iTunes 8: Genius wenig genial
Ich mag iTunes 8. Obwohl ich einige Bedenken gegenüber dem Preisgeben meiner Hörgewohnheiten gegenüber Apple habe, habe ich auch die Genius-Funktion eingeschaltet. Und siehe da: Ich mag auch sie und pfeife auf meine geheimen Hörgewohnheiten. „Genius“ heißt zu deutsch „genial“, und ich ging bis eben gerade auch davon aus, dass die Funktion genial sei. Heute früh hatte ich Bock auf ein bisschen harten Rock zum Wachwerden und klickte einen Titel an, um mir eine Genius-Liste zu erstellen. Doch dann kam das:
Ach was? Genius kennt AC/DC nicht? Ich verfuhr, wie mir geheißen und aktualisierte Genius und probierte es noch einmal. Nada. Kein Erfolg. Also ging ich der Sache auf den Grund: Die drei AC/DC-Alben, die ich habe, unter anderem auch „Highway to Hell“, habe ich von einer CD importiert, als diese auch bei den Käufern noch als das Nonplusultra des Musikvertriebs galt (also vor Einführung des iTunes Music Stores im Jahr 2004). Bis heute aber findet sich kein einziges AC/DC-Album im iTunes-Store.
Auch bei der besten Band der Welt, also den Ärzten, versagt das geniale Genius. Ärzte im iTunes-Store? Fehlanzeige. Denn für die Ärzte gibt es bekanntlich äTunes. The Sisters of Mercy sind ebenfalls unbekannt. The Watchmen trifft das gleiche Schicksal. Und auch – die Beatles.
Genius sei, so Apple vollmundig auf der iTunes-Seite, eine „brillante Methode zum Erstellen perfekter Wiedergabelisten. Spiel einen Song ab, klicke auf „Genius“, und iTunes erstellt eine Wiedergabeliste mit weiteren Songs aus Deiner Mediathek, die gut zu dem Song passen.“ – Moment mal. Nicht aus meiner Mediathek, sondern aus dem iTunes Store. Und außerdem, wie kommen die dazu, mich einfach zu duzen? Ich bin 36 Jahre alt und verbitte es mir, ungefragt von einem weltweit operierenden Konzern geduzt zu werden.
„Genius Wiedergabelisten lassen Dich Songs in Deiner Mediathek entdecken“, so heißt es weiter, „von denen Du gar nicht wusstest, dass Du sie hast. So entdeckst Du vergessene Lieblingshits wieder neu.“ Jaaaa, sicher. Und außerdem entdeckt man noch nicht vorhandene, potenzielle Lieblingshits in der zu Genius gehörenden Seitenleiste. Und per Klick kann man den dann auch gleich kaufen. Das liest sich dann so: „Während Du Dich neu mit der Musik beschäftigst, die Du schon hast, überlasse es Genius, Dir neue Musik nach Deinem Geschmack vorzustellen. Du wählst Songs in Deiner Mediathek aus, gleichzeitig zeigt die Genius Seitenleiste Songs aus dem iTunes Store an, die dazu besonders gut passen.“