Deus Ex

Die Welt des 21. Jahrhunderts. Genauer gesagt 2052. Wer sich die Erde als friedliebenden Planeten des Wohlstandes à la Star Trek vorgestellt hat, wird von Deus Ex schwer enttäuscht werden. Es herrscht offener Krieg zwischen einer Terrororganisation namens NSF (National Secessionist Forces) und der Anti-Terror Armee UNATCO (United Nations Anti Terrorist Coaltion) der UNO. Aber worunter die Bevölkerung viel mehr leidet, ist ein Todesvirus names „Gray Death“, der weltweit verbreitet ist.

Du bzw. dein Alter Ego J.C. Denton kommst gerade frisch von der UNATCO-Akademie und bist ein mit Nanoelektronik modifizierter Agent. Auf der Reise durch verschiedene Städte wie New York, Paris, Hong Kong und noch mehr Schauplätzen, kommst du einer immer größer werdenden Verschwörung auf die Spur, wogegen der Gray Death-Virus selbst schließlich wie das kleinste Problem erscheint.

Eines muss vorweg gesagt werden: Ich bin jemand, der es liebt, in Handbüchern von Spielen zu lesen. Als ich aber das Handbuch von Deus Ex lesen wollte, war ich etwas enttäuscht. Es handelt sich hier nur um ein Booklet, das in der CD-Hülle liegt. Es enthält zwar alles, was man über die Waffen und Gegenstände wissen muss, aber mir fehlt noch das gewisse Etwas, wie z.B. Informationen über die Gegner, ihre Schwachpunkte oder ähnliches. Außerdem vermisse ich eine gewisse Herkunftsbeschreibung meines Alter Egos, so wie eine kurze Darstellung der aktuellen Verhältnisse auf der Welt. Das hätte dem Spiel sicher nicht schlecht getan.

Nachdem ich mich aber durch die Installation von ca. 700 MB durchgekämpft und das erste Update installiert habe kann es losgehen. Der Startvorgang erinnert schwer an Unreal Tournament, was nicht sonderlich verwundert, da Deus Ex auf die UT-Engine aufsetzt. Bin ich dann endlich im Hauptmenu, kann ich da alle Einstellungen wie Grafik, Ton, Steuerung usw. vornehmen. Wenn man dann soweit ist, kann man sich entweder sofort ins Abenteuer stürzen, oder erstmal einen kleinen Trainingskurs an der Akademie absolvieren, wo einem alles von der normalen Pistole bis hin zum Entschärfen von Sprengstoff oder das verdeckte Vorgehen beigebracht wird.

Das einzige, was mich bis jetzt etwas betrübt hat, ist die Tatsache, dass das Spiel relativ lahm läuft, und bei viel Action oder grossen Räumen die Framerate auch schon mal auf zehn und weniger einbrach – und ich spiele auf einem 350 MHz schnellen G4 mit seiner Standard-Grafikkarte.

Dieses Spiel wurde für verschiedene Spielerschichten gebaut. Vom simplen Rambo über den Hacker bis hin zum James Bond ist alles dabei. Daher hat das Spiel für mich einen ziemlich hohen Spielspaß-Faktor, da man es immer wieder von vorne auf eine andere Art und Weise spielen kann. Wer zuerst die Rambo-Taktik verwendet hat, wird überrascht sein, wieviele Orte und Räume es gibt. Außerdem ist der sanfte Weg manchmal von Vorteil. Das zeigt sich z.B. sehr gut am Beispiel der ersten Mission: Man kann die Freiheitsstatue entweder schießend durch den Haupteingang betreten, wo die Überlebenschancen relativ gering sind, oder aber auf Kisten an der Außenseite hochklettern und das Foyer komplett umgehen. Dritte Alternative ist, die Wachkameras und die damit verbundenen Geschütze umzuprogrammieren und auf den Feind schießen zu lassen. Und hierbei handelt sich um eine der etwas simpler gestrickten Missionen, später ist alles wesentlich komplexer. Da müssen dann auch schonmal Lüftungsschächte und Abwassersysteme herhalten.

Besonders hervorheben muss man hier, dass das Program flexibel auf die jeweils getroffenen Entscheidungen reagiert. Geht man z.B. auf die Frauentoilette im UNATCO-Hauptquartier, fängt man sich später einen Tadel vom Chef wegen dieser Aktion ein (und das ist nur eines der harmloseren Beispiel).

Was aber auch für enormen Spielspaß sorgt, ist das Rollenspielelement: Hat man eine kritische Lage gemeistert, bekommt man „Skill Points“, mit denen man die Eigenschaften, wie z.B. der Umgang mit bestimmten Waffengattungen, das Schwimmen, Hacken, Schlösser knacken und mehr verbessern kann, um dann später als Scharfschütze z.B. auf dem „Master-Level“ eine extrem ruhige Hand und hochpräzisen Schuss zu haben. Im „Untrained-Level“ setzt man dagegen fast jeden Schuss durch extremes Handwackeln und zu geringer Konzentration daneben. Was auch noch dazu gehört, sind die sogenannten „Nano-Augmentations“ mit denen man spezielle Fähigkeiten aktivieren bzw. verbessern kann, wie z.B. Selbstheilung oder Zielinformationen.

Das Spiel benutzt, wie bereits erwähnt, die 3D-Engine von Unreal Torunament und ist daher grafisch gesehen sehr ansehnlich. Es ist den Level-Designern gelungen, eine verschwörerische Atmosphäre zu schaffen, die teilweise leider etwas zu dunkel geworden ist, um nicht zu sagen: Es gibt keine einzige Tag-Mission! Das wirkt auf die Dauer leider etwas eintönig, genauso wie das teilweise Grau-in-Grau mancher Level, wie z.B. New York. Es passt zwar alles recht gut ins Gesamtkonzept, aber die Designer hätten dennoch hier und da eine Sonne da platzieren können, das hätte alles etwas anprechender gestaltet.

Die Spieldauer liegt bei cirka unendlich, da man das Spiel immer wieder von vorne anfangen und auf eine andere Art die Missionen angehen kann. Dabei entdeckt man jedesmal wieder etwas Neues und muss sich am Ende dann doch fragen: „Was wäre eigentlich passiert, wenn ich jene Person nicht über den Haufen geschossen oder doch nicht dies und jenes gemacht hätte?“ Allein diese Fragestellung sorgt dafür, dass man immer wieder gepackt wird, es nochmal zu versuchen. Oder auch durch den puren Ehrgeiz, die Missionen zu schaffen, ohne auch nur einen Gegner zu töten. Richtig prickelnd wird es aber erst zum Schluss, wenn man vor der Wahl steht, ob man die totale Anarchie auslösen, die Weltherrschaft mit den Illuminaten ergreifen, oder zur Erschaffung der perfekten AI beitragen will.

Alles in allem haben sich die Macher hier richtig Mühe gegeben, um auf jede Entscheidung des Spielers reagieren zu können. Abgesehen von der einen oder anderen Szene, wo man leider an die Story gebunden ist (z.B. die Gefangennahme), läuft alles nahtlos ineinander über.

Das Spiel hat sein komplett eigenes Interface aus der PC-Welt mit auf den Mac übernommen. Das einzige, was einen daran erinnert vor einem Mac zu sitzen, ist die Dialogbox, die erscheint, wenn man die Tasten der Maus über das InputSprocket konfigurieren will. Und das ist auch besser so, weil das gesamte Interface auf das Spiel zugeschnitten ist und hineinpasst wie der Deckel auf den Topf. Es ist alles sauber und übersichtlich angeordnet, und im Spiel kann man alle Informationen sofort ablesen. Sieht man während des tatsächlichen Spiels lediglich, wieviel Schuss man noch hat (bzw. die Anzahl der Magazine), kann man in den Inventory-Screen schalten, sich Gegenstände genauer angucken, die Munitions-Art wechseln, den einen oder anderen Gegenstand wegschmeißen, um Platz für einen anderen zu machen.

In der Beziehung ist Deus Ex nämlich so Rollenspiel wie es Diablo ist. Man kann nur eine bestimmte Menge an Gegenständen mit sich führen, und muss gegebenenfalls den „Rucksack“ auch schon mal umpacken, damit der Raketenwerfer doch noch Platz findet.

Ein kleines Gimmick am Rande haben die Entwickler dazugepackt. Man kann die Farben des Interfaces nämlich ändern wie man es selber gerne hätte. Dazu hat man vorgefertigte Sets wie z.B. ein schönes Rot in Rot, oder Polizei-Stil zur Auswahl.

Alles in allem läuft das Spiel in der aktuellen Version angenehm stabil und führte bei mir noch zu keinem Absturz, auch nach mehrstündigem Dauereinsatz nicht. Man muss nur das Read-me lesen, da dort Informationen enthalten sind, wie man am besten den Speicher einteilt. In der Originalversion hatte das Program noch einen üblen Fehler, der dafür sorgte, dass mit einmal die Sprachausgabe weg war. Das Problem wurde jedoch mit dem Patch auf 1.0.1 behoben.

Mindestvoraussetzung ist ein G3-Prozessor mit einer 4MB-3D-Grafikkarte. Die iMacs der Revisionen A und B können da nicht mithalten, und auch einige mobile Macs sind demnach nicht geeignet. Auf einem iMac der Rev. C (266 MHz) ist das Spiel wahlweise quälend langsam oder nur mit abgeschalteten Grafikeffekten bei niedriger Auflösung spielbar. Hier muss ein drastisch schnellerer Rechner mit einer möglichst aktuellen Grafikkarte (Voodoo5 oder ATI Radeon) her.

Fazit:

Abgesehen davon, dass es derzeit kein Multiplayer gibt, was schade ist, da man im Cooperative-Modus sicherlich schöne Taktiken hätte proben können, ist das Spiel rundherum gelungen. Es kann lange fesseln und ist endlich mal wieder ein vernünftiges Solo-Player-Spiel, bei dem man nicht das Hirn ausschalten muss. Auf alle Fälle ein Muss für alle Fans von Verschwörungen, Aliens, guten Stories und Action. Hier wird jeder fündig, der sich auch nur für eines von alledem begeistern kann. Das einzig Ärgerliche sind die enormen Hardware-Anforderungen, um das Spiel in höchster Qualität zum flüssigen Laufen zu überreden.

Maximilian Bobzien

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel im macinplay-Shop.

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