Doom 3

Wir Mac-Spieler freuen uns auf Doom 3 ja schon eine ganze Weile, schließlich war es die MacExpo 2002, auf der dieser neue Horror-Shooter von Action-Größe id Software auf einem Power Mac G4 („Quicksilver“) mit Geforce 3 Titanium (damals die Apple-Spitzenmaschine) vorgestellt wurde. Seitdem hat sich technisch viel getan – und die Mac-Version des Spiels ist da.

Die Story, wer hätte das gedacht, ist natürlich nicht besonders ausgefeilt. Die Menschheit hat den Mars wirtschaftlich erschlossen, baut dort Rohstoffe ab und experimentiert mit merkwürdigen Dingen herum. Seit einiger Zeit verschwinden immer wieder Leute, und keiner weiß warum. Daher schickt man mich, einen Soldaten, Mitglied einer Elite-Einheit, zum Mars. Ich soll das Rätsel lösen. Schon bei der Ankunft machen wir Bekanntschaft mit unserem Commander und vor allem mit Doktor Betruger, der – wie der Name schon ahnen lässt (wieso haben Bösewichter eigentlich so oft deutsche Namen?) – irgend etwas mit der Geschichte zu tun hat.

Die ersten paar Minuten kann man sich noch in Ruhe umsehen, doch schon jetzt spürt man irgendwie ein beklemmendes Gefühl. Techniker unterhalten sich über das merkwürdige Verschwinden ihrer Kollegen, die engen Gänge sind schon jetzt düster und tun ihr Übriges. Der erste Auftrag lautet, uns in den unteren Teil des Komplexes zu begeben und dort nach Hinweisen zu suchen. Als Ausrüstung bekommen wir eine einfache Pistole, eine Taschenlampe und einen Körperpanzer gestellt. Das gibt zumindest etwas Sicherheit im Dunkeln. Gerade bei unserem ersten Missionsziel angekommen, passiert es auch schon. Irgendwie verschiebt sich die Wirklichkeit ein klein wenig, der Techniker, mit dem wir eben noch geschwatzt haben, mutiert vor unseren Augen zum Zombie und greift uns an. Die ganze Station liegt plötzlich mehr oder weniger im Dunkeln, über Funk höre ich Schreie und Schüsse. Nur mit der funzeligen Taschenlampe suche ich den Weg zurück zur Kommandozentrale. Die ersten Begegnungen mit Zombies und anderem Getier verlaufen noch recht glimpflich.

Zum Glück sind wir nicht die einzigen Überlebenden, unser Kommandant gibt uns Anweisungen über Funk und ab und an treffe ich auch auf Techniker, die sich versteckt haben. Für Schockeffekte ist immer wieder gesorgt, aus Treppen brechen plötzlich Monster hervor, Türen öffnen sich und schon hat man ein Monster auf Tuchfühlung. Das ganze geschieht in völliger Finsternis oder nur sporadisch durch defekte Lampen beleuchtet. Das allerschlimmste ist, dass ich entweder mit der Taschenlampe in dunkle Ecken leuchten oder meine Waffe halten kann, beides zusammen geht nicht. Die ersten paar Schritte in Doom 3 sind sicherlich die Intensivsten des ganzen Spiels.

Je weiter man aber spielt, desto flacher wird die Schockkurve. Wenn hinter jeder Tür ein Monster lauert und aus jeder dunklen Ecke ein Zombie wankt, erschrickt man irgendwann einfach nicht mehr. Außerdem sind die Szenen, in denen die Monster durch Türen brechen oder plötzlich aus einer dunklen Deckennische fallen, später sehr selten. Vielmehr öffnet sich skriptgesteuert irgendwo eine kleine Kammer, in der ein Zombie versteckt war. Skriptsteuerung ist zwar toll, aber das gab es im allerersten „Doom“ auch schon.

Per Trigger aktiviert tauchen auch hinter einem immer wieder Monster auf, obwohl man in dem Gang schon gewesen ist und ihn total gesäubert hat. Auch die KI fällt ab jetzt eher negativ auf und ich erwische sie öfters mal beim schummeln. So wissen plötzlich alle Gegner im stockfinsteren Raum, dass ich in der Tür stehe, und wanken wie die Entlein auf mich zu. leichtes Futter für die Schrotflinte, mit der sich id Software sichtlich Mühe gegeben hat. Ich habe noch nie ein Spiel gesehen, bei dem Schrot das Fleisch so realistisch von den Knochen fetzt. Ob das so sein muss, ist eine andere Frage, und weil dieser Ausblick auf das neue Spiel jugendfrei bleiben soll, erwähne ich die ekligen Sachen, die einem im Verlauf des Spiels so entgegenspritzen, nicht weiter.

Doom 3 ist ein Horror-Shooter. Während die Anfangsphase in den Alpha Labs wie erwähnt einen extremen Gruselfaktor bietet, nimmt diese Gruselei im Laufe des Spiels eher rapide ab. Ich denke, das größte Problem von Doom 3 ist, dass im Gegensatz zu „Alien vs. Predator“ (AvP) eben wirklich hinter jeder Ecke ein Monster wartet. Die angespannte Atmosphäre, die bei AvP herrscht, baut sich einfach nicht auf.

Trotzdem ist Doom 3 spannend, denn mit wenig Lebensenergie durch dunkle Gänge laufen und vielleicht noch einen Techniker beschützen zu müssen, hält den Adrenalinpegel oben. Dennoch ahnt man schnell, wo Gegner wohl stehen. Auch ist es leichter, einfach auf die Monster zu warten: Kommt es um die Ecke, ist es leichtes Futter für geübte Schützen. Außerdem sind die Waffen auch sehr stark, abgesehen von der kleinen Pistole. Sowohl für die Schrotflinte als auch für das Maschinengewehr gibt es genügend herumliegende Munition. Granaten und Raketenwerfer sind dann für die dickeren Brocken gut und schalten diese meist mit wenigen Treffern aus.

Ein wenig verschnaufen kann ich bei den „Minispielen“, da muss ich beispielsweise per Lastenkran und Fernsteuerung alle Giftfässer in einem Raum entsorgen. Natürlich kann man auch alles andere in diesen Raum packen und entsorgen, zum Beispiel den Putzwagen oder Leichen. Auch das Lesen von Botschaften auf dem PDA macht Spaß, so gelange ich nicht nur an Türcodes für mehr Munition und Rüstung, sondern ich erfahre auch die Hintergründe von Doom 3. Und ganz nebenbei erfahre ich auch, warum es auf dem Mars Kettensägen gibt, obwohl hier gar keine Bäume stehen.

Nach fünfundzwanzig Spielstunden ist das Grauen dann vorbei. Das Ende verrate ich natürlich nicht. 🙂

Wem es jetzt immer noch in den Fingern juckt, der kann entweder die drastisch heikler werdenden höheren Schwierigkeitslevels ausprobieren oder den Mehrspielermodus starten. Es gibt die Spieltypen Deathmatch, Team-Deathmatch, Last Man Standing und Tourney. Allesamt kann ich mit maximal drei Freunden spielen, computergesteuerte Bots gibt es nicht. Ebenso klein ist die Anzahl der Maps, gerade einmal fünf verschiedene. Außerdem besteht die Möglichkeit, Doom 3 mit User-Mods zu erweitern. Aber insgesamt kann der Mehrspielermodus nicht mit dem Einzelspielerpart mithalten und wirkt wie der Wurmfortsatz am Blindarm: vollkommen überflüssig. Zumindest in diesem Bereich ist klar, was id Software bezweckt: Eine Demonstration der Fähigkeiten der verwendeten Engines im Mehrspielerbereich schaffen, um diese Engines dann an andere Entwickler zu lizenzieren.

Besonders imposant ist – wie erwartet und in den vorweg veröffentlichten Screenshots schon gut zu sehen – die Grafik von Doom 3, obwohl die Engine im Spiel selbst eher durch Schwärze und Dunkelheit auffällt. Die Lichteffekte von schwankenden Lampen, Funkenschlag und der langsam ausfallenden Notbeleuchtung lässt die Umgebung sehr realistisch und gespenstig wirken. Die Texturen sind überwiegend von sehr hoher Qualität, aber manchmal hat sich auch ein Exemplar mit geringer Auflösung dazwischen gemogelt. Das fällt besonders auf, wenn ich ein hoch detailliertes Gesicht sehe und der Kerl dann eine Jacke hat, die aussieht wie mit einer 320-Pixel-Textur überzogen. Aber davon abgesehen liefert die Engine Erstaunliches. Hätte man noch etwas mehr Sorgfalt in die Maps gesteckt, wäre in Doom 3 jeder Raum ein Kunstwerk. Leider wiederholen sich viele Gänge immer wieder.

Zwei der herausragendsten Dinge, die Doom 3 zu bieten hat, sind die sehr detaillierten Gesichter und das dynamische Licht. Beides hat es bisher in Spielen in dieser Form noch nicht gegeben. Für die Berechnung braucht man dann auch die entsprechende Hardware. Ein schneller Power Mac G5 mit Radeon 9800 XT aufwärts sollte es schon sein, wenn man das Spiel in einigermaßen guter Qualität erleben will. Einen Performance-Test auf einem älteren G5 mit 2 x 2 GHz und ATI Radeon 9800 Pro Special Edition findet ihr unter diesem Link. Dort findet ihr auch einige Hinweise zur Optimierung eures Rechners.

Sound und Grafik bilden bei Doom 3 eine Einheit, wie ich es bisher selten erlebt habe, die Umgebung sieht schon düster aus, aber der Sound lässt einem dann endgültig die Haare zu Berge stehen. Alleine das Knarzen einer Treppe führt schon zu hektischen Bewegungen mit der Waffe. Das Ächzen und Stöhnen der Gegner ist zwar etwas eintönig nach dem hundertsten Mal, aber es warnt vor Gegnern.

Doom 3 bietet zum jetzigen Zeitpunkt lediglich Stereo-Ausgabe, und trotzdem hat man das Gefühl, mitten im Geschehen zu stehen. Die 5.1-Ausgabe, für die extra Hardware benötigt wird, ist im User-Interface zwar vorgesehen, aber noch nicht implementiert. Aspyr stellt im Readme zum Spiel einen späteren Patch in Aussicht, der Unterstützung für 5.1-Sound bringt.

Ein kleines Rätsel gibt die Physik-Engine auf. Es gibt Fässer und Kisten, die ich bewegen kann, und es gibt weitaus mehr, die ich nicht bewegen kann. Auf Schreibtischen kann ich zwar die Lampen umstossen, was tolle Lichteffekte ergibt, aber der Aktenordner daneben rührt sich selbst durch Beschuss nicht. Eigentlich sehr schade. Wenn wirklich alles eine Physik gehabt hätte, wäre die Doom-3-Welt noch realistischer, so dagegen wirkt die Physikengine einzig und allein zu dem Zweck produziert worden zu sein, anderen Entwicklern die Möglichkeiten der Doom-3-Engine zu demonstrieren.

Erfreulich für Besitzer „kleinerer“ Macs ist, dass sich das Spiel auch im Fenstermodus spielen lässt. Erfreulich deshalb, weil ein Fenstermodus stets für leicht verbesserte Framerates sorgt. Doch Vorsicht ist angebracht: Hat man die Mac OS X-Funktionen von „Exposé“ auf die z. B. rechte und mittlere Maustaste gelegt, so bleibt diese auch im Spiel aktiv. So kann es also sein, dass man springen will (Standard: rechte Maustaste) und sich unversehens vor einem leergefegten Schreibtisch ohne Fenster findet. Hier kann man, bis ein Patch Abhilfe schafft, nur Exposé kurzfristig deaktivieren.

Jetzt bleibt abzuwarten, welche Spiele demnächst auf Doom 3 basierend entwickelt werden. Eine Portierung dieser Spiele ist auf jeden Fall möglich, wenn nicht gar sehr wahrscheinlich.

Noch ein Tipp zum Schluss: Spielt das Spiel unbedingt bei völliger Dunkelheit und mit laut aufgedrehten Kopfhörern. Dann sorgen plötzliche Störungen aus dem echten Leben (hereinkommende Geschwister, schmusende Katzen am Schienbein, vor dem Monitor flatternde Motte etc.) für echte Schocks. Die Atmosphäre verliert sehr stark bei Umgebungslicht.

Fazit:

Doom 3 ist in meine Augen zwar nicht das absolute Überspiel, auf das ich nun seit zwei Jahren warte, aber es macht zumindest im Singleplayer-Modus sehr viel Spaß. Wenn man es nicht am Stück spielt, ist es auch durchweg schön gruselig, aber es gibt eben auch ein paar Mankos wie die sich wiederholenden Gänge und Räume sowie die gelegentlich reichlich dämliche und dazu noch schummelnde KI. Ich denke, Doom 3 gehört trotzdem zu jeder guten Spielesammlung, zumindest dann, wenn schon das erste Doom dort steht und man nicht mehr als eine technisch modernere Version dessen erwartet.

Felix Gelpke

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

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