Earth 2140
Stellen wir uns vor, wir lebten im Jahre 2140. Mit der Menschheit ist es nicht so gut gelaufen. Einige Kriege haben die Welt zerrüttet, Naturkatastrophen viele Gebiete verwüstet. Weite Teile der Welt – darunter Afrika und Australien – sind kontaminiert worden, weswegen sie von den Landkarten gestrichen wurden.
Der Ost-West-Konflikt hat sich zugespitzt: Die Welt ist gespalten zwischen der UCS, den United Civilized States (Amerika, Westeuropa, Nordafrika) und der ED, der Eurasian Dynasty (Osteuropa, Asien).
Die beiden Kulturen unterscheiden sich deutlich: Die UCS-Bevölkerung gilt als faul und dekadent. Computer bestimmen ihr Leben und wählen sogar ihre Anführer. Die ED hingegen ist eine Militärdiktatur, deren Bevölkerung aus Maschinen mit organischen Gehirnen besteht. Beide Völker schicken Roboter in den Kampf, denn die Welt ist zu einer unwirtlichen Gegend geworden. Im Jahre 2140 bricht der große Krieg aus: Es geht um Ressourcen, es geht um Macht, es geht um die Vorherrschaft in der Welt.
Dies ist die nicht gerade sehr einfallsreiche Hintergrundgeschichte des Strategiespiels Earth 2140. Zu Beginn schlägt sich der Spieler auf eine der beiden Seiten und führt sein Volk in jeweils 25 Missionen zum Sieg.
Grundsätzlich unterscheiden sich die beiden Völker nicht sehr stark. Beide kämpfen zu Wasser, an Land oder in der Luft. Beide verfügen über starke Panzer, über Soldaten und über Bomber. Die Unterschiede werden erst offenbar, wenn man im Technologiezentrum forscht und Erfindungen macht. Später stehen sogar Atomwaffen und Laserkanonen zur Verfügung, die verheerende Folgen haben. Alles in allem stehen jedem Volk 46 verschiedene Einheiten und 23 verschiedene Gebäude zur Verfügung.
Die Missionen selbst sind nicht ungewöhnlich: Meistens geht es darum, eine Basis aufzubauen und die des Gegners zu zerstören. In manchen Missionen greift der Gegner auch nur über eine Armee an – ohne eine Basis zu haben. In beiden Fällen geht es darum, möglichst geschwind eine eigene Basis zu errichten, die schnell genug starke Einheiten produziert, mit denen sich der Gegner schlagen lässt. In manchen Missionen wird so stark variiert, dass die Basis des Gegners nicht zerstört werden darf, sondern eingenommen werden muss. Aber auch andere Missionen, wie das Suchen nach einem Fahrzeug, gibt es.
Die künstliche Intelligenz kann leider nicht überzeugen: Der Gegner greift zwar immerhin zuerst die wichtigen Gebäude an und bedient sich dabei recht häufig der Truppentransporter, doch wer das einmal weiß, ist gegen Angriffe gut gerüstet. Eigene Einheiten stehen manchmal ruhig herum, während neben ihnen heiße Kämpfe entbrannt sind. Etwas mehr taktische Intelligenz wäre wünschenswert gewesen.
Auch am Interface gibt es etwas zu bemängeln, denn das gewohnte Shift-Klick zur Auswahl mehrerer Einheiten fehlt in diesem Spiel völlig. Zudem funktionieren die Tastaturkürzel in der Anleitung nur am PC – wer die richtigen wissen will, muss einen Blick in die ReadMe-Datei werfen.
Gut gelungen ist am Interface der „virtuelle General“. So lassen sich Einheiten in Gruppen einteilen, denen Generäle zugewiesen werden. Diese lassen sich als offensiv oder als defensiv einstellen. Offensiv eingestellte Generäle greifen auf eigene Faust den Gegner an, was oft deutlich effizienter ist, als die manuelle Kontrolle aller Einheiten.
Eine weitere gute Idee hatten die Entwickler, indem sie die Produktionsoptionen immer eingeblendet lassen. So weiß man, was gerade gebaut wird und kann dies jederzeit kontrollieren.
Grafisch gesehen ist Earth 2140 nichts Besonderes: Das Spiel ist in 2D. Man beobachtet das Geschehen aus einer ähnlichen Perspektive wie in anderen 2D-Spielen wie Warcraft oder Sim City, also von schräg oben. Die Explosionen sind das Schönste am Spiel: Es bereitet viel Freude, diese anzusehen. Unschön sind an der Grafik nur zwei Dinge: Erstens lässt sich die Auflösung nur auf maximal 800×600 einstellen, was Besitzern von TFT-Bildschirmen nicht erfreuen dürfte, da deren native Auflösung für gewöhnlich höher liegt. Zweitens lässt sich die Schrift der Briefing-Screens kaum lesen – wer hier etwas erkennen will, braucht viel Geduld.
Der Sound macht das Spiel ebenfalls nicht besser. Die Musik passt nicht und wirkt ziemlich billig, sodass sie schnell nervt. Die Aussprache der Einheiten ist gut verständlich und auch die Übersetzung ist gut gelungen, doch dadurch, dass sie ständig das gleiche sagen, werden die Sprüche bald nervig.
Fazit:
Earth 2140 ist ein durchschnittliches Strategiespiel, das sich der meisten aktuell verbreiteten Grundprinzipien bedient. Weder die Grafik, noch der Sound oder das Interface lassen es aus der Masse herausstechen. Obwohl Earth 2140 nur 20 Euro kostet, ist es für den Spaß nebenbei noch zu teuer, vor allem wenn man bedenkt, dass es mittlerweile sehr gute Alternativen gibt, die qualitativ deutlich besser sind. Man denke bloß an Command & Conquer: Generäle. Nur wer keinen Computer besitzt, auf dem neuere Strategiespiele laufen und wer den Preis verschmerzen kann, sollte Hand an dieses Spiel legen.
Ingmar Wenz
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Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.
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