröhnen: Rome Total War*, ebenfalls von Feral Interactive.
Das Spiel ist der Hammer!
Das ganze Spiel ist trotz seiner kruden Aufmachung und seiner schrägen Art sehr durchdacht und gut konzipiert. Ich denke, man kann sehr lange damit Spaß haben, natürlich auch, weil die Game-Of-The-Year Edition, in der die Mac-Version ausschließlich vorliegt, mit drei Add-Ons vollgepackt ist, die mehr Territorium, mehr Gegner und mehr Equipment mitbringen. Und mal ganz im Ernst: Abgesehen von dem gleichnamigen Award, der dem Alles-Drin-Packet seinen Namen lieh, ist der Name der Edition definitiv berechtigt. Denn Borderlands ist das Spiel des Jahres auf unserer Plattform mit dem großen X. Einen relativ aktuellen Rechner sollte man jedoch dafür definitiv sein eigen nennen, dann sind Spaß, Spannung und Möglichkeiten keine Grenzen mehr gesetzt.
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