Das Achte Weltwunder

Der Nachfolger für „Die Reise nach Nordland„, endlich auch für den Macintosh! e.p.i.c. interactive entführt einmal wieder in eine sagenumwobene Traumwelt, in der man nicht zurückfindet, wenn man erst einmal zu spielen angefangen hat.

Das Achte Weltwunder spielt ein paar Jahre nach dem Ende von „Die Reise nach Nordland“. Wieder gilt es für den Spieler, ein Wikingervolk an die Hand zu nehmen und allerlei Abenteuer zu bestehen, denn das Böse hat sich auf der ganzen Welt verbreitet. Zum Glück findet ein alter Weiser ein Schriftstück, in dem beschrieben wird, wie man das Böse dahin zurücktreibt, wo es hingehört: weg von uns. Der Auftrag klingt ganz leicht: Die acht inzwischen zerstörten Weltwunder müsse wieder aufgebaut werden. Diese Aufgabe bekommt nun unser Wikingervolk in insgesamt acht Missionen.

Um jedoch in den Missionen zu bestehen, muss das Völkchen rauer Nordmänner erst einmal groß und mächtig werden. Und weil es sich bei „Das Achte Weltwunder“ um eine Aufbaustrategie in Echtzeit handelt, kann das ganz schön lange dauern. Grundsätzlich muss erst einmal die Wirtschaft in Schwung kommen, damit überhaupt was passiert. Zum Beispiel müssen Rohstoffe beschafft und verarbeitet werden. Dazu braucht man ein Dorf, in dem Rohstoffe verarbeitet, Tribute gezahlt und Soldaten rekrutiert werden.

Für Einsteiger in die Strategiewelt gibt es ein umfassendes Tutorial in sieben Kapiteln, in dem alles über Handel, Kampf, Steuerung, den Technologiebaum und Diplomatiesystem erklärt wird. Außerdem gibt es gut erklärende Tooltipps zu allem, was das Spiel an Funktionen aufweist. Trotz des einfachen Einstiegs wird es nicht gerade ein Zuckerschlecken – auch in der leichtesten Schwierigkeitsstufe muss sich der geneigte Stratege ziemlich anstrengen.

Optik/Grafik

Bei der ganzen Landschaft, den Gebäuden, den Figuren, der Flora und Fauna handelt es sich um genretypische, aber sehr schön modellierte 2D-Objekte. Die etwas statische, isometrische 2D-Optik ist zwar an sich durch moderne 3D-Welten überholt worden, doch trotzdem hat sie noch ihren Reiz. Alles ist bis ins kleinste Detail gezeichnet, die Figuren werden mit einer exakt sitzender Kleidung und für jeden Beruf spezifisch bekleidet dargestellt. Die Umgebung wird bei jedem Weltwunder der realen Umgebung nachgeahmt. Über Gold und Silber läuft ab und zu ein Schimmer, aus ofenbetriebenen Werkstätten wie der Töpferei, Bäckerei und Schmiede steigt Rauch auf. Vögel zwitschern, Segel blähen sich beim Bootfahren und so weiter. Details und Animationen wiederholen sich ziemlich oft, doch da es nur Nebeneffekte sind, stört das nicht weiter.

Einige wenige optische Effekte sind dagegen nicht so gelungen. In den Bergen etwa laden scheinbar schöne, flache Flächen zum Hinüberlaufen ein. Doch in der Mitte liegt so ein kleiner Schatten, der sich beim näheren Betrachten als tiefe Schlucht erweist und in weitem Bogen umgangen werden muss. Derartige Dinge sind aber die Ausnahme in der ansonsten gut gelungenen Präsentation des Spiels.

Ich habe das Spiel mit einem iBook 500 MHz und nur acht Megabyte VRAM getestet – das ist laut Hersteller die Minimalkonfiguration. Mit einer Detail-Ansicht auf sehr niedriger Stufe, einer Auflösung von 640×480 und der Spielgeschwindigkeit auf 1 (langsame Bewegungen) lässt sich das Spiel flüssig spielen – und sieht trotzdem gut aus. Bei höheren Optionen ruckelt es auf diesem System allerdings, was den ganzen Spielspaß nimmt.

Sound

Spiel und das Handbuch sind komplett verdeutscht. Im Intro wird die Story, die man auch auf CD-Box und im Handbuch nachlesen kann, in gut gesprochenem Deutsch erzählt. Das war’s dann aber auch schon mit richtiger Sprachausgabe – im Spielverlauf selbst geben die Figuren nur undeutliche Laute der Zustimmung von sich, etwa wenn man sie irgendwohin schickt. Sie niesen, rülpsen, schmatzen, schnarchen, etc. Diese Soundeffekte reichen mir völlig aus. Es hätten sogar ein bisschen weniger sein können, denn es nervt mächtig, dass, sobald man in die Nähe seines Dorfes kommt, einem eine Welle aus Gesprächen der nichts tuenden Dorfbewohner entgegen schwappt.

Die Helden (den wichtigsten Personen des Spiels) kann man deutlich heraushören. Bewegt man nämlich den Helden aus dem Fernen Osten, spricht er ein verhältnismäßig langes, orientalisch anmutendes Sätzchen, das sich wie „Haa bisch Muschkala“ anhört. Das ist etwas eintönig und geht einem nach einiger Zeit auch auf den Wecker. Die Effekte lassen sich nicht separat auspegeln – Stimmen leise, Umgebungsgeräusche lauter etc. – sondern nur global über die Mac OS-Tonfunktion. Völlig unverständlich ist mir, warum es überhaupt keine Hintergrundmusik gibt. Das ist ein bisschen schade, ich hätte mir einige mittelalterliche Weisen und nordische Sauflieder gewünscht. Da hilft nur, nebenbei iTunes laufen zu lassen.

Bedienung

Die Steuerung ist sehr einfach gemacht. Im Grunde genommen reicht eine Zwei-Tasten-Maus für die Bedienung komplett aus. Doch die meisten wollen es mit ein paar Tastatur-Befehlen schneller machen. Ihnen wird hier gut geholfen: Es gibt für so gut wie jede Aktion einen Tastaturbefehl. Allerdings sind das viel zu viele, um sich alle zu merken. Ich merke mir die wichtigsten und benutze dann hauptsächlich Maus und die Leertaste sowie zwei oder drei Buchstaben. Leider kann man keine Finder-Befehle verwenden (wie z. B. Befehl-W zum zum Schließen von Fenstern).

In den Optionen kann man, anders als bei vielen Spielen, speichern wann immer man will. Es gibt sogar eine Autosave-Funktion, die automatisch alle 15, 30 oder 60 Minuten speichert. Außerdem kann man, auch wenn man gerade eine Mission spielt, in den Optionen eine andere, zuvor schon gespeicherte Mission, laden. Des weiteren lässt sich die Auflösung, die Detailmenge, die Scrollgeschwindigkeit, der Scrollmodus (mit der dritten Maustaste oder mit dem Bildschirmrand) und die Verwendung der Tooltipps einstellen. Allerdings habe ich bei den Tooltipps im ausgeschalteten Zustand keinen Unterschied zum eingeschalteten Zustand entdecken können.

Zusätzlich ist in „Das Achte Weltwunder“ im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein Assistent vorhanden, der einem das Leben gehörig einfacher macht. So hat man als Spieler immer zwei Aufgaben allgemeiner Natur: das Dorf aufbauen und die Gegend erkunden. Macht man nun Letzteres, bleibt im Dorf die „Babyproduktion“ zurück. Im Assistenten lässt sich einstellen, dass eine bestimmte Zahl von Mädchen und Jungen ohne Unterbrechung „produziert“ werden sollen (was übrigens lustig durch einen heranfliegenden Storch, der ein Baby im Maul trägt und dieses dann in den Kamin fallen lässt, dargestellt ist). Der Assistent sorgt dafür, das genau das passiert. Wollte man zum Beispiel hundert Soldaten je eine Waffe geben, musste man in „Die Reise nach Nordland“ noch bei jedem einzelnen Soldaten drei Klicks vollführen. Macht 300 Klicks. Mit Hilfe des Assistenten reichen hundert schnelle, ohne Pause hintereinander vollzogene Klicks. Das ist durch den Assistenten nur noch ein Drittel des Aufwands. (Falls noch einmal ein Nachfolger herauskäme, würde ich mich über weitere Verbesserungen des Assistenten freuen.)

Die Grundzüge eines normalen Echtzeit-Aufbauspieles sind auch hier vorhanden. Soll man zum Beispiel 100 Bruchsteine (roher Stein, direkt aus dem Fels gehauen) zusammenklauben, muss man eine Weile zu Fuß gehen, um einen Steinschlag zu finden. Dann müssen die Steine in 10er Packs mit Handkarren zum Hauptquartier gefahren werden. Muss man an ein anderes Dorf ein Tribut zahlen, bekommt unser Völkchen auch eine Gegenleistung. Das sind meistens Met und Münzen, für deren beider Herstellung man eine sehr lange Entwicklungskette braucht. Das Met zum Beispiel: Man braucht erst einen Farmer, der Getreide anbaut. Dieser bildet sich mit der Zeit zu einem Müller fort. Wenn der Müller lange genug Gertreide zu Mehl gemahlen hat, kann er Bäcker werden. Wenn der Bäcker genug Brot gebacken hat, schult er zum Braumeister um, der dann Met braut. Natürlich muss man für jeden Beruf das passende Gebäude haben. In diesem Fall eine Farm, eine Mühle, eine Bäckerei und eine Brauerei. Kurz und gut, das alles erfordert eine Menge Klicks und Zeit, aber trotzdem (oder genau deshalb?) macht’s Spaß. Allein die erste der acht Missionen braucht ca. neun Stunden Spielzeit. Also nichts für Menschen, die keine Ausdauer oder wenig Zeit haben.

Spielspaß

„Das Achte Weltwunder“ läuft laut Hersteller unter Mac OS 9. Das habe ich natürlich gleich probieren müssen, und siehe da: Es startete nicht. Eine Nachfrage beim Hersteller ergab, dass der Fehler im Sprachwahlprogramm liegt: Erhöht man die Speicherzuteilung dieses Programmbestandteils auf 20 MB, klappt’s auch mit Apples ausgemusterten Betriebssystem.

Die Atmosphäre während des Spiels ist nahezu perfekt. Nach einer Zeit fühlt man sich, als wäre man leibhaftig in e.p.i.c. interactives Scheinwelt dabei. Es macht Spaß, ein Dorf aufzubauen und die Wirtschaft in Gang zu bringen. Es macht Spaß, die Missionen durchzudaddeln. Es macht Spaß, einer kleinen Gruppe deiner Krieger zuzusehen, wie sie ein ganzes, von Palisaden umgebenes Dorf in Grund und Boden schlägt, und es macht Spaß, den Arbeitern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Aber anderen beim Arbeiten zuzusehen macht sowieso immer Spaß 🙂

Fazit:

Ich würde das Spiel immer wieder aus dem Regal holen, um vielleicht nur einen kleinen oder aber einen großen Teil der Aufgaben und Missionen zu erledigen oder einfach nur ein Dorf aufzubauen. Für Gamer, die Zeit haben, die nicht gleich aufgeben und sich auch mal Mühe geben, ist der Spielspaß sehr hoch. Da tragen auch die schönen Animationen sehr bei. Außerdem ist das Spiel im Verhältnis zu anderen aktuellen Games hardwaremäßig total anspruchslos.

Daniel Betz

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

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