Neues von Apple: OS X 10.11, iOS 9, watchOS 2, Apple Music und das One more thing für Gamer

Auch wenn die sich Gerüchte in den letzten Tagen und Wochen mal wieder überschlagen haben – zu guter Letzt ist und bleibt die WWDC eine Entwicklerkonferenz – und so gab es in diesem Jahr viel neue Software und keine Hardware von Apple. Präsentiert wurden die kommenden Updates für OS X, iOS und watchOS sowie Apple Music.

Apple Music – die Antwort auf Spotify, Deezer und Co.

Eddy Cue stellt Apple Music vor (Bildrechte: Apple)
Eddy Cue stellt Apple Music vor (Bildrechte: Apple)

 

Fangen wir mit dem letzt Genannten an. Apple Music. Integriert in iTunes haben die Nutzer die Möglichkeit für 9,99 Euro pro Monat (oder 14,99 Euro als 6-Personen-Familien-Lizenz) auf den gesamten iTunes Musik-Katalog zuzugreifen. Aus der Cloud und auch lokal. Dazu gibt es ein neues soziales Netzwerk „Connect“ um sich mit Künstlern über Musik austauschen zu können. Das hat Apple ja schon einmal versucht mit „Ping“ und ist sensationell gescheitert. Wir werden sehen.

Apple Music funktioniert ein wenig wie iTunes Match – und das macht mir Sorgen. Denn auch die eigene Musik wird in das System mit aufgenommen und in die Cloud hochgeladen, sofern sie dort nicht schon liegt. (Anmerkung von Thorben: Match habe ich nur wenige Monate genutzt, nachdem es mit mehrfach meine Bibliothek mit korrupten Dateien zerschossen hatte). Dazu gibt es dann noch Radiosender wie Beats1 und weitere kuratierte Sender- wir sind gespannt. Reingucken kostet ja nichts – denn um Kunden zu gewinnen, ist Apple Music 3 Monate kostenlos und wird nicht nur für OS X, iOS und watchOS, sondern auch für Windows, Apple TV und Android verfügbar sein.

watchOS 2 – jetzt mit nativen Apps

watchOS 2 (Bildrechte: Apple)
watchOS 2 (Bildrechte: Apple)

Für die Apple Watch gibt es nun die Möglichkeit, native Apps zu entwickeln, es gibt neue Zifferblätter (aber natürlich weiterhin nur von Apple) und eine neue Funktion namens Time Travel – und die ist sowas von dreist von Pebble1 geklaut, da sollte man sich bei Apple vielleicht schon etwas schämen. Vergleich wir mal Apples Time Travel mit Pebble Time Lime.

 

Time Travel

„Mit Time Travel, einem neuen Feature in watchOS 2, drehst du einfach die Digital Crown, um zu erfahren, was heute, gestern und morgen passiert oder schon passiert ist. Time Travel ist besonders praktisch bei Zifferblättern mit Komplikationen (Anm. d. ChefRed.: ein wirklich dämlicher Name für die kleinen Zusatzinfos, die auf dem Ziffernblatt angezeigt werden). Du kannst sehen, wie das Wetter morgen Mittag beim Essen wird. Schau nach, was du heute noch zu tun hast. Oder dreh die Zeit zurück und lies News, die du vielleicht verpasst hast. Um wieder in die Gegenwart zurückzukommen, drückst du einfach auf die Digital Crown.“

Pebble Time Line

„With one click, see what’s coming up next. Your timeline connects to calendars, alarms, and apps, organizing all kinds of relevant information along with quick actions. Similarly, recall the past. Scroll back in time to see that email you missed, your step count for the day or the score from the game last night. Your timeline takes an incredible amount of information and makes it super easy to access .“

Aber lassen wir das. Die Uhr bekommt einige neue Funktionen wie einen Weckermodus, Infos über den Nahverkehr, besseres Siri, mehr Sicherheit und vieles mehr. Im Grunde die Grundausstattung, die man zu Beginn erwartet hätte. Immerhin, kaum jemand musste wirklich auf das Update warten, da die Uhr bisher ja kaum ausgeliefert werden konnte.

OS X 10.11 El Capitan – schneller und besser

OS X 10.11 El Capitan (Bildrechte: Apple)
OS X 10.11 El Capitan (Bildrechte: Apple)

Wie erwartet erhält OS X – El Capitan hauptsächlich Stabilitäts-Updates und Geschwindigkeits-Verbesserungen. Je nach Anwendung soll ein Zuwachs von 200 bis 400 Prozent möglich sein. Wir sind gespannt. Unter anderem wurden gestern folgende Verbesserungen live demonstriert:

  • Spotlight wird eine echte Suche und versteht nun auch sogenannte semantische Befehle, etwa „E-Mails, die ich bisher nicht beantwortet habe“
  • der Fullscreen-Modus für Apps unterstützt nun einen Split-View, so dass zwei Programme nebeneinander angezeigt werden können
  • Safari kann Tabs „anpinnen“, damit diese nicht geschlossen werden können – so eine Art Lesezeichen-Tabs.
  • Apropos Tabs: Safari zeigt in der Tab-Leiste nun an, welche Webseite gerade Musik oder Geräusche ausgibt – so kann diese schneller geschlossen werden
  • Die überarbeitete Notizen-App kann jetzt auch Listen verwalten und mit Bildern umgehen

Interessanterweise scheint es die Welt auch zu bewegen, dass OS X eine neue Schriftart „San Francisco“ bekommt – ich hätte es vermutlich sonst nicht einmal gemerkt. Außerdem werden das Festplattendienstprogramm, Airplay und viele andere Apps auf den neuesten Stand gebracht. Wir sind gespannt, wie gut El Capitan wirklich performt – gerade die etwas älteren Core2Duo-Macs sind mit Yosemite ja kaum noch zu bedienen. Es kann nur besser werden.

OS X 10.11 El Capitan ist seit gestern für Entwickler verfügbar – die öffentliche Beta startet ab Juli und der Endkunde bekommt den Kapitän irgendwann im Herbst. Benannt wurde OS X 10.11 übrigens vom gleichnamigen Felsmassiv im Nationalpark Yosemite, von dem Captain Kirk bei einer Klettertour während eines Landurlaubs abstürzte (oder noch abstürzen wird?). Gottseidank wurde er von Spock mit seinen Raketenstiefeln vorm sicheren Tod bewahrt – siehe Star Trek V – am Rande des Universums*.

Die App konnte im App Store nicht gefunden werden. 🙁

Unabhängig von Captain Kirks fast tödlichem Abenteuer – wann waren seine Abenteuer mal nicht (fast) tödlich – liegt bei El Capitan ( hier meine ich das Betriebssystem, nicht den Berg oder den abgestürzten Raumschiffkommandanten) der Vergleich zu Snow Leopard auf der Hand. Beim Sprung von Leopard zur verwandten Katze Snow Leopard war der Unterschied nicht allzu groß und das Hauptaugenmerk lag auf Performance-Steigerungen und Bugfixes, nicht auf der Einührung vieler neuer Funktionen. Da El Capitan im Yosemite-Nationalpark liegt, spiegelt hier die geografische Zusammengehörigkeit die nahe Verwandtschaft wieder – mit dem Berg als herausragendes massives und damit stabiles Wahrzeichen. Wir hoffen, dass OS X 10.11 diese Stabilität widerspiegelt.

iOS 9 – jetzt mit Multitasking

iOS 9 (Bildrechte: Apple)
iOS 9 (Bildrechte: Apple)

iOS 9 soll schneller und intelligenter werden. Siri wird auch semantischer, iOS schlägt Apps entsprechend der Tageszeit, des Aufenthaltsortes und der Gewohnheiten des Anwenders vor (das wird spannend und kann hoffentlich auch deaktiviert werden). Insgesamt sollen die Apps alle mehr miteinander interagieren.

Apple Pay kommt im Juli nach Europa – na gut fast – denn weiter als bis zum Vereinigten Königreich geht es zunächst nicht. In Deutschland müssen wir uns weiter gedulden. Auch andere Apps wir Notizen und Karten bekommen einige Updates und Verbesserungen. In einer neuen App namens News sammelt iOS 9 Nachrichten aus verschiedenen Quellen, wie Webauftritten von Tageszeitungen oder Blogs, und präsentiert sie uns in ansprechender Form. Bye bye Flipboard!
Neben Performance-Verbesserungen und einer bis zu einer Stunde längeren Akku-Laufzeit ist das Split-Screen-Multitasking wohl die größte iOS 9-Neuerung für das iPad. Zwei Apps lassen sich nun – wie von Windows 8 bekannt – nebeneinander verwenden. Auch die Benutzeroberfläche zum Wechseln zwischen Apps hat Apple überarbeitet: Die App-Vorschau ist jetzt deutlich größer geworden – zumindest auf dem iPad.

Craig Federighi stellt die Neuerungen von Apple Pay vor (Bildrechte: Apple)
Craig Federighi stellt die Neuerungen von Apple Pay vor (Bildrechte: Apple)

 

Auch iOS 9 erscheint im Herbst, ist weiterhin kostenlos und läuft auf allen Geräten, die auch iOS 8 unterstützen – also auch auf dem iPhone 4s und iPad 2 bei deutlich besserer Performance! Ab Juli wird es zum ersten Mal auch eine öffentliche Beta des mobilen Betriebssystems geben.

Notiz am Rande

Goodbye iPod: Immer mehr verliert der Media-Player seine früher herausragende Stellung bei Apple. Er musste auf Apples Webseite jetzt seinen eigenen Menüpunkt an Apple Music abtreten und wird nun dort als eine Möglichkeit, Musik zu konsumieren aufgelistet. Damit hat der iPod jetzt auch sehr offensichtlich nicht mehr denselben Stellenwert wie Mac, iPhone, iPad und Apple Watch. Das Apple TV findet man übrigens unter iPad-Zubehör.

Fazit

Nach den vielen Verschlimmbesserungen des letzten Jahres hoffen wir auch echte Performance-Steigerungen in OS X und iOS. Laut Apple sollen sich alle Geräte ab iPhone 4s und iPad 2 wieder fließend bedienen lassen – das wäre großartig. Auch der Splitscreen für das iPad ist toll – das können wir ja an Windows 8 sehen.

Die Updates der Apps auf allen drei Systemen sind viel Kosmetik und bringen die eine oder andere neue Spielerei mit sich. Die Erweiterung von Spotlight und Siri auf semantische Suchbegriffe wurde wirklich Zeit.

Apple kommt mit Apple Music sehr spät. Dank der drei kostenlosen Monate werden viele Apple User wohl einen Versuch starten –mehr Zeit bleibt Apple aber nicht, um zu zeigen, warum man besser als Spotify und Co. ist. Ich sehe bisher keinen echten Mehrwert. Insbesondere wenn ich an die bisherige (miese) Qualität von Apple Software auf Nicht-Apple-Geräten denke (Safari, Quicktime und iTunes), sehe ich da doch etwas schwarz.

Das „One more Thing“ für Gamer

Metal (Bildrechte: Apple)
Metal (Bildrechte: Apple)

Die mit iOS 8 vorgestellte Grafik-Schnittstelle Metal wird mit El Capitan fester Bestandteil von OS X. Mit ihr sollen Entwickler näher an der Grafik-Hardware programmieren können , was vor allem der Spiele-Performance zugute kommen soll. Aber auch grafikintensive Anwendungssoftware soll von Metal für Mac profitieren. Adobe, Autodesk und The Foundry sind bereits mit an Bord.

So steigert sich die Renderingleistung im Vergleich zu Yosemite um bis zu 50 Prozent und soll dabei die CPU bis zu 40 Prozent weniger beanspruchen als mit OpenGL. Epic Games berichtet während der Keynote sogar davon, dass man beim kommenden Spiel Fortnite eine Performance-Steigerung von 70% hingekommen hat.

Epic Games präsentiert die Metal-optimierte Grafik in Fortnite (Bildrechte: Apple)
Epic Games präsentiert die Metal-optimierte Grafik in Fortnite (Bildrechte: Apple)

Apple arbeitet hierfür eng mit verschiedenen Spiele-Studios wie Blizzard, Feral, Aspyr, Campo Santo und 2K zusammen. Es gibt sogar Unterstützung durch die Spiele-Engines Unreal und Unity. Die Lücke zu DirectX schließt sich.

Auch für iOS 9 gibt es viele Verbesserungen, die Spiele-Apps zugute kommen werden. So führt Apple diverse neue Tools ein, um die Spielperformance auf iPhone und iPad zu steigern. Neben SceneKit und SpriteKit stehen den Entwicklern jetzt auch ReplayKit für InGame-Replays, GameplayKit für Künstliche Intelligenz und Model I/O als Physikengine und für bessere Lichteffekte zur Verfügung.
Wir freuen uns auf viele neue und verdammt gute Spiele für Mac, iPhone und iPad.

Wer sich die Keynote in Ruhe selbst anschauen möchte, kann das hier tun: WWDC 2015 Keynote.

1Kommentar David: Apple hat immer geklaut – also sich bestimmte Funktionen und Konzepte von Konkurrenten oder kleinen Innovationsschmieden angeeignet. Nicht umsonst gibt es viele, langwierige Rechtsstreitigkeiten aufgrund von verletzten Patenten. In der Regel verbessert Apple die Ideen der Mitbewerber und setzt sie in den eigenen Produkten um. Das ist nichts Neues. Das machen auch andere Unternehmen der Branche. Wenn man sich bei Apple schämen sollte, dann spätestens seit dem Einsatz einer grafischen Benutzeroberfläche. Nichtsdestotrotz sollte die Innovationskraft der „beklauten“ Unternehmen anerkannt werden – auch finanziell. Vielleicht hat sich Pebble die erwähnte Time-Travel-Funktion patentieren lassen. Ich gehe aber davon aus, dass Pebble noch viele weiter innovative Ideen in der Schublade hat, um den Vorsprung im Smartwatch-Markt zu halten.

[UPDATE: 11.06.2015] Apple hat inzwischen die Preise für Deutschland bekannt gegeben. Die Dollar-Preise entsprechen 1:1 den Euro-Preisen. Wir haben das angepasst.