Terminus
Terminus spielt knapp zweihundert Jahre in der Zukunft, im Jahre 2197. Gerade ist die Menschheit in den Weltraum aufgebrochen, um ihn sich untertan zu machen – der Mars ist besiedelt, im Asteroidengürtel wird fleißig Erz abgebaut. Dann – 2167 – wird eine bemerkenswerte außerirdische Technologie entdeckt, die die Konstruktion von Vortex-Toren ermöglicht. Diese Tore ermöglichen bei einem Durchflug die sofortige Ankunft an einem entfernten Ort im Sonnensystem.
Das Spiel beginnt in einer friedlichen Zeit. Der Nachfahre der Vereinten Nationen, die United Earth League, regiert die Mehrheit der Menschen mit fester Hand, während das Marsianische Konsortium nach Selbständigkeit strebt. Man lebt friedlich und glücklich nebeneinander her, doch plötzlich: Sabotage! Beide Mächte – Erde und Mars – sind plötzlich im Kriegszustand.
Die deutsche Version von Terminus unterscheidet sich immens von der original-US-Version: die deutsche Packung ist kleiner, nur eine DVD-Hülle, und darum passt auch kein gedrucktes Handbuch hinein. Nur ein Waschzettel und eine Lizenzvereinbarung liegt drin, und der Waschzettel ist ein wenig mit heißer Nadel gestrickt worden, jedenfalls hätte den noch mal jemand Fehlerlesen sollen. Außerdem bringt er inhaltlich recht wenig. Nicht einmal die Einrichtung eines Joysticks ist beschrieben. Sonstiger, nicht wirklich augenfälliger Unterschied der deutschen zur US-Version: In den Staaten werden drei Versionen in einer Box ausgeliefert: Macintosh-, Windows- und Linux-Version lagern hier einträchtig in einer Packung. In Deutschland dagegen werden alle drei Versionen separat vertrieben, was ein wenig den Spaß mindert, denn die Tatsache, dass in derselben Verkaufsbox auf drei CD-ROMs die Mac OS-, Windows- und Linux-Version gleichzeitig zum selben Preis angeboten werden, würde sicherlich beitragen, das Spiel weit zu verbreiten. [Anmerkung: Das Spiel ist in Deutschland nicht mehr erhältlich. Stand: Januar 2004]
Nach der Installation bügele ich erst einmal umständlich die ersten paar Updates drüber und lade das erste Mal gespannt wie ein Flitzebogen Terminus, das „epische Weltraumkampf-Rollenspiel“. Die Screenshots vorab ließen mich schon viel erwarten und machten mich heiß auf viel Ballerei und noch mehr lang anhaltenden Spaß im Weltall. Etwas unübersichtliches Interface, denke ich noch bei mir, als ich das Spiel das erste Mal öffne. Da muss das Hanbuch ran! Doch außer dem erwähnten Waschzettel finden sich keine Instruktionen – doch! Auf der ersten CD liegt ein PDF-Dokument, das das US-Handbuch in einer hundsmiserablen Qualität enthält – am Bildschirm kaum lesbar. Schade, denn wer des Englischen mächtig ist, dürfte keine Probleme beim Verständnis des knapp 200 Seiten langen Wälzers haben – alle anderen: Lasst lieber die Finger davon. Dieses Spiel zu beherrschen dauert auch so schon lange genug. Arktis, Hersteller des Waschzettels und Deutschlanddistributor, zuckt entschuldigend die Achseln: Das PDF kam in der vorliegenden Qualität aus den Staaten, man hoffe auf eine Verbesserung bei der nächsten Auflage. [Anmerkung: Es gibt keine neue Auflage. Stand: Januar 2004]
Erst einmal starte ich eine Trainingsmission – ein Augenschmaus! Blendeneffekte, ein ferner Sternennebel, pechschwarze Nacht, fein modellierte Raumschiffe und Vortex-Tore – toll, und das auf einer alten ATI RagePro, von der seitens des Herstellers abgeraten wird… Wie mag das Spiel wohl auf einer aktuelleren Karte aussehen?
Leider kommt der Sound des hilfreichen Trainers etwas verzerrt durch den Äther. Kaum verständlich, glücklicherweise wird der gesprochene Text im Bildschirm eingeblendet. Die fünf Trainingsmissionen sind schnell erlernt, und damit beherrschst du auch schon im Wesentlichen dein Schiff. Jetzt geht’s ans Eingemachte!
Erinnert sich noch jemand an „Elite“ von Mitte der 80er Jahre? Den Zeitkiller Nummer Eins am heimischen Commodore 64? Das Spiel, weswegen wir permanent eckige Augen und Stress mit Mami und Papi hatten? Weswegen wir blaue Briefe von der Schule nach Hause bekamen, weil wir keine Zeit hatten, Hausaufgaben zu machen? Terminus hat das Zeug zu Elite – aber es sieht noch viel besser aus.
Fantastisch ist das physikalische Modell, was dem Flug zu Grunde liegt. Entgegen dem üblichen Weltraum-Simulator, der wie ein Flugzeug-Simulator funktioniert, treibt dein Schiff, einmal auf Geschwindigkeit gebracht, einfach weiter. Du kannst auf der Stelle stehen und dich drehen und wenden in jede Richtung – es gibt einfach kein Oben und kein Unten. Ein Joystick mit mehreren Achsen sei an dieser Stelle empfohlen.
Du kannst dich bei Beginn des Spiels entscheiden, ob du als Single-Player im „Gauntlet“-Modus („Fehdehandschuh“) deine Reaktionen im Kampfgetümmel stählen willst, ob du im „freien Spiel“ einfach eine von vier möglichen Laufbahnen als irdischer oder marsianischer Kampfpilot, als Pirat oder als Söldner antreten willst, oder ob du (ebenfalls mit einer dieser Laufbahnen) entlang der Storyline den bösen Verräter enttarnen und die Welten zurück ins Gleichgewicht bringen willst.
Herzstück von Terminus allerdings ist das Online-Spiel, das wie im Single-Player-Modus des freien Spiels funktioniert. Terminus wird von GameRanger unterstützt, und somit ist es kein Problem, immer ein paar Mitspieler zu finden – pro Terminus-Server können 60 Spieler gleichzeitig online sein.
Terminus ist ein bisschen Weltraum-Rollenspiel mit Kampfsequenzen, aber vor allem mit viel Handel. Die Reise von einem Punkt zum nächsten Vortex-Tor dauert schon ein Weilchen, und auch der Abbau von Erz braucht seine Zeit. Im Gauntlet-Modus lässt sich die Dauer des Einsatzes selbst bestimmen – wenn du meinst, du hast genug, dann raus. Im Single-Player und Multi-Player-Modus baust du dir aber eine Karriere auf – und das dauert schon eine Weile.
Mit Abstand das schlechteste an Terminus ist das Interface. Gefährlich ist zum Beispiel in Untermenüs des Hauptmenüs ein großer roter Knopf, der das Spiel beendet. Das kleinere, blau schimmernde Dreieck im oberen Bereich habe ich beim Testen erst kaum wahr genommen. Unübersichtlich und wenig intuitiv sind auch die einzelnen Funktionen, um das Schiff auszustatten, Handel zu treiben oder eine Routenplanung durchzuführen. Glücklicherweise sind diese kritischen Stellen im Handbuch einwandfrei und sehr ausführlich beschrieben. Leider ist aber das Handbuch in der „deutschen“ Ausgabe des Spiels hundsmiserabel – und außerdem auf Englisch. [siehe obige Anmerkungen zur deutschen Version]
Mit den vorhandenen Updates läuft Terminus stabil, einige Ungereimtheiten fielen mir nur auf, wenn ich in der Trainingsmission schneller war als mein Trainer – er sprach noch und lobte mich für die Durchführung seiner Anweisungen, da war ich schon längst zurück im Hörsaal des Trainingszentrums, hatte eine neue Trainingsmission gestartet und saß schon wieder im Schiff. Außerdem klingt die Stimme, als würde sie über eine alte, schlechte und möglicherweise angezapfte Telefonleitung mit mir sprechen.
Moderne Maschinen haben keinen Grund zur Panik, ältere iMacs sollten laut Packung zwar die Finger von Terminus lassen, doch ich konnte – zumindest im Single-Player-Modus – sogar sämtliche grafischen Effekte anschalten und erlitt keine drastischen Performance-Einbrüche. Sollte insbesondere im Multi-Player-Spiel die Framerate sinken (die man sich einblenden lassen kann), so lassen sich grafische Effekte einfach abschalten. Das Handbuch gibt sogar gute Tipps, welche zuerst weggeschaltet werden sollten.
Fazit:
Ich habe mich ja kaum getraut, dieses Spiel auf meinem ehrwürdig grau gewordenen iMac zu installieren – doch ich habe es getan, und das war gut so, denn es lief trotz gegenteiliger Behauptung auf der Packung. Terminus ist ein Knaller – optisch wie inhaltlich.
Verfügbarkeit
Zu haben ist das Spiel im macinplay-Shop.
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