Die Sims 2: Haustiere
Treu, ergeben, loyal. Wenn der Hund der beste Freund des Menschen ist, warum fehlt er dann in einer Alltagssimulation wie »Die Sims 2«? Eine Frage, die viele Fans des Spiels beschäftigt hat, und entsprechend intensiv wurde über das Fehlen von Haustieren in diversen Fanforen diskutiert – und gejammert. In ihrer unendlichen Gnade haben die Entwickler nun ein Einsehen und liefern mit »Die Sims 2: Haustiere« eine Erweiterung, die die Sims nicht nur auf den Hund, sondern auch auf Katzen, Papageien und Happaratten kommen lässt.
Was lange währt, wird endlich gut?
Es hat allerdings lange zu dieser Einsicht gebraucht: »Haustiere« ist die vierte Erweiterung zum Spiel. Da stellt sich natürlich die Frage, ob sich die lange Warterei gelohnt hat.
Vordergründig betrachtet, scheint der Umfang der Erweiterung nicht besonders groß. Haustiere kommt auf einer CD in den Rechner, und lediglich vier unterschiedliche Tierarten scheinen auch nicht besonders üppig. Aber bereits »Die Sims 2: Nightlife« hat eindrucksvoll bewiesen, dass Quantität nicht unbedingt etwas mit Qualität zu tun hat – schließlich waren es auch bei dieser Erweiterung die eher unscheinbaren Dinge, die dem Spiel entscheidende, neue Facetten gaben.
»Haustiere« integriert sich ganz und gar in das Originalspiel und versteckt sich dann ziemlich gut. Es wirkt fast so, als hätte man keine Erweiterung installiert – wenn man vom neuen Titelbildschirm und der neuen Titelmelodie absieht. Wer zum Beispiel einen neuen Stadtteil erwartet, wird enttäuscht. Die Haustiere ordnen sich perfekt in den normalen Alltag und die normale Umwelt der Sims ein, und es wirkt fast so, als wären sie schon immer ein Bestandteil des Spiels gewesen. Sehr vorbildlich.
Auf den Hund gekommen
Besucht man einen seiner alten Haushalte, bleibt zunächst auch alles unverändert. Um einen bestehenden Haushalt mit einem Tier zu beglücken, stehen verschiedene Möglichkeiten offen. Besonders bei Hunden und Katzen hat man die freie Auswahl. Finanzstarke Sims können zum Beispiel den Adoptionsdienst anrufen. Dort dürfen dann Hunde und Katzen adoptiert bzw. gekauft werden. Ihr Preis hängt vom Stand ihrer Ausbildung ab. Perfekt erzogene Tiere sind teurer als junge und ungebremste Draufgänger. Hat man sich für ein Tier entschieden, darf man noch passendes Spielzeug wie Hundeknochen oder Kratzbäume sowie Schlafmatten kaufen, damit sich der Vierbeiner in seiner neuen Bleibe auch wohlfühlt. Die zweite Möglichkeit besteht darin, zu einem auf eurem Grundstück herumstreunenden Tier eine so gute Beziehung aufzubauen, dass ihr es in euren Haushalt aufnehmen könnt. Die dritte – und einfachste Möglichkeit ist, ein Tier im Familieneditor zu erstellen und es dann in den gewünschten Haushalt einziehen zu lassen. Hierbei stehen einem fast alle Möglichkeiten offen: Aus dutzenden Hunde- und Katzenrassen kann gewählt, verschiedene Fellfarben und Fellstrukturen können kombiniert werden. Ihr könnt die Gesichtszüge und den Körperbau soweit modifizieren, dass euer Haustier wie ein Monster aussieht. Außerdem bestimmt ihr hier die Wesenszüge eures Tieres: Ob gelehrig oder strunzdumm, hyperaktiv oder faul, anhänglich oder unabhängig – ihr habt die freie Wahl.
Bei Vögeln und Happaratten verhält es sich etwas einfacher: Hier reicht es, sich im Spiel einen Käfig zu kaufen, und diesen anschließend noch einmal mit einem Tier aufzufüllen.
Schlaue Hunde und blöde Vögel
Die Interaktionsmöglichkeiten der verschiedenen Tiere variieren stark. Sehr simpel stellt sich die Sache mit Happaratten und den Papageien dar, was mich, als Vogelfan, doch etwas enttäuscht. Mehr als rumtragen, füttern, spielen, fliegen lassen und sprechen beibringen kann man mit seinem gefiederten Freund nämlich nicht anfangen. Enttäuschend besonders deswegen, weil doch bekannt ist, dass gerade Papageien eine verblüffende Intelligenz besitzen.
Was bei den Vögeln versäumt wurde, ist dafür bei Hunden und Katzen umso ausführlicher berücksichtigt worden. Die können nämlich dressiert werden. Je mehr Tricks und Kommandos sie beherrschen, umso höher ist ihre Chance einen Job zu bekommen und ihn zu halten. Ja, ihr habt richtig gelesen, Hunde und auch Katzen können sich ihren Lebensunterhalt selbst finanzieren! Was fair ist, denn die Kosten für Futter, Spielzeug, spezielle Tiermöbel und, nicht zuletzt, das Tier selbst, sind – wie immer – nicht zu verachten.
Hunde und Katzen sind im Prinzip so etwas wie vom Computer gesteuerte Sims mit etwas geringerer Komplexität. Als Spieler habt ihr nur indirekten Einfluss auf ihr Verhalten – sei es durch die Dressur über die oben beschriebenen Kommandos, oder durch gezielte Erziehungsmaßnahmen. Die Tiere sind, abhängig von ihrer Intelligenz, lernfähig. Durch Lob und Tadel kann ein Sim gewissen Einfluss auf das Handeln des Tieres nehmen. Lob und Tadel sind auch entscheidend für die Beziehung des Tieres zu seinem Herrchen. Schimpft der Sim es häufig aus, ist die Beziehung entsprechend schlecht und es besteht sogar die Gefahr, dass der Vierbeiner irgendwann die Flucht ergreift. Häufig lässt sich ein Tadel jedoch umgehen, indem das Tier für eine Handlung gelobt wird, die als Ersatz für die zu bestrafende Verhaltensweise dient. Wenn der Hund nicht auf dem Sofa schlafen darf, sollte er eben für das Verweilen auf seiner Hundematte gelobt werden.
Geben und Nehmen
Ein Tier will natürlich beschäftigt werden, und so liegt es an euch, den Vierbeiner zu hegen und zu pflegen. Ein gelegentliches Bad in der Badewanne wirkt bei stinkenden Hunden wahre Wunder, und um Pfützen in der Wohnung zu verhindern empfiehlt es sich, mit dem Hund um den Block zu spazieren. Ausgiebiges Spielen mit den Tieren dient der Stärkung der Bindung zwischen Hund und Herrchen.
Das klingt alles ein wenig nach Arbeit, aber natürlich zahlt sich ein Tier und die Beschäftigung damit für den Sim aus. Mit einem Tier zu spielen macht Spaß! Und da ein Vierbeiner ein echter Kumpel ist, vermisst ein Sim mit Hund oder Katze seine zweibeinigen Freunde nicht mehr so stark. Sogar ein Papagei kann nützlich sein: Wer sich häufig mit dem Vogel unterhält, steigert seine Charismawerte.
Darüber hinaus sind die Haustiere natürlich gerne für den ein oder anderen Gag zu haben. Das Verjagen des Postboten gehört genauso selbstverständlich zum Verhaltensrepertoire wie das Hineinbringen der Zeitung, das Zerkratzen der Möbel oder der ewig währende Konflikt zwischen Hunden und Katzen.
Für und Wider
Die vierbeinigen Tiere sind liebevoll animiert und zuckersüß anzuschauen. Selbst große Hunde wie ein Rottweiler sehen – sofern ihr nicht verunstalterisch tätig werdet – schnuckeligst aus. Hunde und Katzen verfügen über ein glaubwürdig umgesetztes Repertoire an möglichen Lautäußerungen. Besonders bei den Papageien sieht das leider ein wenig anders aus: Ihr Krächtzen nervt nach kurzer Zeit, und auch die Tatsache, dass ein Vogel, mit dem man gerade spielt, zu lachen beginnt, wirkt eher verstörend als begeisternd. Die streunenden Hunde und Katzen sind überall zu finden – selbst auf den Gemeinschaftsgrundstücken Downtowns sind sie unterwegs. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, doch leider kommt es sehr häufig vor, dass die Tiere auf der Tanzfläche einer Diskothek oder im Speisesaal eines feinen Restaurants zu sehen sind – ein eher befremdlicher Anblick. Befremdlich wirkt es auch, wenn ein Papagei im Zickzack durch die Wohnung fliegt – oder auf der Stelle eine 180°-Wende vor der Hauswand macht. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass man nicht nur Papageien, sondern auch seinen Vierbeinern das Sprechen beibringen kann.
Abgesehen von Haustieren bringt das Erweiterungspack noch ein paar andere Extras mit. Im Baumodus gibt es neue Werkzeuge, mit denen sich oktagonische Räume automatisch anlegen lassen. Außerdem können Grundstücke mit einem neuen Tool automatisch eingeebnet werden. Mit dem Vorschlaghammer gibt es ein neues Werkzeug, mit dem sich Wände, Dächer und Möbel durch einen simplen Mausklick aus der Wohnung entfernen lassen. Neu ist auch, dass sich Bodenfliesen jetzt auf Kommando in 90°-Schritten drehen lassen, bevor sie platziert werden.
Radiohörende Sims werden sich über eine ganze Reihe neuer Musikstücke in diversen neuen und alten Radiosendern freuen. »Haustiere« setzt dabei den mit »Open for Business« begonnenen Trend fort, mehr oder weniger prominente Stars ihre Hits auf Simlish einspielen zu lassen. Diesmal sind unter anderem die »Pussycat Dolls« mit dabei, die ihren Hit »Don’t cha?« (iTunes-Links) zum Besten geben. Ansonsten zieht sich »Die Sims 2« mit »Haustiere« musikalisch wieder in die ruhigere Ecke zurück: Das »Haustiere«-Thema ist sehr gediegen. Man legt Wert auf Natürlichkeit, es klingt heimelig, gemütlich. Countryklänge, maunzende Gitarren und Glockenspiel-Tingeltangel. Wer’s mag…
Zu guter Letzt sei noch notiert, dass »Haustiere« die minimalen Systemanforderungen etwas höher setzt. Läuft das Originalspiel noch auf Rechnern mit 1,2 Ghz G4, muss nun mindestens ein mit 1,3 getakteter Hautprozessor in eurem Rechner arbeiten. Und natürlich steigt der Festplattenspeicherbedarf des Spiels um weitere 2 GB an. Nach wie vor werden Intels Grafikchipsätze nicht vom Spiel unterstützt.
Fazit:
Auch wenn der Fokus der Erweiterung ganz klar auf Hunden und Katzen liegt und der Umfang vordergründig nicht ganz so üppig wie bei den anderen Erweiterungen scheint, ist »Die Sims 2: Haustiere« eine große Bereicherung des Spiels. Wer Haustiere im Originalspiel schmerzlich vermisste, kann mit dem Kauf dieser CD sowieso nichts falsch machen. Aber auch für andere »Sims 2«-Spieler ist »Haustiere« interessant: Der Spieler darf sich nun, neben dem Gestalten neuer Sims, auch im Designen neuer Hunde und Katzenrassen üben. Die Tiere sind, bis auf ein paar kleine Ungereimtheiten, bestens ins Spiel integriert, außerdem bieten sie den Sims vielfältige neue Aktivitäten. Wo andere Erweiterungen in weiten Teilen auch nach längerer Zeit noch wirken, als seien sie über das Originalspiel gestülpt worden, erscheinen die Haustiere hingegen bald wie ein selbstverständlicher Bestandteil des Spiels.
Verfügbarkeit
Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.
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