X2: Die Bedrohung

Das Weltall – unendliche Weiten. Und dort, da versuchen gerade zwei Ganoven ein Schiff direkt aus dem Dock einer argonischen Station zu entwenden. Dies bleibt natürlich nicht unentdeckt und so werden Julian Garner und sein Komplize festgenommen. Aber weil Julian Garner zu den besten Piloten des Sektors zählt, lassen die Argonen mit sich verhandeln. Wenn Garner in Zukunft für sie arbeitet, bekommt er ein Schiff und muss nicht ins Gefängnis. Da überlegt man nicht lange und nach einem eher holprigen Intro haben wir unsere erste Mission.

Die Mac-Version von X2 kommt ziemlich genau zwei Jahre nachdem PC-Release, aber besser spät als nie. X2 ist eine Wirtschaftssimulation im Weltall, die man aus der Ego-Perspektive spielt. Ich kann zwar umher fliegen und mir wilde Raumgefechte liefern, der eigentliche Schwerpunkt liegt aber darauf eine große Flotte aufzubauen und Handel zu betreiben. Daher bestehen die ersten Aufträge dann auch aus einfachen Missionen wie „Bringe diese Waren zum Planeten A“ oder „Bringe Person B zu Station C“. Dabei sind wir am Anfang sehr stark abhängig von unserem Gönner, denn die meisten freien Aufträge, die es am schwarzen Brett gibt, kann man erst ab einem gewissen Ruf annehmen.

Nach einigen sehr eintönigen Flügen haben es dann auch die ersten Credits auf unser Konto geschafft. Für diese kann man sich dann in Werften neue Schiffe oder Ausrüstung kaufen. Zum Beispiel Updates die es einem Erlauben jederzeit zu speichern und die langen Flugphasen zu verkürzen. Was also bei anderen Spielen per Taste geht, muss man sich hier erst verdienen. Schließlich hat man soviele Credits, dass man sich mehrere Schiffe leisten kann. Diese kann man dann auf Handelsrouten schicken und sie dort selbstständig Credits verdienen lassen. Am Ende wäre dann das Ziel eine ganze Flotte von Raumschiffen unter seinem Kommando zu haben, vielleicht sogar ganze Systeme unter seine Kontrolle zu bringen. Aber bis dahin fließt sehr viel Wasser den Berg hinab.

Ein großes Manko ist die lange Eingewöhnungphase, man fliegt minutenlang durch All und es passiert einfach nichts. Man richtet das Schiff auf das nächste Sprungtor aus und kann dann einen Kaffee trinken gehen. Zum Glück gibt es eine hilfreiche Taste, welche die Zeit beschleunigt. So sind die Reisen zwar immer noch lang, aber ein Ende absehbar. Auch finde ich es etwas merkwürdig, dass man am Anfang nur in Stationen Abspeichern kann. Ein Modul das jederzeit ein Speichern erlaubt, muss man sich erst als Schiffsausrüstung kaufen.

Die Welt von X2 besteht aus vielen einzelnen Systemen, die von insgesamt sechs verschiedenen Rassen bewohnt werden. Die Argonen sind dabei die menschlich aussehenden Personen, zu denen auch unser Spielcharakter gehört. Daneben gibt es dann die üblichen Verdächtigen wie insektenähnliche Wesen, deren Raumstationen auch sehr organisch aussehen. Insgesamt bietet das Spiel durchaus Material für wochenlange Entdeckungsreisen, nur Schade das man an der Story nicht wirklich gearbeitet hat und diese mehr oder weniger dahin plätschert.

Die gesamte Interaktion mit Stationen, Schiffen und dem eigenen Schiff findet in einem Menü statt, in dem man sich nur mittels der Pfeiltasten bewegen kann. Das Einladen von neuen Gütern geht noch recht schnell von der Hand, die Kommunikation und Navigation ist aber sehr umständlich gelöst. Die Wege in den Menüs sind einfach zu lang und während man im Menü herum turnt, steht die Zeit nicht still. Auch im Hauptmenü gibt es keine Mausunterstützung, wer einen Joystick hat kann sich mit dem Coolie-Hat durch die Menüs hangeln. Und wo wir gerade bei Eingabegeräten sind, die Konfiguration des Joysticks war bei mir unmöglich. Alle Änderungen konnten nicht gespeichert werden und es gab bei jeder Änderung einen Fehlerdialog. Dies hatte zur Folge, dass der Joystick einen deutlichen Hang nach Rechtsunten hatte, dem ich ihm nur durch gewalttätiges herumreißen am Joystick irgendwann austreiben konnte. Das nennt man dann „physische Konfiguration“.

Grafisch ist X2 sicherlich eines der ansprechendsten Weltraum-Spiele, die es für den Mac gibt. Das umgebende Weltall ist mit Sternen, Nebelfeldern, Schiffen und Stationen übersät. Die Blendeffekte von nahen Sternen werden durch umherfliegende Asteroiden unterbrochen und im nächsten Moment taucht ein Schiff aus einem Sprungtor auf. Die Texturen der Objekte sind allesamt detailliert, die Bump-Mapping-Effekte aber teilweise etwas übertrieben. Auch die Lichteffekte bei Kämpfen oder das Schimmern der Triebwerke ist nett gemacht. Die ganze Pracht hat natürlich auch seinen Preis, mit allen Optionen ruckelt das Spiel selbst auf einem PowerMac G5 mit Radeon 9800 Pro.

Bei einer Sache haben die Entwickler aber ordentlich geschlampt, nämlich bei den Charakteren. Die Gesichter der Charaktere kleben quasi von innen an den Raumanzügen und drücken sich ihre Nasen platt. Und bei den Zwischensequenzen gehen alle Charaktere als hätten sie zum Frühstück Besen gegessen. Besonders schön sind dann Dialoge, bei denen ein Gesprächspartner in seinem Sessel zusammengesunken die Decke anschaut. Man könnte also sagen: Technik hui, aber Personen pfui. Zum Glück sieht man ja die meiste Zeit keine Menschen oder Außerirdischen.

Was den Ton angeht kann ich keine großen Aussagen machen, dieser ist so durchschnittlich dass er mir gar nicht erst aufgefallen ist. Schon nach wenigen Minuten kann man die eintönige Musik beim Flug durchs All mitsummen, aber nicht mehr hören. Zum Glück werden die Stücke per Zufall eingespielt, was garantiert, dass die spannenden Stücke während des Fluges komme und während eines Kampfes seichte Melodien gespielt werden. Ansonsten hört man eigentlich nur seine eigenen Waffen und eventuell andere Charaktere, aber insgesamt ist es recht ruhig im Spiel. Das liegt wahrscheinlich am Vakuum, in dem sich ja Schallwellen etwas schwer tun.

Nachdem ich die erste Hürde am Start überwunden habe, traten dann auch keine weiteren Fehler auf. Aber sobald ich nach Beginn des Spiels das erste Mal ein Ziel auswählen wollte, stürzte das Spiel ab. Erst nachdem ich das aktuelle Sternen-System verlassen habe, ging dann auch die Zielaufschaltung ohne Absturz des Spiels. leider konnte der Patch bei diesem Problem nicht helfen.

Fazit:

X2 konnte mich leider nicht wirklich motivieren, nach wenigen Stunden habe ich alleine in meinem kleinen Raumschiff aufgegeben. Das Hin- und Herfliegen ist zu langweilig und bleibt zu ereignislos, zumal einem die Story doch sehr schnell hängen lässt. Für Fans von Simulationen mag X2 dennoch interessant sein und wer durchhält wird auch mit einer komplexen Welt an der Stange gehalten. Ansonsten muss ich leider sagen, dass ich den Genre-Kollegen „Escape Velocity“ von Ambrosia Software trotz schlechterer Grafik besser finde.

Felix Gelpke

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

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