Monster Fair Pinball
Flippern am Mac: Da werde ich sentimental und denke zurück an eine Zeit, in der wir mit Flipperspielen überflutet wurden. Auch wenn es heute ein wenig merkwürdig scheint, ist es doch eine Tatsache, dass Flipperspiele bzw. Flippersimulationen eine ganze Zeit lang groß in Mode waren. Ungefähr so lange, bis Empire Interactive mit seiner Pro-Pinball-Reihe sämtliche Konkurrenten deklassierte. Bis heute gibt es – auf dem Mac – nichts, das gegen den Detail- und Ideenreichtum, den Witz, die grafische und akustische Opulenz der ProPinball-Spiele anstinken könnte. Eigentlich könnte man als Flipperfan mit den vier ProPinball-Spielen bis in alle Ewigkeit glücklich sein, wenn es da nicht ein großes Hindernis gäbe, dass Mac OS X heißt.
Die Einführung von Mac OS X markiert das vorläufige Ende der Flipperspiele auf dem Mac. Für die Pro-Pinball-Serie gibt es bis zum heutigen Tage keine Updates, die die Spiele unter Mac OS X lauffähig machen würden – es ist stark anzunehmen, dass es wohl nie welche geben wird. Auf der Suche nach Alternativen stößt der verzweifelte Mac-Flipperfreund zwangsläufig auf einen alten Bekannten: »Little Wing« war seinerzeit der erste Anbieter von Flipperspielen für den Mac, und ist aktuell der einzige Anbieter, der Pinballspiele für Mac OS X verkauft und entwickelt.
Das jüngste »Little Wing«-Spiel heißt »Monster Fair Pinball«, kostet etwa 18 EUR und kann über die »Little Wing«-Webseite bezogen werden. Ihr schlüpft in die Rolle eines Freizeitparkdirektors. Eure Aufgabe ist es, möglichst viel Kohle zu scheffeln. Das Spiel bietet dazu überraschend vielfältige Möglichkeiten: In fünf ›Missionen‹ habt ihr die Möglichkeit, fette Punktzahlen zu ergattern. Dazu gesellen sich einige Extraboni und natürlich das große Finale.
Die ›Missionen‹ sind abwechslungsreich gestaltet. Mal müsst ihr innerhalb eines Zeitlimits die Droptargets oder die Bumper, bestimmte Rampen oder Bahnen treffen, oder im Multiball die vorgegebenen Missionsziele erreichen. Das erfolgreiche Absolvieren der Missionen ist für hohe Punktzahlen von unbedingter Wichtigkeit, da das Spiel im normalen Spielmodus nur sehr mickrige Punkte ausspuckt.
Obwohl die Ballphysik manchmal etwas merkwürdige Kapriolen schlägt, überzeugt sie doch im Großen und Ganzen. Mit ein wenig Spielerfahrung kann man recht gut einschätzen, in welche Richtung der Ball von den Paddles ins Spielfeld geschossen wird. Sehr schön ist, dass der Ball nun seine Geschwindigkeit nicht mehr abrupt verringert, wenn er von der Return-Lane auf das Flipper-Paddle rollt. Dieses Verhalten sorgte noch im Vorgänger »Jinni Zeala« für unangenehme Überraschungen.
Das Spielfeld ist liebevoll und detailliert gestaltet. Zum ersten Mal in einem »Little Wing«-Spiel sind animierte Figuren auf dem Spielfeld verteilt, die sich geringfügig bewegen, wenn man besondere Rampen, Drop-Targets oder Bahnen trifft. Auch die Lichtspiele, die auf besondere Boni aufmerksam machen, sind gelungen und lassen fast vergessen, dass man sich nur vor einem simulierten Flipperautomaten befindet. Ein weiteres optisches Schmanckerl sind die vier Hintergrundbilder. Bei jedem Programmstart wird das Spielfeld von einem anderen Hintergrundbild eingerahmt. Der Präsentation zuträglich ist, dass das Spiel automatisch in den Vollbild-Modus schaltet, und zwar unabhängig von der Auflösung, die man auf dem Desktop eingestellt hat. Als erstes und einziges der »Little Wing«-Spiele erstreckt sich »Monster Fair« damit über den gesamten Bildschirm, ohne dass man selbst noch etwas an der Bildschirmauflösung drehen muss.
Das Spielfeld ist jedoch nicht ohne Tücken. Der Ball kommt sehr häufig in äußerst ungünstigen Winkeln auf die Paddles zugerollt, und in den ersten Spielen rollt die Kugel oft ins Aus, ohne dass man großartig etwas dagegen tun könnte. Leider gibt es keine Kick-Backs an den Outlanes, was den Frust schnell in ungesunde Höhen treibt. Dafür gibt es einen Ball-Saver, nachdem man den Ball ins Spielfeld gebracht hat. Der ist zwar nur sehr kurz geschaltet, aber immerhin.
Recht geschmäcklerisch sind leider die Soundeffekte und die Hintergrundmusik. Alles wirkt überdreht lebendig, fast schon hyperaktiv. Es quiekt, quäkt, mäht, furzt und blubbert wo auch immer man den Ball hinschießt, und der merkwürdig verschwurbelte Soundtrack trägt seinen Teil zur übernervösen Grundstimmung bei. Zum Glück kann man sowohl die Musik als auch die Soundeffekte im Hauptmenü abstellen – doch Flippern ohne Sound ist leider nur noch halb so schön.
Apropos Optionen: Hier ist »Monster Fair« ziemlich spartanisch. Bis auf die erwähnten Soundoptionen kann der Spieler lediglich noch die Steuerung konfigurieren. Eine zweite oder dritte Ansicht auf den Flippertisch wäre ganz nett und vielleicht sogar sinnvoll gewesen, obwohl die aktuell dargebotene Ansicht schon recht gut ist.
Erfreulich niedrig sind die Systemanforderungen des Spiels: Selbst auf einem iMac mit 500 Mhz G3 und 384 MB Ram läuft das Spiel ohne zu ruckeln. Komischerweise sieht das auf einem Powerbook mit 1,5 Ghz G4 etwas anders aus. Hier konnte der ein oder andere Ruckler beobachtet werden, und zwar unabhängig davon, wie viele Bälle sich grade auf dem Spielfeld befanden – sehr merkwürdig. Dem Spielspaß tut das jedoch keinen Abbruch. »Monster Fair« liegt als Universal Binary zum Download vor und ist damit auf Intel- und PPC-Macs ausführbar.
Fazit:
Auch wenn es in puncto Spielumfang, Grafik, Musik und Optionsvielfalt nicht mit den großen Vorbildern aus der ProPinball-Reihe mithalten kann, kommt »Monster Fair« ihnen in Sachen Spielspaß unerwartet nahe. Das Layout des Spielfeldes ist tückisch, das Regelwerk ist einfach zu durchschauen und die gestellten Aufgaben zu meistern ist eine faire Herausforderung. »Monster Fair« ist das Beste momentan erhältliche Flipperspiel für Mac OS X. Das darf durchaus als Kompliment verstanden werden, auch wenn die Konkurrenz momentan recht spärlich gesät ist.
Verfügbarkeit
Zu haben ist das Produkt bei Little Wing.
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