Helix

Ganz schön dreist, dieses »Helix«. Man könnte es im Prinzip auch als so eine Art bewegtes Suchbild betrachten: Finde alle Games, derer sich Helix als »Inspiration« bediente! Ich mache mal den Anfang und nenne mit »Choplifter« und »Nemesis/Gradius« die offensichtlichsten. Wer findet mehr?

»Helix« ist ein weiterer Titel aus dem Hause Phelios, einer Firma mit einem Produktportfolio, der sich hauptsächlich an jüngere Spieler und deren besorgte Eltern richtet. Dass sich »Helix« nahtlos in diesen Portfolio einreiht, stellt sich leider relativ schnell heraus – auch wenn Phelios selbst das Spiel erst für Menschen empfiehlt, die das dreizehnte Lebensjahr überschritten haben.

Doch fangen wir ganz von vorne an. In »Helix« steuert ihr einen raketengetriebenen Hubschrauber durch horizontal und vertikal scrollbare, labyrinthartig aufgebaute Level. In diesen Levels befinden sich kleine grüne Männchen, die von euch gerettet werden wollen. Diese wurden zuvor aus einer Spielzeugfabrik entführt. Wieso, weshalb, warum? Wir wissen es nicht. Tatsache ist, dass die Männchen nun nichtsnutzig im Level herumstehen und auf euer Erscheinen warten. Also ergnadet ihr euch und navigiert den Hubschrauber durch die mit Gegnern und Hindernissen gespickten Spielwelten.

Die Navigation wird durch die in jedem Level vorherrschende Gravitation erschwert, die euren Helikopter automatisch in Richtung Boden zieht. Wollt ihr euren Hubschrauber also auf einer Höhe halten, müsst ihr häufiger mit der »Aufwärts«-Taste gegensteuern.

Ein unten rechts im Bild eingeblendeter, weißer Pfeil hilft euch dabei, zielsicher in die Richtung des nächsten Männchens zu steueren. Seid ihr beim Männchen angekommen, wird es automatisch vom Transporterstrahl des Helikopters erfasst und nach zwei Sekunden Warterei habt ihr es an Bord gebeamt. Erst nachdem ihr alle grünen Männchen einer Stage aufgelesen habt, wird der Ausgang geöffnet und ihr könnt zur nächsten Stufe wechseln.

Um euch wenigstens ein bisschen verteidigen zu können, ist euer Helikopter zu Beginn des Spiels mit einer Kanone ausgestattet, die bei Drücken der »Space«-Taste ein recht langsam fliegendes Geschoss abfeuert.

Glücklicherweise sind in den Levels auch Power-Ups verteilt. Das Waffensystem wurde nahezu eins zu eins von Konamis »Nemesis/Gradius« übernommen. Am unteren Bildrand seht ihr eine Leiste mit verschiedenen, im Angebot befindlichen Extrawaffensystemen. Lest ihr ein Power-Up auf, wird das von links gesehen erste Extrawaffensystem aktiviert, und ihr könnt es durch Drücken der »ctrl«-Taste in euren Hubschrauber einbauen. Verzichtet ihr auf einen Einbau und lest ein weiteres Power-Up auf, wird das nächste Extrawaffensystem zur Rechten aktiviert. Logisch, dass sich die besseren Waffensysteme ganz rechts in der Leiste befinden. Ihr müsst euch also die besseren Waffensysteme zusammensparen. Verliert ihr ein Leben, müsst ihr auch mit der Aufrüstung eures Helikopters von vorne beginnen.

»Helix« bietet einhundert Stages verteilt auf vier unterscheidlich gestaltete Level. Von jedem Level ist zu Anfang des Spiels jedoch nur die erste Stage zugänglich, die anderen müssen erst freigespielt werden. Das Spiel merkt sich jedoch, welche Stage ihr bereits absolviert habt, bereits absolvierte Stufen können jederzeit wieder aufgesucht werden.

Einhundert durch vier macht fünfundzwanzig, was wiederum bedeutet, das jeweils fünfundzwanzig Stages im gleichen optischen Outfit und mit gleicher Hintergrundmusik daherkommen. Die grafische Abwechslung lässt zu wünschen übrig. Die Grafik selbst erinnert in ihrem Stil sehr an frühe Super-Nintendo-Spiele, das butterweiche Parallax-Scrolling fällt jedoch sofort positiv auf. Ist die Grafik in den ersten drei Levels wenigstens noch einigermaßen ansprechend, kämpft ihr euch in den letzten fünfundzwanzig Stages des vierten Levels durch ödeste, dunkelgraue Räume. Die Musik dudelt ungeheuerlich vor sich hin, in Midi-Sounds gekleidete, fanfarenhafte Superheldenmelodien zwingen irgendwann auch den am härtesten gesottenen Daddler, den Lautstärkeregler in Richtung null zu drehen.

Die Soundeffekte sind ordentlich, doch da es leider nicht möglich ist, die Musik getrennt von den Soundeffekten abzustellen, wird man auch von ihnen nicht besonders viel hören.

Einhundert Stages sind in der Tat kein Pappenstiel, leider gilt jedoch das Motto »Masse statt Klasse«. Die Gegnerschaft bleibt einhundert Stufen lang annähernd unverändert, der Schwierigkeitsgrad erhöht sich in den höheren Spielstufen lediglich durch erhöhtes Gegneraufkommen. Besonders beliebt sind die fiesen großen Augäpfel, die sich in vier kleinere Augäpfel aufsplitten, die sich wiederum in vier kleinere Augäpfel aufsplitten, wenn ihr sie trefft – ein extrem nerviger Gegner. Leider gibt es gar nicht so wenige Stages, in denen sich fast ausschließlich diese Augen tummeln…

»Helix« spielt sich, dank fehlender Scores oder Zeitlimits recht entspannt, ihr könnt euch gänzlich auf eure Rettungsmission konzentrieren. Einen Punktezähler hätte ich mir als weiteren Motivator dennoch gewünscht. Frustfaktoren gibt es in »Helix« dank unendlicher Continues und automatischer Sicherung eures Fortschritts kaum, einzig die Tatsache, dass nach dem Verschliss eines Hubschraubers mit dem Tuning wieder ganz von vorne begonnen werden muss und die in nahezu jeder Stage herumfliegenden, dämlichen Augen verleiten zum ein oder anderen Anflug schlechter Laune.

Fazit:

»Helix« wird die Ehre zuteil, sich mit den Auszeichnungen mehrerer e-zines und Magazine schmücken zu dürfen. Darunter eine Auszeichnung der »Macworld«, die »Helix« mit 4 von 5 Mäusen auszeichnete, oder ein Award der »Game News«, die »Helix« sogar mit 5 von 5 möglichen Punkten adelte. Es ist mir schleierhaft, warum. Waren die Tester blind? Gehörlos? Oder gar beides? Haben sie noch nie ein anderes Shoot-‚em-up gespielt?

Nicht, dass wir uns missverstehen: »Helix« ist nicht so schlecht, dass einen das kalte Grausen packt – einen gewissen naiven Charme kann man dem Spiel nicht absprechen. Aber es ist auf gar keinen Fall ein Kandidat für eine Höchstwertung. Dazu fehlt es an Abwechslung, und zwar in so ziemlich jedem Aspekt, der ein Spiel ausmacht: Optisch, akustisch, spielerisch. Die – zumindest in den ersten drei Levels – ganz nette Grafik kann auch nicht wirklich was reißen: Spätestens nachdem ihr das zwanzigste böse Auge (und jedes seiner »Kinder«) vom Bildschirm entfernt habt, werdet ihr – angeödet von so viel Einfallslosigkeit im Level- und Gegnerdesign – ein anderes Spiel bemühen. Einzig völlige Videospiel-Greenhorns könnten Gefallen an dem Game finden. Sie scheinen mir ohnehin die Zielgruppe zu sein, die Phelios mit diesem Produkt anzuvisieren scheint…

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt Phelios.

Bilder (klicken für mehr)

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