Die Sims: Tiergeschichten
Der Sonntagmorgen graut, und ich auch. Schon im Dämmerschlaf höre ich die Regentropfen ans Fenster prasseln, und als ich die Augen aufschlage, blicke ich durch das Fenster hinaus in trübes Grau. Es wird einer dieser Tage, an denen das Licht nicht über den morgendlichen Dämmerstatus hinaus kommt und man im Prinzip die ganze Zeit die Lampen in der Wohnung brennen lassen könnte. Keine Lust, aufzustehen, keine Lust auf Frühstück und keine Lust auf, äh, Schwartau Extra. Um den Tag perfekt zu machen, steht auch noch das neue Sims-Spiel zum Review bereit. Ächtz.
Gute Menschen sagen, man dürfe sich nicht hängen lassen und müsse immer positiv denken, selbst dann, wenn alles Scheiße ist. Aber ist das mit dem Aufstehen trotzdem eine gute Idee? Vielleicht bleibe ich doch lieber liegen und drehe eine Extrarunde auf meiner Matratze? Nicht, dass hier Mißverständnisse entstehen: Natürlich bemühe ich mich, objektiv an Testberichte heran zu gehen. Sich von genrebedingten Barrieren nicht aufhalten und – gerade in der heutigen Zeit ganz wichtig – nicht von hohen Zahlen hinter dem eigentlichen Spielenamen beeindrucken lassen, kurzrum: alte Vorurteile abschütteln. Jedes Spiel mit der gleichen Energie angehen, sich jedes Mal neu motivieren, Gutes erwarten. Und im anschließenden Review die Freude über ein super Spielerlebnis oder die tiefe Enttäuschung über einen versauten Nachmittag an den Leser weiter zu transportieren: Das ist mein Auftrag, und dies hatte ich während meiner Tätigkeit als Spieletester bei macinplay.de ziemlich gut einstudiert. Allerdings stelle ich in letzter Zeit verstärkt fest, dass es auch Grenzen gibt. »Been there, done that« gesellt sich zu einem Gefühl der allgemeinen Lustlosigkeit. Mir fehlt der Esprit, der Pepp. Ich komme mir vor wie am Fließband.
Seit Erscheinen des Spiels »Die Sims 2« gibt es in meinem Job eigentlich nichts anderes mehr. » Die Sims 2«, »Die Sims 2: Nightlife«, »Die Sims 2: Open for Business«, »Die Sims 2: Haustiere«, »Die Sims 2: Vier Jahreszeiten«, »Die Sims: Lebensgeschichten« und zuletzt sogar »Die Sims 2: Weihnachts Accessoires« … Gab es in meinem Leben als Spieletester eigentlich auch mal eine Zeit ohne die Sims? Bestimmt! Es ist nur so lange her, dass ich mich nicht mehr dran erinnern kann.
Nun ist also »Die Sims: Tiergeschichten« an der Reihe. Noch während ich mich nach dem Frühstück einigermaßen lustlos zum Rechner schleppe, frage ich mich, was ich zu diesem Spiel noch schreiben sollte, das ich nicht schon über ein anderes Sims-2-Produkt gesagt hätte? Zum Beispiel über »Die Sims: Lebensgeschichten« (>> Review) oder »Die Sims 2: Haustiere« (>> Review)? Denn in »Die Sims: Tiergeschichten« werden diese beiden Produkte zu einer innovations- und inspirationslosen, breiigen Masse vermengt. Um noch einmal kurz zusammenzufassen, mit was ich es hier zu tun habe: Die eine Hälfte des Spiels ist »Die Sims: Lebensgeschichten«, das seinerseits bereits den müden Versuch darstellt, aus »Die Sims 2« eine Art Groschenroman für die ›Generation Gamepad‹ zu machen. Die andere Hälfte ist eines der besseren Erweiterungspakte für das Originalspiel. Wie schon in »Lebensgeschichten« werden die Stories zweier Sims erzählt, und ich habe die Ehre, sie dabei klickend und zusehend begleiten zu dürfen. Die Voraussetzung für das Voranschreiten der Geschichten ist wie schon in »Lebensgeschichten«, dass ich den Protagonisten dabei helfe, vom Spiel vorgegebene Ziele zu erreichen. Der Name des Spiels lässt es schon vermuten: Den Haustieren der Sims fällt dabei dieses Mal eine wichtige Rolle zu. Der erste Sim, eine junge und erfolglose Künstlerin, steckt in einer fetten Finanzkrise und muss mit ihrem ungezogenen Hund einen Dressurwettbewerb gewinnen, um ihr Haus zu retten. Der zweite Sim, ein Junggeselle in den Dreißigern, führt ein ebenso beschauliches wie langweiliges Leben, bis er eine Katze bei sich aufnimmt, die nicht nur sein Leben, sondern auch seine Wohnungseinrichtung auf eine harte Probe stellt.
Sollte ich den beiden Geschichten überdrüssig werden und trotzdem noch Bock auf »Tiergeschichten« haben, könnte ich im freien Spielmodus mit den Sims ohne das Story-Korsett spielen. Das Spiel im freien Modus erinnert mich stark an das Original-Spiel, allerdings stoße ich als erfahrener »Die Sims 2«-Spieler schnell an ungewohnte Grenzen und wünsche mir bald das ›echte‹ »Die Sims 2« auf den Bildschirm.
Insofern hat sich also nichts gegenüber »Lebensgeschichten« geändert. Auch in technischer Hinsicht bleibt alles beim Alten: Das Spiel startet standardmäßig im Fenster, lässt sich – als laptopfreundliches Spiel – dank spezieller Tastaturshortcuts auch ohne Maus einigermaßen bedienen und – als kopiergeschützes Spiel – leider nicht ohne DVD im Laufwerk starten. Im Großen und Ganzen sieht es aus wie »Die Sims 2«, klingt wie »Die Sims 2« und bedient sich wie »Die Sims 2«.
Fazit:
So komme ich zurück zur Ausgangsfrage dieses Tests: Was soll ich über »Die Sims: Tiergeschichten« noch sagen, dass ich nicht schon über die anderen Sims-Produkte gesagt hätte? Vielleicht nur, dass es keinen besonderen Unterscheid macht, ob ich mich mit »Lebensgeschichten« oder »Tiergeschichten« langweilen muss. Die Haustiere machen »Tiergeschichten« nur vordergründig komplexer als »Lebensgeschichten«, die Stories um die beiden Sims sind, höflich ausgedrückt, eine Herausforderung an meine Geduld und mein Durchhaltevermögen. Der freie Spielmodus ist nur ein Hauch dessen, was das Original-Sims zu bieten hat. Es gilt deswegen dasselbe Fazit wie bei »Lebensgeschichten«: Blutige Anfänger, ganz junge Spieler oder Besitzer von Rechnern, deren Hardware dem Original nicht gewachsen ist, dürfen zugreifen. Alle anderen sollten verzichten. Dringend.
Christian Schramm
Verfügbarkeit
Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.
Bilder (klicken für mehr)
Habt Ihr eigene Bilder dazu? Schickt sie uns!