Cro-Mag Rally

Pangea Software existiert schon seit einigen Jahren, aber erst seit Kurzem sind sie richtig bekannt: Mit dem ersten iMac kam 1998 ein Spiel gebundelt daher, das auf Anhieb überzeugte: „Nanosaur„. Furiose 3D-Action weit vor unserer Zeitrechnung. Mit dem iBook bundelte Apple 1999 schon wieder ein Pangea-Spiel, nämlich die Abenteuer des niedlichen Rollie McFly im Reich der Insekten, in „Bugdom„. Jetzt schießt uns Pangea zurück in die Steinzeit: Mit „Cro-Mag Rally“ kommt das wildeste Rennspiel seit Erfindung des Rads auf den Mac.

In Cro-Mag Rally übernimmt der Spieler die Rolle des Steinzeitmenschen Brog oder seiner Gefährtin Grag, die mit wild aussehenden Fahrzeugen durch OpenGL-gerenderte Landschaften rasen und dabei die Zeitalter der Stein-, Bronze- und Eisenzeit durchreisen. Er fährt dabei gegen bis zu fünf Gegenspieler über LAN oder Internet, aber auch gegen Computergegner. Um diese Gegner aus der Ideallinie zu werfen, stehen Brog und Grag eine Reihe Waffen zur Verfügung – explodierende Knochen zum Beispiel, aber auch Hitze suchende Brieftauben.

Cro-Mag Rally verfügt über den klassischen Singleplayer-Modus, in dem Rennen über eine bestimmte Strecke ausgetragen werden, und über diverse Mehrspieler-Modi. Sowohl über Internet per TCP/IP wie auch im AppleTalk-Netzwerk können Multiplayer-Matches gespielt werden. Interessant ist aber auch die Möglichkeit, mit zwei Spielern am selben Computer gegeneinander fahren zu können. Dabei wird der Monitor wahlweise vertikal oder horizontal geteilt, und jeder der beiden Spieler kann sehen, was er selbst, aber auch der andere gerade treibt. Dieses Verfahren nennt sich „Split Screen“ und ist eigentlich schon lange so gut wie ausgestorben. Ich kann mich an manche Spiele auf dem seligen C64, dem Atari ST oder dem Amiga erinnern, die vom Split Screen Gebrauch gemacht haben. Ansonsten findet sich dieser Modus oft bei Konsolenspielen.

Die Rennen des Singleplayer-Modus laufen über drei Runden immer im Kreis, wobei nicht ganz klar ist, welcher steinzeitliche Mechanismus die Fahrzeuge antreibt und auf derart berauschende Geschwindigkeiten bringt. Auch stehen am Rande der Strecken Dinge und Tiere, die definitiv nichts mit den zu durchfahrenen drei Zeitaltern zu tun haben – unter anderem finden sich Dinosaurier, griechische Tempelanlagen, mittelalterliche Burgen und Wikingerdörfer über das ganze Spiel verstreut. Auch die chinesischen Zeichen auf den Flaggen des chinesischen Levels sind spiegelverkehrt, behauptet jedenfalls mein chinesisch sprechender Kollege. Das alles spielt jedoch keine Rolle, da es mehr oder weniger nicht auf die Rahmenhandlung als vielmehr auf die Action ankommt – und die ist klasse.

Die Fahrzeuge können entweder per Tastatur oder – idealerweise – mit Hilfe von Lenkrädern oder Gamepads gelenkt werden, das Spiel ist InputSprocket-kompatibel. Am Anfang steht der Trainings-Modus, in dem jede Strecke in jedem Zeitalter befahren und getestet werden kann, in dem sich der Spieler gerade befindet oder das er erfolgreich beendet hat. Nach ein paar Trainingsrunden kann man in den Turnier-Modus wechseln, in dem es dann gegen richtige Gegner zu fahren gilt. Jedes Zeitalter beinhaltet drei Strecken, die der Spieler jeweils gewinnen muss, um die nächste Strecke befahren zu können. In der Steinzeit warten die Wüste, der Dschungel und ein ziemlich rutschiger Gletscher auf den Spieler. Die Bronzezeit bietet eine Strecke an der Chinesischen Mauer, der griechischen Insel Kreta und den Königsgräbern in Gizeh. Das finale Zeitalter der Eisenzeit schließlich wartet mit einer mittelaterliche Stadt, einem Wikingerdorf sowie – als Unterwasserlevel in U-Booten – dem Sagen umwobenen Atlantis auf.

Um ein Rennen im Turnier-Modus gewinnen zu können, müssen acht herumliegende Pfeilspitzen gesammelt werden und das Rennen mit dem ersten Platz abgeschlossen werden. Natürlich gibt es auch einen „Easy“-Modus, in dem der dritte Platz ausreicht, um weiter zu kommen. Dennoch kann man nicht ewig fahren – um voran zu kommen, muss das Turnier innerhalb von drei Versuchen je Zeitalter bestanden werden. Daher solltest du wohl doch ein paar Runden im Trainings-Modus drehen…

Das Mehrspieler-Rennen funktioniert wie das Trainings-Level des Singleplayer-Modus. Bis zu sechs Spieler können hier gegeneinander antreten. Doch nicht nur stures Im-Kreis-Fahren ist zu mehreren angesagt – wie wäre es mit einer Runde „Fangen“? Im Fangen-Modus ist einer der Doofe, der „es“ hat und versucht, „es“ per direkten Kontakt an jemand anders weiter zu geben. Natürlich will „es“ kein anderer haben, so dass alle versuchen, dem Fänger aus dem Weg zu gehen. Wenn der Fänger „es“ zu lange hat, fliegt er aus dem Spiel. Irgendwann bleibt dann nur noch einer übrig – und der hat dann gewonnen.

Das genaue Gegenteil zu „Fangen“ stellt der Modus „Wilde Flucht“ dar – hier muss man versuchen, „es“ per Kontakt zu bekommen und über zwei Minuten zu behalten. Klingt einfach? Ist es aber nicht – derjenige, der „es“ hat, hat als einziger keine Übersichtskarte, auf der gezeigt wird, wo sich die anderen Spieler befinden.

Auch einen Deathmatch-Modus gibt es – er heißt sinnvoller Weise „Überleben“, denn das Ziel dieses Modus ist, mit voller Wucht in die Gegner hineinzufahren und explodierende Knochen etc. auf ihn zu werfen. Damit sinkt sein Gesundheitszustand. Bei Totalverlust der Gesundheit fliegt der Spieler aus dem Spiel. Wer übrig bleibt, hat gewonnen. Noch ein Modus, der aus Shootern bekannt ist, ist die „Suche nach Feuer“ (dem klassischen „Capture the Flag“). Zwei Teams (rot und grün) versuchen, sich gegenseitig Fackeln abzujagen und ins Heimatlager zu schleppen.

Multiplayer ist schön und gut. Die Internet-Funktionalität fehlt leider fast ganz. Man muss die IP-Adresse des Hosts kennen, um an einem Spiel teilnehmen zu können. Nach Beendigung einer Runde fallen dann alle Teilnehmer zurück ins Hauptmenü – einfach weiterspielen geht nicht. Schade ist außerdem, dass man keine Bots in die Multiplayer-Arenen holen kann – so spielt man am Split-Screen mit maximal zwei Personen, und wenn man nur zwei Cro-Mag-Freunde hat, ist man halt nur zu dritt im Spiel.

Während der rasanten Fahrt durch teilweise sehr enge urzeitliche Täler und im Gegensatz dazu oft weitläufigen Arenen der Mehrspieler-Modi muss der Spieler herumliegende Power-Ups einsammeln, die er entweder für sich oder gegen andere einsetzen kann. Dabei gibt es zwei verschiedene Arten von Power-Ups: Die eine Sorte wird ins Inventar gelegt und kann später als Waffe benutzt werden, die andere Sorte macht sich sofort und nur für begrenzte Zeit in Form einer Verbesserung für das Fahrzeug bemerkbar. Im Inventar kann nur eine Art Waffe gleichzeitig liegen, davon jedoch unbegrenzt viel. Waffen lassen sich nach vorne und nach hinten schleudern. Als Waffe dient ein hoch explosiver Knochen, der beim Aufschlag in die Luft fliegt und alle Fahrzeuge in der Nähe aus der Bahn wirft. Ähnliches gibt es in den Gletscher-Leveln – dort findet sich statt des Knochens die Schneeball-förmige Frost-Bombe, die neben der Explosion den Getroffenen für einige Sekunden einfriert. Hoch explosiv ist auch die Flaschenrakete.

Um einen lästigen Verfolger abzuschütteln, eignet sich der Ölfleck ganz hervorragend. Wenn jemand über den Ölfleck fährt, verliert er die Bodenhaftung und gerät mächtig ins Schlingern. Alternativ lässt sich auch die Landmine ablegen, die für ungeahnte Höhenflüge sorgt. Ansonsten gibt es noch die Leuchtkugel, die sich auf den nächst besten Gegner stürzt, und die Brieftaube, ein Hitze suchendes Geschoss, das – einmal abgefeuert – das Ziel selbständig verfolgt. Im Unterwasserlevel von Atlantis gibt es zusätzlich noch Torpedos.

Sofortige Power-Ups sind Spikes-Räder, die die Bodenhaftung des Gefährts dramatisch verbessern – kein Rutschen und Schlingern mehr in scharfen Kurven oder auf dem Gletscher! Daneben gibt es noch die Super-Radaufhängung, die die Federung verbessert und „Nitro“, einen Super-Treibstoff, der das Vehikel in pure Raserei versetzt. Für Mehrspieler-Modi gut brauchbar ist die Unsichtbarkeit, die den Spieler auch von der Übersichtskarte der übrigen Spieler vertreibt.

Das Verhalten der Vehikel ist ein wenig übertrieben – eine kleine Bodenwelle oder ein kleiner Staubteufel genügen, und der Spieler findet sich durch die Luft fliegend wieder, begleitet durch ein begeistertes „wwwwwooooooowwwww“ des Off-Sprechers, der insgesamt sehr zur gelungenen Stimmung des Spiels beiträgt. Cro-Mag Rally kommt übrigens ausgesprochen international daher. Das Menü lässt sich in insgesamt sechs Sprachen darstellen, die Sprachausgabe im Spiel dagegen nicht. Insgesamt ist das Spiel sehr bunt geraten, doch das scheint bei Pangea Standard zu sein – schon bei Nanosaur und Bugdom griffen die Designer tief in den Farbtopf. Schien die Farbigkeit bei Nanosaur nicht angemessen zu sein – bei Bugdom war sie es, und auch Cro-Mag Rally wirkt vielleicht gerade durch die lebhafte Farbgebung besonders gut. Das comichafte an dem Spiel lässt sich jedenfalls nicht übersehen – sei es durch die unpräzisen Details der zeitlichen Zuordnung, die übertriebenen Reaktionen des Gefährts oder auch die lustigen Waffen. Das Bunte passt ganz gut ins Gesamtkonzept.

Noch ein abschließendes Wort zu den Reaktionen der Fahrzeuge: Viele Spieler haben sich beklagt, dass die Seifenkisten von Brog und Grag kaum steuerbar seien. Mittlerweile hat Pangea einen leider nur in englischer Sprache erhältlichen Physics Editor herausgebracht, mit dem sich das Fahrverhalten der Fahrzeuge an den persönlichen Geschmack anpassen lässt.

Fazit:

Cro-Mag Rally macht Spaß und weiß zu begeistern. Gut geeignet ist es vor allem für Kinder, obwohl das USK-Prüfsigel fehlt und Cro-Mag Rally damit ungerechtfertigterweise zu einer „Ab 18“-Software mutiert – dieser Fun-Racer ist fast gewaltfrei und bietet trotzdem jede Menge Action. Schade, dass Bots beim Multiplayer-Spielen außen vor geblieben sind.

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel im macinplay-Shop oder bei Amazon.de.

Screenshots (klicken für mehr)

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