Oolite

Oolite

Einleitung

Ziemlich genau 25 Jahre ist es jetzt her, dass ein Meilenstein der Computerspielgeschichte das Licht der Welt erblickte: Im September 1984 wurde „Elite“ veröffentlicht. Vom hierzulande relativ unbekannten „BBC Micro“ startete es seinen Siegeszug und wurde auf praktisch alle damals existieren Systeme portiert. Kann die Weltraum-Handels-Kampf-Simulation auch heute noch fesseln? Ich habe das Jubiläum zum Anlass genommen und mir die freie Portierung „Oolite“ einmal näher angeschaut. Aber natürlich wurde daraus auch eine Reise in die Vergangenheit…

Worum geht es?

Da sitze ich also nun auf der Raumstation, die den Planeten Lave umkreist. Eine alte Cobra MK.III und 100 Credits als Grundkapital sowie viele Glückwünsche zur bestandenen Pilotenprüfung sind alles, was ich vorweisen kann. Was also tun? Mit dem Raumschiff ist nicht viel Staat zu machen und mein Kapital reicht weder für bessere Ausrüstung noch gar für ein besseres Schiff. Also werde ich wohl zunächst versuchen, möglichst günstige Waren in meinnm Frachtraum zu laden und hoffen, sie dann irgendwo auf einem benachbarten Planeten möglichst teuer loszuschlagen. Also kaufe ich auf dem Markt Lebensmittel und fliege damit zum nächsten Industrieplaneten. Auf Zaonce angekommen kann ich die Lebensmittel mit Gewinn verkaufen und neue Waren an Bord nehmen. Glücklicherweise sind beide Systeme mit relativ starker Polizei ausgerüstet, sodass ich keine Piratenangriffe zu befürchten habe. Zwar wäre der Handel mit unsicheren Systemen wesentlich lukrativer, aber so mancher Pilot, der zum ersten mal eine Anarchie angesteuert hat, starb in den Trümmern seine Schiffes, während die Piraten seine Ladung bargen, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Ich bleibe erstmal auf den sicheren Handelsrouten und hoffe, dass mich weder vereinzelte Piraten noch die Thargoiden erwischen…

So begann damals mein erstes „Elite“ auf dem Comodore 64, und so begann auch jetzt mein „Oolite“ auf dem Mac. Man bekommt ein kleines Raumschiff und etwas Startkapital in die Hand und ein Universum mit acht Galaxien, die insgesamt über 2000 Planeten enthalten, vor die Nase, um etwas aus seinem Leben zu machen. Dabei gibt es praktisch keine vorgefertigten Missionen zu bestehen, sondern man kann wirklich frei entscheiden, womit man seine Zeit zubringt. Mögliche Karrieren sind Händler, Kopfgeldjäger oder Pirat, aber auch durch den Abbau von Erzen oder als Schrottsammler kann man sein Leben bestreiten. Natürlich kann man im Laufe der Zeit immer bessere Ausrüstung und auch andere Raumschiffe kaufen. Und was wäre eine Weltraumspiel ohne Bösewichte? Dafür gibt es die „Thargoiden“, Aliens die mit allen und jedem Krieg führen. Ein Spielziel im eigentlichen Sinne sucht man vergebens, allenfalls das Erklimmen der Rangliste von „Harmlos“ bis „Elite“-Status durch eine entsprechende Anzahl von Abschüssen ist ein Ziel.

Das Spiel

„Oolite“ ist eine sehr werkgetreue Umsetzung des Originals. Praktisch wurde nur die Grafik etwas aufgebohrt. Das hat Vor- und Nachteile. „Elite“ begründete damals das Genre der Weltraumsimulationen und zog neben zwei offiziellen Fortsetzungen eine Vielzahl von Nachahmern wie „X1 bis X3“ oder „Vendetta Online“ nach sich. Alle diese bieten dem Spieler realistische Physik oder bessere Grafikeffekte, mehr Handelswaren oder Missionen als das Original. Aber trotz allem ist es immer noch das erste „Elite“, das viel in seinen Bann zieht.

So ist das Spiel zwar leicht zu erlernen, aber schwer zu beherrschen. Denn anders als bei diversen Nachfolgern muss man nicht erstmal 25 Tutorialmissionen bestehen, um die Tastaturbelegung und Flugphysik zu verinnerlichen, sondern man fliegt einfach los. Aber spätestens, wenn man mit einer Ladung Computerteile ein anarchisches System anfliegt und geschätzte 20 Piratenschiffe einem am Heck hängen, von denen fünf eigentlich Polizeischiffe sind, die einen beschützen sollten (aber was will man erwarten…), zeigt sich, ob man ein richtiger Pilot ist – oder eben nicht. Dabei ist die Flugphysik wie bereits erwähnt längst nicht so ausgefeilt wie bei neueren Genrevertretern, aber nichts desto trotz fliegen sich die verschiedenen Raumschiffe schon unterschiedlich.

Auch bieten die Nachfolger zum Teil ausgefeilte Handelssysteme und nicht 17 Waren (von denen drei unter Umständen illegal sind) sowie diverse Fraktionen, denen man sich anschließen kann. Aber kein mir bekanntes Spiel (außer „Elite 2“) erreicht den Freiheitsgrad des Originals. Ihr seid des Leben eines reichen Händlers satt? Kein Problem, verkauft euer dickes Handelsschiff, steigt in ein kampfkräftigeres Modell um und geht auf Piratenjagd (oder werdet selbst einer). Ist euch das zu anstrengend, dann besorgt euch einen Minenlaser und sprengt Asteroiden. Die schießen wenigstens nicht zurück, nebenbei gibt es noch eine kleine Prämie und das aufgesammelte Erz kann man gut verkaufen. Und mit etwas Glück kann man noch den einen oder anderen herrenlosen Frachtcontainer aufsammeln. Oder Ihr baut eine Passagierkabine in euer Raumschiff und spezialisiert euch darauf, gut zahlende Kundschaft möglichst schnell zu ihrem Ziel zu bringen. Aber Vorsicht, einige Klienten haben nicht nur Freunde…

Gelandet wird grundsätzlich auf Raumstationen, die Planeten kann man nicht betreten. Hier wird gehandelt, man kann Aufträge annehmen oder sein Raumschiff ausrüsten und reparieren. Die Grafik in der Raumstation ist bestenfalls als „zweckmäßig“ zu bezeichnen, die Flüge bieten da schon etwas mehr fürs Auge, auch wenn moderne Grafikboliden wie z.B. „X3“ natürlich wesentlich mehr bieten. Näheres könnt Ihr in der Galerie bewundern. Für die Ratefreunde unter Euch: Ich habe zwei Screenshots der C-64 Version darin versteckt 🙂 .

Gesteuert wird mit der Tastatur, aber alte Raumfahrer besorgen sich natürlich den passenden Joystick zum Fliegen im macinplay-Shop. Und wenn Ihr dann irgendwann einmal meint, alles gesehen zu haben, dann gibt es da ja noch die Möglichkeit, neue Spielinhalte hinzuzufügen. Dazu dienen diverse Erweiterungspakete, die sich natürlich auch miteinander kombinieren lassen. Einige fügen gerade mal ein neues Raumschiff hinzu, andere motzen die Grafik auf oder bringen ganz neue Spielinhalte mit.

Fazit

Auch wenn bei mir sicherlich einige nostalgische Gefühle mitspielen, „Oolite“ ist ein empfehlenswertes Spiel, das einen lange vor dem Monitor fesselt und dazu noch als Freeware zu haben ist. Einfach einmal von der Homepage laden und mit jedem Mac ab Mac OS X 10.3.9. losfliegen. Die Erweiterungen und nähere Informationen sind im Wiki zu „Oolite“ versammelt, und wer alles ganz genau wissen will, der kann sich hier die Originalanleitung von „Elite“ als PDF herunterladen.

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