Combat Mission: Beyond Overlord
Es ist Nacht, dunkel, nebelig und kalt. Ich sitze auf meinem Sherman-Panzer und beobachte, wie rechts von mir einer unserer Pioniertrupps, angeführt von Seargent Smith, langmaschiert, auf der Suche nach eingegrabenen Minen. Plötzlich schlägt kanpp vor uns eine Granate ein und ich weiß: Es geht los. Wir sind auf die Verteidigungslinie der Wehrmacht gestoßen. Von allen Seiten wird das Feuer auf uns eröffnet und unsere Infanterie sucht Deckung im kleinen Wald links von mir.
Wenn man das Spiel startet, ein Szenario auswählt und sich dann auf dem Schlachtfeld wiederfindet, wird man feststellen, dass es keine eifrigen Arbeiter gibt, die sofort anfangen Resourcen einzusammeln, mit denen sie dann neue Einheiten bauen können. Statt dessen wirst du aufgefordert, deine Einheiten in einer vorgegebenen Zone zu platzieren und auszurichten. Darauf hin kannst du deinen Truppen Marschbefehle oder Angriffsziele geben, wobei du dir so viel Zeit lassen kannst wie du willst, denn das besondere an Combat Mission ist, dass es rundenbasiert abläuft, anstatt in Echtzeit wie z.B. Starcraft oder Myth. Dabei ist zu bemerken, dass es sich um das „WeGo“-Prinzip handelt. Sprich: Du planst deinen Zug, während dein Gegner (Computer oder ein menschlicher Oppononent, derzeit nur per eMail und im „Hotseat“-Verfahren, später auch per TCP/IP) das gleiche macht und die Ergebnisse der Planung dann in einem 1-minütigem „Replay“ abgespielt werden, das man sich beliebig oft angucken und vor- sowie zurückspulen kann.
Da dieses Spiel rundenbasiert ist, wird es den Adrenalin-Spiegel sicherlich nicht so hochtreiben wie Echtzeit-Schlachten in Myth, nichtsdestotrotz treibt es schon das eine oder andere Grinsen ins Gesicht, wenn man sieht, dass die eigene Taktik aufgeht und der Feind in Panik davonrennt.
Interessant sind die verschiedenen Spielmodi:
Scenario: Man kriegt einen festen Befehl und muss diesen mit einer bereits zugeteilten Zahl von Truppen ausführen.
Campaign: Sie setzt sich zusammen aus mehreren Szenarien. Meistens stellt jeder Szenario-Wechsel einen Tag/Nacht-Wechsel da. das besondere ist, dass man die Einheiten aus der vorherigen Mission mit ins nächste Szenario nimmt.
QuickBattle: Das Program erstellt eine Zufallskarte und man selber legt vorher fest, welche Waffengattungen hauptsächlich vertreten sein sollen, sowie den Angreifer bzw. die Art des Zusammentreffens. Desweiteren werden Zeit und Wetterbedienungen eingestellt und letztendlich das Heer zusammengestellt, indem man es sich „kauft“.
Create Scenario: Nicht wirklich eine eigene Spielart, aber hier doch erwähnenswert. Man erstellt seine eigene Map, stellt Einheiten seiner persönlichen Wahl auf beiden Seiten auf und spielt los. Um die AI muss man sich nicht sorgen, da dies der Computer während des Spielens selber übernimmt.
Die Dauer eines Spiels kommt auf die Länge der Schlacht an (es gibt eine maximale Anzahl von Zügen, diese darf höchstens 60 betragen) und wie lange man selbst in der Taktikphase braucht. Das Spiel hat eine Speicher-Funktion, die man nach jedem Zug benutzen kann, also kann man eine Riesenschlacht auch in mehreren Tagen spielen.
Das Spiel startet sehr fix und man kann dann auf dem Bildschirm auswählen ob man ein Szenario/Campaign spielen, selber eines erstellen oder an einem Multiplayerspiel teilnehmen will. Hat man sich für eines der oben genannten (außer dem Scenario-Creator) entschieden, ist man nur ein paar Mausklicks von der Schlacht entfernt. Der eigentliche Kampf-Bildschirm ist zweigeteilt: Am unteren Rand befindet sich eine etwas unübersichtliche Leiste, an der man alles wesentliche und wichtige ablesen kann, wie z.B. den Status der Einheit, den Namen des Anführers, Munitionsvorrat usw. Über dieser Leiste sieht man die 3D-Landschaft, die man aus acht verschiedenen, von Third-Person bis totale Vogelperspektive, betrachten kann. Die Kamera ist frei dreh- und zoombar und beweglich. Mit einem Tastendruck kann man sie auch auf eine Einheit „fixieren“, sprich die Kamera folgt der Einheit und schaut ihr so zu sagen über die Schulter.
Die Befehle an die Truppen werden entweder über Tastenkürzel vergeben (wenn man sich die alle merken will) oder man ruft per Mausklick ein kleines Menu auf, das alle verfügbaren Befehle auflistet. Alles in allem ist das Spiel nach einer mehrstündigen Eingewöhnungsphase akzeptabel übersichtlich gestaltet.
Ärgerlich ist die Tatsache, dass man in einem eMail-Spiel nach dem Laden der eMail-Datei nicht erkennen kann, in welcher Phase man sich eigentlich befindet. Kann ich meinen Truppen jetzt was befehlen? Kann ich mir nur den Zug meines Gegners anschauen? Nach Druck auf den „Done“-Knopf ist alles vorbei. Eine Text-Datei wird in einem speziellen Ordner im Combat Mission-Ordner abgelegt, die man versenden kann. Schade ist, dass der Hersteller nicht auf die Betriebssystem-üblichen Öffnen/Sichern-Dialoge setzt, sondern sein eigenes Süppchen kocht.
Das englische Handbuch ist in einem ziemlich lockeren Englisch gehalten, teilweise aber auf Grund des benutzten Idioms (teils Umgangssprache, teils Militär-Fachchinesisch) schwer verständlich. Immerhin tauchen hin und wieder deutsche Begriffe auf, die ins Englische Eingang gefunden haben. Das Manual ist explizit für Windows-User verfasst worden, gleich auf Seite 2 findet sich aber ein Hinweis für Mac-Gamer, wie die vier PC-typischen Befehle („Left-click“, „Right-click“, „ENTER key“ und „ALT key“) zu verstehen sind.
„Out of the box“ ist das Spiel sehr stabil und hat bei mir erst zu zwei Abstürzen geführt, dann aber auch gleich total. Grundsätzlich steigt das Spiel auf einem unserer Test-iMacs beim Laden der Spiel-Grafik aus, wenn man eine Monitorauflösung von größer als 800 x 600 Pixeln wählt. Es gibt einige kleine Updates vom Hersteller, die kleinere Bugs beheben.
Ich konnte das Spiel auf drei verschiedenen Konfigurationen testen.
G3/233 beige mit 64 MB RAM
iMac Blueberry 350 mit 128 MB RAM
G4/350 mit 192 MB RAM
Auf jedem dieser Computer lief das Spiel so, dass man es spielen konnte ohne eine DiaShow ertragen zu müssen. Man kann jedoch die Hardwareanforderungen des Spiels nicht über einen Kamm scheren, da es eine Phase gibt, in der ausschließlich gerechnet wird und eine, in der das ausgerechnete grafisch dargestellt wird. Deswegen reichen ein fixer Prozessor und mind. eine ATI Rage Pro mit 4 MB aus, um das Spiel gut zum Laufen zu kriegen. Wie das ganze mit Voodoo-Karten aussieht, konnte ich leider nicht testen.
Fazit:
Combat Mission ist für jeden eine Herausforderung, der denkt, dass er ein grosser Stratege sei, weil er in Starcraft die eine oder andere Partie gewonnen hat. Wie die Macher des Spiels schon richtig sagen: Vergesst alle herkömlichen Taktiken aus anderen Spielen. Hier zählt nur die Realität.
Und die kommt nicht zu kurz, da sämtliche Geschosse und deren Laufbahnen vorher physikalisch und nicht pixelgenau berechnet werden. Meiner Meinung nach ist dieses Spiel für jeden, der eine richtige strategische Herausforderung, gemixt mit ein bisschen Action und Zufall, und nicht nur Massenschlachten haben will.
Sobald der Patch für TCP/IP-Spiele herausgekommen ist, kann Combat Mission auch im Netzwerk bzw. im Internet gespielt werden. Falls es sich nicht als absolut unmöglich zu realisieren erweise, teilte uns Steve Grammont von Battlefront mit, werde es auch möglich sein, Macs und PCs via TCP/IP gegeneinander antreten zu lassen. Dies sei derzeit nur beim eMail-Spiel möglich.
Maximilian Bobzien
Verfügbarkeit
Das Spiel ist mittlerweile vergriffen.
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