Torchlight
Wenn eine Gruppe ehemaliger Blizzard Mitarbeiter sich selbstständig macht und ein Action-RPG entwickelt, dann darf man schon etwas besonderes erwarten. Und auch wenn das Spiel schon einige Zeit auf dem Markt ist, so kann ein Blick darauf durchaus lohnen. Kann, muss aber nicht. Nun ja, wir werden sehen.
Alles schon mal dagewesen?
Ja, es gibt eine Story zu dem Spiel:
„Das Abenteuer beginnt in einer Bergbausiedlung namens Torchlight, einer boomenden Kleinstadt über Gestein mit reichen Emberadern – einem mysteriösen Erz, dass die Macht besitzt, all jene, die es anfassen, zu verzaubern oder zu korrumpieren. Diese Macht kann verhängnisvolle Konsequenzen haben und die Spieler müssen in den Bergen in tiefe Schächte absteigen, um die volle Tragweite der Macht des Embers auf vergangene Zivilisationen zu entdecken.“
Der Spieler wählt zu Beginn eine von drei Klassen die sich grob in Nahkämper, Fernkämpfer und Zauberer unterteilen lassen und ob er als Männchen oder Weibchen durch die Unterwelt ziehen möchte. Dazu gilt es noch einen Begleiter, Hund oder Katze, auszuwählen.
Aber das ist eigentlich nur mehr oder weniger lästiges Beiwerk, denn es geht natürlich nur um eines:
Hacken und Sammeln
Wer schon einmal Diablo, speziell den ersten Teil, gesehen hat, der weiß sofort, worum es geht. Und wer es nicht kennt, der wird sich trotzdem schnell zurechtfinden.
Hier noch einmal das Spiel im Schnelldurchlauf:
Held startet in einer kleiner Stadt und bekommt dort den Auftrag die Minen zu erkunden. Held betritt die Minen und sieht sich augenblicklich einer wahren Flut von feindseligen Kreaturen gegenüber. Held tötet diese Kreaturen, erhält Erfahrungspunkte und sammelt Gold und Gegenstände auf. Held steigt ein Level auf, verbessert seine Fähigkeiten und steigt eine Stufe tiefer in die Höhlen, wo sich das alles wiederholt.
So weit, so scheinbar belanglos.
Aber, was soll ich sagen? Es ist einfach ein geiles Gemetzel, was dort unter der Stadt abgeht. Mehr oder weniger pausenlose Gegnerattacken, hinter jeden dritten Ecke lauert ein Boss, tonnenweise Gegenstände und ein paar Finessen.
Zunächst einmal wäre da der Begleiter. Egal ob Hund oder Katze, das Haustier ist eine zünftige Kampfmaschine, die sich durchaus zu behaupten weiß und nebenbei ein respektables Transportgefährt. Ist euer Inventar voll, dann schickt doch einfach das Pet zurück in die Stadt, wo es die Waren verkauft und nach einiger Zeit mit dem Gold zurückkehrt. Ihr könnt inzwischen in Ruhe weiterkämpfen. Ein netter Kniff, damit der Spielfluss nicht durch ständiges zurück in die Stadt Laufen unterbrochen wird. Außerdem kann euer Tierchen genau wie ihr selber auch Zauber lernen und selbsttätig anwenden, so ein Heilzauber nebenbei kann im Nahkampf schon ganz praktisch sein.
Oder die Angelplätze, überall verstreut liegen Angelplätze, an denen sich der Held entspannen und den einen oder anderen Fisch fangen kann. Diesen könnt ihr dann an euer Haustier verfüttern, um es mit besonderen Eigenschaften auszustatten.
Apropos Eigenschaften: Man glaubt es kaum, aber es gibt in Torchlight pro Charakterklasse drei Talentbäume, die sich bei Levelaufstieg oder bei Überschreiten eines gewissen Ruhmes mit Punkten bestücken kann. Zusätzlich kann man seinen Charakter in den Eigenschaften Stärke, Geschicklichkeit, Gesundheit und Magie verbessern. Und das Haustier steigt natürlich im Level mit auf.
Aber all das dient, wenn man ehrlich ist, nur dem einen Zweck: mehr Gegner plätten, um an mehr Gegenstände zu kommen.
Diese Gegenstände unterteilen sich in mehrere Klassen: gewöhnlich, selten, rar, episch, einzigartig und Sets. Dazu gibt es sie mit und ohne Sockel, in die man Edelsteine stopfen kann, um bestimmte Eigenschaften zu erhalten. Man kann aus mehreren Gegenständen bei einem Händler im Dorf einen Neuen erschaffen, der vielleicht besserer Eigenschaften hat, und wenn ein gefundenes Item zu mächtig ist, dann kann man es in einer Kiste zwischenlagern um es später zu benutzen. Dabei gibt es zwei Arten von Kisten, eine gewöhnliche, die nur für den aktuellen Helden da ist und eine zweite, auf die alle Helden des Spielers zurückgreifen können. Das ist natürlich toll, wenn der Krieger mal wieder einen mächtigen Zauberstab gefunden hat, mit dem er ja leider so gar nichts anfangen kann, mein Zauberer freut sich sicher darüber.
Sammeln und Hacken
Das Spiel ist manchmal wie ein Rausch: nur noch den einen Boss da hinten umlegen, vielleicht hat er ja das letzte benötigte Item für das Set bei sich, nur noch schnell um die Ecke schauen, was dort an Waffen oder Ausrüstung versteckt ist, nur noch schnell diese Treppe herunter um zu sehen, was mich dort erwartet. So ist Torchlight.
Und wenn man aus dem Taumel langsam aufwacht, dann fragt man sich, ob das wirklich alles ist. Und ja, das ist alles. Denn auch die Quests beschränken sich auf Dinge wie „Finde diesen Gegenstand“ oder „Töte jenen Boss“. Die Spielmechanik besteht im wesentlichen aus Linksklick-Rechtsklick-Linksklick-Linksklick… Aber die atemlose Itemjagd ist einfach eine zu gemeine Falle für Jäger und Sammler, und wenn selbst die herumstehenden Fässer manchmal 3 oder 4 Gegenstände enthalten, was soll man da schon anderes tun als weiter zu spielen?
Die Grafik ist für ein inzwischen 2 Jahre altes Spiel gar nicht so schlecht, Zauber und Spezialfähigkeiten der Waffen erhellen die Kämpfe in den Tunneln. Und man kann durchaus an einigen Stellen einige Etagen nach unten sehen, wo die nächsten Opfer schon warten. Der Sound ist eingängig, sogar die Hintergrundmusik, die ich bei den meisten Spielen früher oder später ausstelle, darf bei Torchlight weiterdudeln.
Der eigentlich bei solchen Spielen übliche Multiplayermodus wurde hier noch nicht besprochen, weil er schlicht und einfach nicht existiert. Torchlight ist ein reines Solospiel.
Aber das fesselt trotzdem ungemein, und bis zur ersten Sehnenscheidenentzündung schafft man schon einige Stunden Spielzeit. Auch weil der Schwierigkeitsgrad selbst auf der Stufe „normal“ am Anfang ausgesprochen moderat ist und erst nach etlichen Leveln anzieht. Geübte Diabloveteranen stellen besser gleich auf „Schwer“ und für die ganz harten gibt es natürlich auch einen „Hardcore“-Modus in dem ein Bildschirmtod wirklich das Ende des Spiels bedeutet.
Torchlight gibt es exclusiv bei Steam, kostet freundliche 14,99 € und läuft auf jedem Intel Mac mit OSX 10.5.8 oder besser sowie einer 256 MB Grafikkarte vom Kaliber ATI Radeoan X1600. Damit fallen die Anforderungen also recht moderat aus. Zum Ausprobieren gibt es sogar eine kostenlose Demo zum herunterladen.
Spielstände zwischen der Mac und der Windows Version lassen sich leider nicht austauschen.
Für mich ist Torchlight trotz seiner zweifellos vorhandenen Schwächen einer der Besten, wenn nicht der beste Diablo Klon momentan und damit eine klare Kaufempfehlung.
[UPDATE: 29.03.2011] Torchlight ist nicht Steam-exklusiv, sondern auch über Mac Games Arcade und Amazon* zu beziehen. Danke an life_is_pleach für den Hinweis! [/UPDATE]
Torchlight ist nicht Steam exklusiv. Die Download Version ist unter anderem auch über MacGamesArcade erhältlich und es gibt auch eine Box Version z.B. über Amazon.de.
Danke für den Hinweis. Wir haben das in den Testbericht zu Torchlight aufgenommen.