Monkey Island 4: Flucht von Monkey Island

Es ist vollbracht. Ich habe mich durch die Welt der Affen geschlagen und bin nach verwirrenden Abenteuern im Drei-Insel-Reich wieder unter die normalen Mac-User gegangen. Kein gieriges Schielen nach dem Walkthrough mehr, aber auch kein fröhliches Grinsen bei altbekannten Scherzen. Das anklagende Fazit zu diesem Spiel lautet: Es gibt so wenige Adventures heutzutage! Jede Wette, man könnte ähnlich witzige Adventures mit noch schrägerem Humor machen und das alles viel besser – aber blöderweise tut es keiner.

Monkey Island IV ist natürlich nicht so gut wie Teil 1 oder 2, und von der Story etwas dämlicher als Teil 3. ABER: Es ist immer noch ein saucooles Spiel, das sich echt lohnt. Die Grafik ist wirklich gut, wenn auch für meinen Geschmack manchmal zu detailreich. Wie ich schon in einem Preview moniert habe: DIE STEUERUNG IST KOMPLETT BESCHEUERT! Was war denn so schlecht an normalem Klicken? Wieso muss ich mich jetzt mit figur- oder kamerabezogenen Perspektiven in widersprüchlichen Kameraeinstellungen herumschlagen? Wieso hat man nicht einfach die Steuerung von „Full Throttle“ genommen, wenn man schon etwas Neueres wollte? Okay, LucasArts hört mich nicht. Wer sich aber zum Kauf des Spiels entschließt, und eigentlich würde ich das für ein paar fröhlich vergambelte Ferienstunden schon empfehlen – der sollte sich in diesem Punkt auf etwas Ungemach einstellen. Kommt nämlich durchaus vor, daß man mit der rechten Cursortaste aus einem Bild rausgeht und im nächsten so reinkommt, daß die weiterhin gedrückte Taste einen gleich wieder zurückbringt.

Kommen wir zum Plot: die Turteltäubchen Elaine und Guybrush kommen von der Hochzeitsreise zurück, Elaine wurde für tot erklärt und ein mieser Immobilienmakler will ihren Posten als Gouverneurin von Mêlée Island antreten. Ab hier muss sich Guybrush warm anziehen, denn Elaine kommandiert ihn ganz hübsch herum – bis er wieder bei den Affen landet…

Einige Bekannten aus den bisherigen Spielen sind wieder mit dabei: Stan, die Voodoo-Lady, Carla, die Schwertmeisterin, Herman Toothrot… aber da fehlt doch jemand? Mehr Affen als in allen bisherigen Spielen zusammen – dieser Werbeslogan stimmt, es gibt einige Kämpfe mit Affen auszustehen – keine einfache Aufgabe. Wie in den bisherigen Spielen muß man die seltsamen Spielregeln durch einige verlorene Duelle lernen und dann zum Gegenschlag ausholen.

Der feine Humor bleibt wohl durch die Übersetzung etwas auf der Strecke, manchmal ist es dennoch zum Brüllen. Mit dem Piraten Meathook, der statt Händen nur zwei Haken hat, plaudert man über die schlechte Auftragslage in Adventures. Der alte Freund beschwert sich daraufhin, keine Rollen zu bekommen – sogar für einen Ego-Shooter habe er sich schon beworben, aber die Waffen seien ihm immer aus der Hand gefallen. Gefällige Seitenhiebe auf „Titanic“ und „StarTrek“ sind durchaus nicht nur Eingeweihten zugänglich, und selbst im Abspann ruft Guybrush noch nach Hilfe. „George! Mike! … Johnboy?“

Okay, ich werde jetzt nicht alle Witzlein aus der Kiste lassen. Angenehm und total unrealistisch ist wie bei allen LucasArts-Spielen, dass man keinen endgültigen Fehler machen kann, der einem das Spiel versaut. In jedem Stadium kann man das Ziel erreichen, und schon verlorene Gegenstände können wiedererlangt werden. Schade ist, dass das Adventure eine Spur realistischer geworden ist – in den früheren Folgen wäre Australien als Land niemals vorgekommen, weil das ganze Setting rein fiktional war. Auch gibt es nun eine Vielzahl an Beleidigungs-Kampfsportarten, die nicht unbedingt notwendig gewesen wären. Das Strickmuster ist somit dasselbe geblieben, man kennt sich da recht bald aus und weiß, gegen wen man Kämpfe zu bestehen haben wird.

Ein Kritikpunkt: das Spiel ist buggy. So buggy, daß mir ein Freund nicht glauben wollte, daß es keine Beta ist, die ich Händen halte. („Wieso sollte LucasArts MIR eine Beta geben?“ – Das hat ihn dann überzeugt…) Eine Endlosschleife wäre möglich, weil mit der vertrottelten Steuerung auch die Bugs noch viel drastischer wirken. Wenn Guybrush auf einem Floß fährt, und eine Uhr die Richtung anzeigt – was ist das dann, wenn plötzlich die Uhr über dem Wasser schwebt, obwohl sie gerade noch neben ihm stand? Ein Fehler – wohl eher eine Katastrophe. Gerade gegen Schluss häufen sich die Fehler und man wird den Eindruck nicht los, daß LucasArts das vierte Abenteuer schnell in den Läden haben wollte – schade eigentlich, die Sorgfalt hätte sich gelohnt.

Die Landkarten sind wunderbar gezeichnet und ergeben mit der Musik von Michael Land wieder eine heile Piratenwelt, in der man gerne für ein paar Stunden abtaucht. Nur manchmal behelligt durch den blöden Protagonisten, wenn er brüllt: „Hey, ich bin Guybrush und hab Dir damals in Vietnam den Arsch gerettet!“

Fazit:

Naja. Sicherlich eines der besten Adventures, die es aktuell am Mac gibt, aber es bleibt doch hinter dem Spielspaß der vorherigen Teile, wozu nicht zuletzt die erbärmliche Steuerung beiträgt.

Bertram Haller

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel im macinplay-Shop.

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